Amüsanter zweiter Band von Manfred Herbold / Metz mit Partien und „Schachlexikon Att bis Zatt“ vertreten

Sind Schachspieler nicht alle ein bisschen Gaga? Mit einer Lady muss man da nicht singen oder diese gar stumpfsinnig in Weiß oder Schwarz übers Brett ziehen, um vom „Schachtherapeuten“ den gelinden Verdacht bestätigt zu bekommen. Manfred Herbold nimmt die Szene mit seinem zweiten Band „Der Schachtherapeut – Reloaded“ wieder auf die Schippe. Vielleicht lernt der Leser dabei weniger als bei anderen Werken über das königliche Spiel – selten aber lernt man so amüsiert. Der Candidates Master, der sich einst in unglaubliche Höhen von bis zu 2240 Elo hievte, nimmt den Patienten mit in die „Pattologie“. Der selbsternannte Schachtherapeut muss auch Warnungen vor „Selbstbestattungen“ aussprechen. Kuriose wie unterhaltsame Wendungen bieten beide Kapitel des heiteren Werks. Genauso natürlich wie die „Hall of Luck“ und die „Hall of Shame“. Der englische Schriftsteller William Somerset Maugham würde dazu sagen: „Es ist ein großer Trost, andere dort scheitern zu sehen, wo man selbst gescheitert ist.“ Mit derlei wundervollen Zitaten garniert Herbold seine Kapitel – und dazu gesellen sich stets die gelungenen Karikaturen von Fränk Stiefel.

Manfred Herbold: Ab auf die Couch – reloaded

Manchmal geht es auch etwas ruhiger auf den 220 Seiten zu, wenn gute Läufer oder Springer gegen schlechte Läufer in den Mittelpunkt rücken. Letztlich bevorzugt der im richtigen Leben als Schullehrer praktizierende Kurpfälzer jedoch schneidige Attacken und holte durch mutiges Spiel schon manchen großen Skalp – auch davon kündet die Reloaded-Version. Im zweiten Teil legt der Schachtherapeut Bekannte und Freunde auf seine Couch und lässt sie dort als Gastautoren palavern. Etwa Franz Jittenmeier von www.chess-international.de. Mit Ruhrpott-Schnauze fabuliert er als „Peule“ über allerlei abstruses Vereinsgeschehen in der Kreisliga A und mit dem Köter seines Kumpels Friedhelm Stoppelkötter, der beim Gartenschach schon mal die h-Linie zuscheißt. Der Kuppenheimer Hartmut Metz redet sich ebenfalls auf der Couch frei mit seinem einst kreierten „Lustigen Schachlexikon von Att bis Zatt“, das zahllose Schachbegriffe von Scheinopfer bis Tempo abstrus erklärt. Erst erschien das in der legendären Kuppenheimer Vereinszeitung „Rochade Express“, später dann auf der Homepage. Weil der FM auch schon den ersten Band von Herbold unterstützte, bekam er als Gnadenbrot wohl auch die Gelegenheit, zwei seiner Lieblingspartien (eine gegen Helmut Wolf und einen seiner Siege über Großmeister Michael Prusikin) zu präsentieren.
Auch wenn „Der Schachtherapeut – Reloaded“ nicht den Humor jedes ernsten Schachspielers treffen wird – jene aus den weniger ambitionierten Ligen werden sich über solch ein Schachbuch als Geschenk mehr freuen als über in Buchform gegossene dröge Eröffnungstheorie-Kost. Dummerweise droht Herbold mit weiteren Bänden. Gar bis zu vier sollen es werden! Aber fürchten wir den „Matrix“-Fan vorerst nicht – denn auch der Schachtherapeut weiß nur zu gut: Die Drohung ist stärker als ihre Ausführung!

Manfred Herbold, „Der Schachtherapeut – Reloaded“ (Band 2), Eigenverlag, 220 Seiten, 19,80 Euro.
Das Buch kann im Fachhandel oder direkt bei Manfred Herbold bestellt werden unter: www.schachtherapeut.de