Rochade-Spitzenspieler Hartmut Metz (Bild li.) noch frohgemut vor dem ersten Zug im Halbfinale gegen Jürgen Möldner. Der frühere Kuppenheimer Christof Herbrechtsmeier (Bild re.) agierte in der ersten Runde clever, danach aber zu zahm.

Hartmut Metz verpasst Einzug ins Endspiel gegen Pfälzer Möldner
Von Hartmut Metz

Hartmut Metz hat zum ersten Mal den Sprung in das Halbfinale des deutschen Einzelpokals geschafft. Doch der Spieler der Rochade Kuppenheim verpasste dann in der Verlängerung den Einzug ins Endspiel. Gegen Jürgen Möldner (SK Landau) remisierte der vierfache badische Pokalsieger in Halle/Saale die Turnierpartie. (Partien online) Im Sweschnikow fühlte sich Metz nicht wohl und nutzte eine Ungenauigkeit des Pfälzers zum Remisangebot, das dieser akzeptierte. Im Stichkampf in zwei Blitz-Duellen hatte Metz verdientermaßen das Nachsehen. Die erste Partie verlief am Schluss dramatisch: Möldner opferte einen Läufer und schien mit nur noch vier Sekunden auf der Uhr gerade noch rechtzeitig das Matt mit der Schwerfiguren-Batterie zu schaffen. Metz überlegte verzweifelt mit zwölf Sekunden, wie er das Matt hinauszögern kann – ein „sinnvolles“ Damenschach kam ihm nicht in den Sinn. So opferte er einen Turm auf der sechsten Reihe, damit Weiß einen Zug mehr machen muss. Trotzdem reichte es Möldner – mit einem Damenopfer auf e1 mit Schach wäre jedoch der Turm auf f1 entscheidend abgelenkt gewesen und die Entscheidung hätte mindestens 20 Züge gedauert. In vier Sekunden niemals zu schaffen. In der zweiten Begegnung spielte Metz forsch nach vorne – stellte aber auch bald einen Turm ein. Der Rest war chancenloses Ziehen und Hoffen auf ein Wunder, das nicht mehr eintrat. Möldner verlor das Finale des Dähne-Pokals auch erst in der Verlängerung gegen Vitali Braun mit 1:2. Der Braunschweiger verdiente sich den Erfolg, weil er Topfavorit Hagen Poetsch im anderen Halbfinale in Zeitnot gekonnt ausgetrickst hatte.
Christof Herbrechtsmeier (Emmendingen) schied im Viertelfinale gegen Poetsch (Wiesbaden) aus. Der frühere Kuppenheimer spielte von Beginn an zu zahm und remisierte die restlichen Partien. In der ersten Runde war der Friedensschluss immerhin wohlbegründet: „Herbie“ verzichtete sogar aufs Blitz! Grund: Weil zwei Teilnehmer kurzfristig abgesagt hatten, gab es einen „Lucky Loser“, der dank der niedrigsten Startnummer bei einem Remis ins Achtelfinale gelangt – null Risiko für den amtierenden badischen Pokalsieger, der die Nummer eins zugelost bekommen hatte. In der zweiten Runde teilte der künftige Emmendinger Verbandsligaspieler den Zähler mit Georg Heinz und verpasste dem Gerichtsvollzieher im Blitz mit einem 1,5:0,5 den „Kuckuck“. Anschließend war der einmal mehr blendend vorbereitete hessische IM Poetsch (Elo 2449) zu stark. Weil sich für die Verlierer ein Schweizer-System-Turnier anschloss, ging es für alle weiter. Mit zwei Punkten wurde Herbrechtsmeier indes nur 17.
Die badische Bilanz gegen Hessen glich Metz mit seinem Sieg über Michael Stockmann aus. Der fiel aber alles andere als souverän aus: Der Schönecker machte 38 Züge lang Druck. Schwarz kämpfte in der ihm wenig vertrauten Slawisch-Partie verzweifelt um den Ausgleich – und als Stockmann einen Bauerngewinn witterte, kam der Konter. Ein Springer auf g5 griff einen Turm auf e4 an und drohte auf f3 eine Familiengabel auf Kg1, Dh4 und Te1! Die Qualität wollte Weiß mit Te4-f4 preisgeben – doch ein Damenopfer auf f4 nebst Sh3+ und Sxf4 gewann einen ganzen Turm, weshalb Stockmann aufgab.
Tags zuvor hatte Metz zwei Mammutpartien mit insgesamt 150 Zügen in mehr als zehn Stunden erfolgreich absolviert: Volodmyr Ozeran verteidigte zwar in der Runde der letzten 32 ein Unentschieden, aber der Dessauer zog im Blitz mit 0,5:1,5 den Kürzeren. Mit unermüdlichem Kampfeinsatz rang der an Position vier gesetzte Metz auch den Bremer Wolfgang Müller noch nieder. In einer Französisch-Variante hatte Schwarz zeitweise vier Bauern für einen Springer. Letztlich sammelte Metz die meisten ein und musste in Zeitnot doch einen Springer geben. Das Endspiel mit Turm, Springer und g- und h-Bauer gegen h-Bauer war einfach zu halten, zumal Schwarz auch den letzten Turm tauschen konnte. Doch stattdessen zog Müller seinen h-Bauern in der Schnellschach-Phase (nach 90 Minuten gab es 15 Minuten dazu und jeweils 30 Sekunden) nach h4 vorne, wo er ein Opfer der weißen Figuren wurde – und der schwarze Springer war ebenso gleich weg.
Nach dem Halbfinal-K.o. hätte der Rochade-Crack noch Dritter werden können als Bester des Schweizer-System-Turniers, verlor jedoch in der letztlich eigentlich bedeutungslosen fünften Runde ungewohnt schnell in seiner Leib-und-Magenvariante im Caro-Kann gegen Poetsch. Der IM, der bisher zweimal gegen Metz remisiert hatte, spulte die Variante herunter. In äußerst schwieriger, sicher verlorener Stellung nahm Metz einen Bauern auf h4 mit dem Läufer – und bedachte nicht, dass die Dame von a4 nach h4 deckt … Das Leid in der Partie war zu Ende und Platz sieben die Folge mit drei Punkten.
„Der erstmalige Einzug ins Halbfinale ist ein schöner Erfolg – aber wenn man so nah dran ist, will man natürlich auch ins Finale und den Dähne-Pokal gewinnen“, kommentierte der mittelbadische Rekord-Bezirkspokalsieger sein jähes Aus im Halbfinale. Immerhin kann der Viertelfinalist von 2009 und 2011 im nächsten Jahr einen erneuten Anlauf starten: Mit dem jüngsten Einzug ins badische Endspiel ist Metz bereits wieder als einer von zwei Badenern für die deutsche Endrunde qualifiziert. Seinen Mitstreiter in Halle und Mannschaftskameraden beim Schweizer Topklub Riehen, „Herbie“, hatte er wenigstens kurz vor dem deutschen Wettbewerb im badischen Halbfinale im Blitz geschlagen.