Tiefschlag für Naiditsch trotz des Titelgewinns mit den Elsässern
Giri – Fressinet: Weiß wickelt rasch ab in ein gewonnenes Endspiel

Von Hartmut Metz
Geld schießt keine Tore“, hat es früher einmal geheißen. Die alte Sportler-Weisheit mag zu Amateur- zeiten gegolten haben, im Profisport setzen sich besser dotierte Teams jedoch überproportional oft durch. Das gilt im Schach genauso wie im Fußball. Seit zehn Jahren dominiert die OSG Baden-Baden die Bundesliga dank der Unterstützung von Wolfgang Grenke. Weil seine Grenke-Leasing AG unter anderem auch in Frankreich agiert, unterstützt die Firma aus der Kurstadt den grenznahen Klub CE Bischwiller mittler- weile ebenso. Die Elsässer beherrschten deshalb im Stile der OSG Baden-Baden die Meisterschaft. Sie gewannen beim „Top 12“-Turnier, das anders als die Bundesliga in knapp zwei Wochen durchgezogen wird, alle elf Begegnungen. Das entscheidende Match gegen Mitfavorit Clichy endete 2:1 (die Franzosen zählen bei ihren Endergebnissen nur die Einzelsiege und lassen die Unentschieden außer Acht). Mit 33 Punkten sicherte sich das Team um die Baden-Badener Etienne Bacrot, Arkadij Naiditsch und Philipp Schlosser den Titel vor Clichy (31) und Bois-Colombes (28).
Wacker schlug sich der frühere elsässische Vorzeigeklub CE Straßburg (25), der ohne Stars Rang vier belegte.
Völlig von der Rolle war Naiditsch. Die deutsche Nummer eins büßte durch 3:6 Zähler 32 Elo-Weltranglistenpunkte ein und dürfte im Juli-Ranking aus den Top 50 fallen. Momentan steht der Sandweierer noch auf Platz 29. Bacrot (6,5:3,5) und Schlosser (3,5:1,5) schnitten gemäß ihrer Erwartung ab. Herausragend agierten der Österreicher Markus Ragger (7:1) und Spitzenspieler Anish Giri. Der Niederländer mit nepalesischen Wurzeln, der morgen 21 Jahre alt wird, holte 8:2 Punkte. Vor allem sicherte er zusammen mit Bacrot den 2:1-Erfolg über Clichy. Der Weltranglistenzehnte Giri bezwang Laurent Fressinet.

W: Giri S: Fressinet
1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.cxd5 exd5 5.Lg5 Le7 6.e3 c6 7.Ld3 Sbd7 8.Sge2 h6 9.Lh4 Sh5 10.Lxe7 Dxe7 11.0–0 0–0 12.Dd2 Te8 13.Tae1 Sb6 14.Sc1 Dg5 15.f3 Lf5 16.Lxf5 Dxf5 17.e4 Sc4 18.De2 Dg5 19.Df2 Sf4
Droht das „Familienschach“ auf h3. 20.Kh1 Dd8 21.e5 c5?! Die erste Ungenauigkeit. Tc8 gefällt dem Rechner besser. 22.b3 cxd4 Sa3 23.dxc5 Da5 24.S3e2 Sxe2 25.Txe2 Sb5 26.f4 Tad8 mit etwas besserem Spiel für Giri. 23.Dxd4 Dg5!? 24.g3 Se6 25.Df2 25.Dxd5? verbietet sich wegen Se3 mit Qualitätsverlust. Sb6 26.f4 De7 27.f5 Sg5 28.Dd4 Tac8 29.Sd3 Weiß steht klar besser wegen der gefährlichen Bauern auf e5 und f5, während der d5–Bauer des Nachziehenden ein Schwachpunkt ist. Ted8?! Der Deckungszug wirkt logisch. Dd7!± ist jedoch Pflicht, um das lästige Sb5 zu verhindern.

30.Sb5! Sc4? Fressinet macht die Partie taktisch – der Zug hat indes einen Haken. 31.Sf4? Das von Schwarz geplante 31.bxc4 dxc4 kontert Weiß mit 32.Sd6! cxd3. 33.h4! hatten beide Großmeister vermutlich bei dem Abspiel nicht im Fokus. Der Springer wird auf ein schlechtes Feld getrieben, danach mangelt es Schwarz an ausreichendem Gegenspiel. Sh7 34.Sxc8 Txc8 (De8 widerlegt nun schnöde 35.Sd6) 35.Dxd3+–. Gleich 33.Sxc8 bringt nichts wegen De8!! 34.Df2 (34.De3?? Dc6+ 35.Kg1 Sh3 matt oder 35.De4 Dxe4+ 36.Txe4 Sxe4 37.Sd6 d2! 38.Kg2 – beziehungsweise 38.Td1 Sf2+ 39.Kg2 Sxd1 – Sc3) 34…Txc8 35.Dg2 Tc2 36.Dd5 d2 37.Td1 Dc6 38.Dxc6 bxc6 39.Kg2 Se4 40.Tf3 Tc1 41.Tff1 Tc2 und wegen der Drohung Sc3 muss Weiß die Züge wiederholen. Sa3? Db4! hält die Stellung am Leben. 32.Sd6 Sf3! 33.Dd1 Sxd6 34.Sxd5 Dc5 35.Se7+ Kf8 36.Dxf3 (36.Sxc8 sieht nur im ersten Moment gut aus: Sxe1 Nun scheitert 37.Sxd6?? an Dc6+ 38.Kg1 Dg2 matt) Kxe7 37.f6+ Kf8 38.fxg7+ Kxg7 39.exd6 Dc6 40.Dxc6 Txc6 41.Te7 Tcxd6 42.Tfxf7+ Kg6 und im Turmendspiel steht Weiß überlegen, Schwarz hat aber durchaus noch Remischancen. 32.Sd6 Sc2 33.Sxc8 Dd7 34.Dd1 Txc8 Sxe1 35.Sd6 Sef3 36.Txf3 Sxf3 37.Dxf3 gewinnt Giri mit zwei Springern für einen Turm leicht. 35.Dxd5 Dxf5 36.e6 fxe6

37.Txe6! Dxd5+ 38.Sxd5 Kh7 Sxe6 39.Se7+ Kh7 40.Sxc8 entscheidet mühelos. 39.Te7 Sd4 40.Tc7 Td8 41.Sf4 Mit Qualität weniger und dem unvermeidlichen Bauernverlust am Damenflügel streckte Fressinet nach der Zeitkontrolle die Waffen. 1:0.

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