Schellmann – Bischoff: Schwarz weiß, wo der Hase läuft

Klaus Bischoff nach 30 Jahren Anlauf erstmals Einzelmeister im klassischen Turnierschach
Von Hartmut Metz
Titel hat Klaus Bischoff schon zahllose gehamstert, vor allem auf nationaler Ebene: Im Blitzschach mit fünf Minuten Bedenkzeit ist der gebürtige Ulmer sogar deutscher Rekordchampion. Mit Bayern München und der Solinger SG heimste der 52-Jährige überdies zig Titel ein – nur nationaler Einzelmeister im klassischen Turnierschach mit langer Bedenkzeit konnte Bischoff nie werden. Das änderte sich jetzt in Saarbrücken. „Für diesen Titel habe ich 30 Jahre Anlauf gebraucht. Anfang der 80er Jahre habe ich in Bad Neuenahr das ersten Mal mitgespielt“, freut sich der Katernberger Bundesligaspieler, dass es endlich klappte. Dank eines Remis in der Schlussrunde gegen seinen bis dahin schärfsten Rivalen, Felix Graf, blieb Bischoff auch nach der neunten Runde in Front. Mit 6,5:2,5 Punkten verwies er gleich sieben Verfolger um einen halben Zähler auf die Plätze. Der Hockenheimer Rainer Buhmann und Graf (Bayern München) sicherten sich die Medaillen. Die vom Deutschen Schachbund (DSB) geförderten „Schachprinzen“ wie Alexander Donchenko (Gießen), Rasmus Svane (Hamburg) und Dennis Wagner (Hockenheim) durften ebenfalls mit sechs Punkten und ihrem Abschneiden hinter dem alten Hasen Bischoff zufrieden sein.
Das galt für Daniel Fridman nicht. Der Topfavorit vom SV Mülheim-Nord unterlag Bischoff nach einem groben Patzer mit Weiß und musste sich mit Rang neun und 5,5 Zählern bescheiden. „Ich hatte einen guten Lauf. Mein Schwarz-Sieg gegen Daniel Fridman in der vierten Runde war die Initialzündung“, glaubt Bischoff. Fröhlich lachend schiebt der beliebte Kommentator nach: „In ein, zwei Partien hatte ich Glück – aber mit Pech gewann noch niemand in den 30 Jahren die Meisterschaft.“
In der zweiten Runde des Turniers bezwang Bischoff den blinden Frank Schellmann. Der Vertreter des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenschachbundes zeigte ansonsten eine starke Leistung und holte beachtliche 4:5 Punkte im Feld der 42 Teilnehmer.

W: Schellmann S: Bischoff
1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.c3 Sc6 5.Sf3 Ld7 6.Le2 Sge7 7.Sa3 cxd4 8.cxd4 Sc8 9.Sc2 Die Umgruppierung hat den Vorteil, dass der Springer zum einen d4 mit überdeckt, zum anderen kann er sich auch langfristig vielleicht in einen Angriff einschalten: Über e3 und g4 blickt der Schimmel dann rasch nach f6 oder h6. Le7 10.0–0 a5 11.a4?! Das überlässt Schwarz auf Dauer den Vorposten b4, den Bischoff leichter besetzen kann als Weiß den auf b5. Sb4 12.Sfe1 Sxc2 13.Sxc2 Db6 14.f4 Sa7 15.Kh1? 15.f5! überzeugt mehr. exf5 16.Se3 Sc6 17.Sxd5 Dxd4+ (Dd8 18.Sxe7 Dxe7 19.Ta3 0–0 20.Tg3 g6± ist für Weiß klar besser) 18.Dxd4 Sxd4 19.Sc7+ Kf8 (Kd8 20.Sxa8 Sxe2+ 21.Kh1 Lc6 22. Le3 sorgt dafür, dass der Springer aus dem Eck entkommt. Und 21…Sxc1 (statt Lc6) 22.Taxc1 Lc6 23.Tcd1+ Ke8 24.Sc7+ Kf8 25.Txf5 ist auch nicht ersprießlich) 20.Sxa8 Sxe2+ 21.Kh1 Sxc1 22.Taxc1 Lc6 23.Txf5 g6 24.Tff1 Ld8 25.Tc4 Ke7 26.Td4 Ke6 27.Tfd1 Le7 28.Sc7+ Kxe5 29.T4d3 und Weiß steht etwas besser, obwohl das Läuferpaar plus Bauer Schwarz etwas Kompensation gibt. Sc6 16.Tf3 f5 17.exf6 17.Ld2 0–0 18.Lc3 führt zu einer ausgeglichenen Stellung. Lxf6 18.f5? 18.Ld2 0–0 19.Lc3 ist immer noch in Ordnung für Weiß. 0–0 Der Computer greift gierig zu und gibt den Bauern nicht mehr: exf5 19.Ld3 Se7 (0–0 20.Lxf5 Lxf5 21.Txf5 Tad8 22.Le3 Tf7 sieht auch gut aus für den Nachziehenden). 19.fxe6 Lxe6 20.Te3?! 20.Taa3 Sb4 21.Sxb4 axb4 22.Tad3 Lg4 23.Tf2 Lxe2 24.Txe2 ist für Schwarz vorteilhaft, aber noch lange nicht partieentscheidend. Lf5 21.Ld3 Lxd4 22.Lxf5? 22.Tf3 bietet mehr Widerstand: Lxd3 23.Txd3 Lc5 24.Le3 Lxe3 25.Sxe3 d4 26.Sc4 Dc5 27.Sd2 Dd5 28.Sf3 Tad8 und Weiß kann trotz des Minusbauern noch kämpfen. 24.Txd5? Tf2 25.Lg5 Taf8 26.Lh4 T2f7 27.Td7 (27.Tb1 Da6! 28.h3 Tf1+ 29.Dxf1 Txf1+ 30.Txf1 Dxf1+ 31.Kh2 Lg1+ 32.Kg3 Df2+ 33.Kg4 Dxg2+ mit baldigem Matt) Dxb2 28.Txf7 Txf7 29.Lg3 h6 30.Tb1 Da2 und Schwarz behält langfristig die Oberhand. Txf5 23.Sxd4? 23.Te1 schützt die nun verletzliche Grundlinie. Dxd4 24.Td3? Darauf hatte sich Schellmann verlassen. Taf8 0:1. Weiß verliert zu viel Material: 25.Le3 (25.Txd4 Tf1+ 26.Dxf1 Txf1 matt) Tf1+ 26.Dxf1 Txf1+ 27.Txf1 Dxd3.

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