Hug – Hort: Ein schwarzer Hebel setzt Weiß außer Gefecht

Jubilar Vlastimil Hort kommentiert mit Partner Pfleger die schönsten Partien der jüngeren Schach-Geschichte: Neue DVD
Von Hartmut Metz
Vlastimil Hort feiert heute seinen 70. Geburtstag (Fortsetzung der Schachspalte vom vergangenen Sonntag). Der ehemalige Weltklasse-Großmeister feierte zahlreiche Erfolge: Der sechsfache tschechische Einzel-Meister wurde nach seiner Flucht vor dem Kommunismus nicht nur dreimal deutscher Meister. Noch wertvoller sind seine vielen internationalen Siege, darunter zweimal in Dortmund (1982, 1985). Zudem stellte Hort 1985 mit einem Simultan gegen 636 Gegner eine Bestleistung auf, die ins „Guinness-Buch der Rekorde“ einging. Als Bestmarke galt auch sein Blindsimultan gegen starke Gegner 1977 in Reykjavik. Nach der Darbietung ohne Ansicht der Bretter und Figuren befand Hort: „Das Schwierigste ist, die Züge wieder aus dem Gedächtnis zu radieren.“ Die deutschsprachigen Fans haben ihn als Kommentator ins Herz geschlossen.

“Siamesische Zwillinge”: GM Dr. Helmut Pfleger und GM Vlastimil Hort (Fotos: Chessbase)

Der vieljährige Bundesligaspieler der SG Köln-Porz paart unterhaltsamen Plauderton mit tschechischer „Schwärmut“ und sprachlicher Klangfärbung. Als das königliche Spiel noch bis 2005 im Fernsehen kam, stand Hort einmal im Jahr in der WDR-Sendung „Schach der Großmeister“ auf der großen Bühne. Zusammen mit Partner Helmut Pfleger kommentierte er das Duell zweier Asse so, dass es auch der größte Patzer kapierte und Spaß daran fand. „Vlastimil versteht es seit jeher einzigartig mit seinem Humor, die Schachspieler zu unterhalten und zu fesseln. Er ist landauf, landab sehr beliebt“, bekennt Pfleger, der dank seiner Kolumnen in der „Zeit“ selbst zum Publikumsliebling avancierte. „Unser Erfolg ist sehr einfach zu erklären: Im übertragenen Sinne erinnerten wir an siamesische Zwillinge“, glaubt Hort und schätzt an seinem gleichaltrigen TV-Partner das „Schachwissen und seine Eloquenz“.
Die Fans dürfen sich jetzt auf ein Comeback der beiden freuen: Erstmals drehten Hort und Pfleger zusammen DVDs für den Schach-Softwarespezialisten Chessbase. In Hamburg kommentierten sie die spektakulärsten Partien der neueren Turnier-Geschichte mehr als zehn Stunden lang. Die beiden „Dinosaurier“ zeigen sich auf dem bald erscheinenden Material in alter Hochform. Alles andere als fleischlose Kost! Auch wenn Hort gleich wieder meint, den „Dino“-Vergleich in seinem böhmischen Singsang präzisieren zu müssen: „Nein, nein, Chelmut ist Brontosauriärr. Er ist ja Vägätariärr!“
Bei der Schach-Olympiade 1972 in Skopje schlug Hort den Schweizer Werner Hug und erzielte das zweitbeste Ergebnis an Brett zwei.

W: Hug S: Hort
1.c4 Sf6 2.Sf3 e6 3.g3 b6 4.Lg2 Lb7 5.0–0 Le7 6.d4 0–0 7.Sc3 Se4 8.Sxe4 Lxe4 9.Lf4 d6 10.Dd2 Sd7 11.Tfd1 h6 12.Se1 f5 13.Lxe4 Kein Fehler, aber 13.Sd3 gibt Schwarz nicht die Chance, so wie in der Partie ins Spiel zu kommen. fxe4 14.Dc2 Sf6 15.f3 g5 16.Le3 De8! 17.Kg2 17.fxe4? Sg4 18.Td3 Df7 19.Sf3 Sxe3 20.Txe3 g4 kostet eine Figur, weil sich 21.Sd2 verbietet wegen Df2+ 22.Kh1 Dxe3. Dh5 18.h3 Dg6 19.Tac1 Tf7 20.fxe4?! 20.d5 exd5 21.cxd5 Lf8 22.Kh2 Te8 23.Sg2 Tfe7 24.Td2 Df7 25.Db3 sollte für Weiß noch gehen. g4! 21.h4 e5?! Gleich Taf8 ist stärker. 22.Dd3? 22.dxe5 dxe5 23.c5 Sxe4 24.Sd3 erlaubt einigen Budenzauber, der aber nicht viel bringt: Sc3!? 25.Dxc3 De4+ 26.Kh2 Dxe3 27.Dxe5 Tf2+ 28.Kh1 Txe2 29.Dd5+ Kg7 30.Sf4 Td8 31.Sh5+ Kh8 32.Dxd8+ Lxd8 33.Txd8+ Kh7 34.Td7+ Kg8 35.Sf6+ Kf8 36.Sh7+ Ke8 37.Sf6+ Kf8 38.Sh7+ mit Dauerschach. Sxe4 23.Sc2? Das verliert rasch. 23.dxe5 Taf8 24.c5 dxc5 25.Tc4 Td8 26.Dxe4 Dxe4+ 27.Txe4 Txd1 28.e6 Tf6 29.Sd3 lässt sich noch spielen, gleichwohl Schwarz langfristig das Endspiel gewinnen sollte. Taf8 Tf3!! hebelt Weiß sofort aus. 24.Lg1 Lxh4! 25.gxh4

Tf3!! 26.Se3 Tg3+ 27.Kh1

Tf2 0:1. Durch 28.Lxf2 Sxf2+ 29.Kh2 Th3+ 30.Kg1 Sxd3 31.Txd3 De4 32.Sg2 Dxe2 verliert Weiß zu viel Material.


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