Schwarz – Marquardt: Theorie- experte Schwarz mit Weiß am Zug setzt praktisch Matt

Nachruf: Rolf Schwarz verfasste mehr als 30 beliebte Bücher
Von Hartmut Metz
Die neuesten Schachpartien und aktuellsten Eröffnungen verbreiten sich heutzutage in Windeseile rund um den Globus. Datenbanken werden oft sinnlos gefüttert mit Duellen von Patzern. Fünf Millionen Partien tragen so bei Amateuren oft zur Verwirrung bei – und stehlen manchem Profi die Zeit, weil er sie auch anschauen muss, um in dem „Mist“ manchmal vielleicht doch eine Eröffnungsperle zu finden. Die förderte Rolf Schwarz ab den 50er Jahren direkt ans Tageslicht. Der Berliner gründete nicht nur 1947 Lasker Steglitz und zählte mit dem späteren deutschen Meister Rudolf Teschner und Heinz Lehmann zu den namhaftesten Spielern des Hauptstadt-Traditionsklubs. Der 87-Jährige, der Ende März kurz nach seinem Geburtstag starb, wurde vor allem als Eröffnungsbuchautor und Lehrmeister vieler Amateure berühmt.
Der Lehrer für Mathematik, Geschichte und Deutsch begann seine schriftstellerische Karriere 1951 im Sportverlag. Auf die Monografie über die „Französische Verteidigung“ folgte zwei Jahre später ein Band zusammen mit dem Ostberliner Hans Platz: Die 540 Seiten über die „Sizilianische Verteidigung“ verkauften sich rund 16 000 Mal! Inzwischen sind Schachbücher schon fast Besteller, wenn sie eine vierstellige Auflage schaffen!
Wie der gebürtige Gaggenauer Harald Fietz im neuesten „Schach-Magazin 64“ schreibt, wechselte Schwarz 1958 zum „führenden deutschen Schachverlag, dem Schach-Archiv aus dem Haus Kurt Rattmann in Hamburg“. In seiner legendären grünen Reihe gab Schwarz als wohl meist verkaufter deutscher Schachautor hinter dem legendären Dr. Siegbert Tarrasch (1862-1934) weitere 22 Bände heraus. Der spätere Gymnasial-Rektor setzte in den 80er Jahren seine Autorenkarriere beim dann sehr beliebten Heidelberger Schmaus-Verlag fort. Dort erschienen unter anderem Abhandlungen über das „Morra-Gambit“ und vor allem die heute so beliebte „Sweschnikow-Variante“ – vor 30 Jahren war sie noch ein unterschätztes zartes Pflänzchen, das Rolf Schwarz hegte und pflegte.
Der Berliner Haudegen mochte am Brett weniger das subtile, langwierige Manövrieren. „Wenn sich wie bei Nimzowitsch alles ineinander verschachtelte, dann bin ich lieber heimgegangen“, gestand er vor zehn Jahren bei einem Treffen der Berliner Lasker-Gesellschaft. Mehr entsprachen folglich Partien wie die nachstehende seinem Geschmack als Gambit-Freund. Schwarz spielte in der Partie 1950 in Berlin mit Weiß und setzte Christian Marquardt in nur 16 Zügen matt. Dabei kam Rolf Schwarz bereits sein Eröffnungswissen zugute.

W: Schwarz S: Marquardt
1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.f4 Lg7 7.e5!? dxe5 Sh5 ist besser. Das ambitionierte 8.g4? scheitert nun an Sxf4! 9.Lb5+ (9.Lxf4 dxe5 gewinnt die Figur sofort zurück) Sd7 10.exd6 Sh3 11.Le3 e5! 12.Sde2 0–0 und Weiß steht bescheiden mit offenem König sowie schwachen Bauern auf g4 und d6. 8.fxe5 Sd5? Ein anfängerhafter Fehler. Sfd7 geht noch: 9.e6 Se5 10.exf7+ Kxf7 11.Le2 Tf8 12.0–0+ Kg8 13.Txf8+ Dxf8 14.Le3 Sbc6 Weiß steht nur leicht überlegen. Bei 9…fxe6 erzwingt 10.Sxe6 Lxc3+ 11.bxc3 Da5 12.Ld2 Sc6 13.Lb5 Sd8 mit gewissem Vorteil für Weiß. 13…Sf6!? ist interessant, aber nicht ausreichend: 14.c4 Da3 15.Sc7+ Kf7 16.Lxc6 bxc6 17.Sxa8 Lg4 18.Dc1 Dc5 19.h3 Le6 20.Le3 De5 21.0–0 Txa8 22.Te1 mit weißer Gewinnstellung angesichts der Qualität mehr. 9.Lb5+ Kf8 Dem Nachziehenden bleibt keine Wahl: Ld7? unterbricht die Deckung des Springers durch die Dame: 10.Sxd5 Lxb5 11.Sxb5 Da5+ 12.b4 Dxb5 13.Sc7+ Kf8 14.Dd8+ De8 15.Dxe8 matt. Zudem kostet 9…Sc6 10.Sxc6 bxc6 11.Lxc6+ ebenfalls Haus und Hof. 10.0–0 Lxe5 Sxc3? führt umgehend zum Matt: 11.Se6+ Lxe6 12.Dxd8 matt. 11.Lh6+ Kg8 12.Sxd5 Dxd5

13.Sf5! 13.Sf3 reicht ebenso, aber wirkt nicht ganz so hübsch wie der Textzug. Dc5+ 14.Kh1 Lc7 15.Sg5 Dxb5 (Lf5 erlaubt 16.Le8 Le6 17.Sxe6) 16.Txf7 Sd7 17.Df1 Dxf1+ 18.Taxf1 und das Matt auf f8 folgt. Dc5+ Dxd1 erlaubt die Pointe 14.Sxe7 matt. 14.Le3 Dc7 15.Sh6+ Kg7 16.Txf7 matt.

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