Grundsätzlich unterscheidet man beim Schachspiel bekanntlich Taktik und Strategie. Die Schachfiguren können sowohl taktische als auch strategische Funktionen übernehmen. Die wichtigste Funktion in der Taktik ist der Angriff (1. Angriffsfunktion). Die wichtigste Funktion in der Strategie ist die Einschränkung (2. Einschränkungsfunktion). In der Taktik startet der Kampf über einen Angriff und kann pariert werden durch eine Deckung (3. Unterstützungsfunktion). Beim strategischen Kampf werden die gegnerischen Figuren eingeschränkt, durch die Aktivität der eigenen Figuren. Die Wirkung der Figuren kann durch eine Verstellung eingeschränkt werden (4. Verstellungsfunktion). Mit einer Figur, kann man die Wirkung der eigenen Figuren ebenso einschränken, wie die Wirkung der gegnerischen Figuren. Die Verstellung hat nicht nur eine strategische Funktion, sondern auch eine taktische Funktion. Eine andere Sichtweise auf die Verstellung ist die Fesselung, sie ist eine der wichtigsten Möglichkeiten seine Stellung zu verbessern. Auf diesen vier Funktionen baut sich im Prinzip jede Schachpartie auf (J. Awerbach unterscheidet 5 Funktionen). Als Schachspieler gewinnt man an Spielstärke, wenn man sich mit diesem Wissen im praktischen Spiel übt. Ist das Verständnis erstmal gefestigt, kann man sich auf dieser Basis die komplexeren Figurenfunktionen anschauen: Die Drohungen von Angriff, Unterstützung, Einschränkung und Verstellung sowie die dynamische Deckung. Es gibt einen sehr einfachen Trick sich die Funktion einer Figur / eines Bauern bewusst zu machen: Nehmen sie die Figur gedanklich vom Brett und überprüfen Sie, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben! Wenn Sie diesen Trick bisher nicht konsequent in ihrer Schachpraxis angewandt haben, sind Sprünge von 200 DWZ damit durchaus möglich! (Patrick Karcher)
[Event "Was wäre, wenn..."]
[Site "Schach.de"]
[Date "2013.02.24"]
[Round "?"]
[White "Musadlane"]
[Black "Ninjachess"]
[Result "0-1"]
[ECO "D93"]
[WhiteElo "2513"]
[BlackElo "2576"]
[Annotator "Karcher,Patrick"]
[PlyCount "124"]
[EventDate "2013.02.24"]
[EventType "blitz"]
1. d4 {Wäre die Dd1 nicht, wäre der Bd4 nicht gedeckt (Unterstützungsfunktion).
Wäre zusätzlich der Bd7 nicht (Verstellungsfunktion), könnte die Dd8 den Bd4
gewinnen. Das hilft uns allerdings hier genausowenig weiter wie die Antwort
auf die Frage, wieviele Figuren Weiß aus der Grundstellung heraus schlagen
könnte, wenn es die Verstellungsfunktion nicht gäbe. Solche Gedankenspiele
schulen aber das schachliche Denken und helfen bei der Zugfindung!} Nf6 2. c4 {
Wären Sg1 und Lc1 nicht, könnte Weiß kurz rochieren (Verstellungsfunktion)} g6
3. Nc3 Bg7 4. Nf3 O-O 5. Bf4 {Wären der Bf7 und Sf6 nicht, könnte der Tf8 den
ungedeckten Lf4 schlagen. Angriff auf c7 (Angriffsfunktion)} d5 {Wäre Dd8
nicht, würde sie Bc7 nicht unterstützen und Weiß könnte Bc7 mittels Lxc7
schlagen. Wären Sf6 und Dd8 nicht, wäre der Bd5 nicht ausreichend gedeckt
(Unterstützungsfunktion) und Weiß könnte den Bd5 gewinnen} 6. e3 (6. Nxd5 $5 {
Nutz die Überlastung der Dd8 aus} Nxd5 7. cxd5 Qxd5 8. Bxc7 $13 {Das schwarze
Figurenspiel gleicht den materiellen Nachteil in etwa aus}) 6... c5 7. dxc5 Ne4
{Doppelangriff auf c3. Wäre Schwarz am Zug, würde er mit dem Springer auf c3
nehmen und danach mit Lxc3 einen Doppelangriff durchführen} 8. Rc1 {
Unterstützt c3} Nxc3 9. bxc3 dxc4 10. Qxd8 Rxd8 11. Bxc4 Nd7 12. c6 $1 bxc6 13.
O-O Nb6 {Angriff} 14. Be2 Be6 {Angriff} 15. Nd4 {Gegenangriff (droht Sxc6 und
Sxe6 mit Zerstörung der schwarzen Bauernstruktur)} Bd5 {Wäre der Ld5 nicht,
würde der Ld5 den Bc6 nicht unterstützen und Weiß könnte Sxc6 spielen} 16. c4 {
Angriff auf den Unterstützer Ld5} Be4 {Wegzug} 17. f3 {Wäre der Le4 nicht,
würde er den Bc6 nicht unterstützen und Weiß könnte Sxc6 spielen} e5 {
Doppelgegenangriff} 18. Bg5 {Gegenangriff (+2 Punkte)} Re8 $6 {Wären die
Felder e5, e4 und e3 nicht verstellt, würde der Te8 den Le2 angreifen. Aber
sie sind nunmal da und werden nur verschwinden, wenn der Be5 den Sd4 schlägt} (
18... exd4 $5 19. Bxd8 Rxd8 20. fxe4 Bh6 $13) 19. Nb3 Bf5 20. e4 {Wären die
weißfeldrigen Bauern nicht, wäre der Lf5 nicht so stark eingeschränkt
(Einschränkungsfunktion)} Be6 21. Na5 {Angriff} Rac8 {Unterstützung} 22. Rfd1 {
Besetzung der offenen Linie (Einschränkungsfunktion)} Bf8 23. c5 {Angriff} Na4
$5 {Gegenangriff auf c5} 24. Be3 {Unterstützung} Bxa2 {Schlag} 25. Rd7 {
Angriff auf a7} (25. Ra1 $2 Nc3 $1 {Gegenangriff nebst Unterstützung}) (25. Rc2
$1 Be6 26. Ra1 $1 {Angriffsfunktion & Einschränkungsfunktion}) 25... Re7 {
Gegenangriff und Unterstützung des Ba7} 26. Rd2 Be6 27. Ba6 {Wäre Läufer a6
nicht, wäre der Turm auf c7 nicht so stark eingeschränkt} Rcc7 {Wäre Läufer a6
nicht, wäre der Turm auf c7 nicht so stark eingeschränkt} 28. Rd8 Red7 29. Rb8
Kg7 30. Rb4 $2 {Angriff und Einschränkung des Sa4} Nxc5 $1 31. Bxc5 {Wäre der
Tc1 nicht, würde er den Lc5 nicht unterstützen, und Schwarz könnte auf c5
schlagen und einen Doppelangriff auf Tb4 und Kg1 ausführen} Rd1+ $3 {
Doppelangriff auf Tc1 und Kg1} 32. Rxd1 Bxc5+ 33. Kf1 Bxb4 34. Nc4 Bc3 35. Rd8
c5 36. Ke2 Bd4 37. Nd6 Rd7 {Doppelangriff} 38. Ne8+ {Gegenangriff} Kf8 39. Rc8
Ke7 40. Nc7 Rd8 41. Nxe6 Rxc8 42. Bxc8 fxe6 43. Kd3 {Zeitnotphase in der
Blitzpartie} a5 44. Ba6 a4 45. Bb5 a3 46. Bc4 {Wäre der Lc4 nicht, könnte der
Ba3 das Feld a2 überschreiten und da der weiße König nicht mehr im
Bauernquadrat steht, zur Dame verwandeln} Kf6 47. Ba2 h5 48. Bc4 h4 49. Ba2 Kg5
50. h3 Kf4 51. Ke2 Kg3 52. Kf1 g5 53. Bb3 Kf4 54. Bc4 Ke3 55. Bd5 Kd2 56. Bxe6
Kc3 57. g3 Kb2 58. gxh4 a2 59. Bxa2 Kxa2 60. h5 {Wäre der Be5 nicht, würde Ld4
das Feld h8 kontrollieren. Wäre der Bg5 nicht, könnte der Ld4 über e3 das Feld
a6 kontrollieren. Wäre Bc5 nicht könnte der Ld5 über c5-f8 nach g7 gelangen}
Be3 61. h6 g4 62. hxg4 $2 {.} (62. h7 $1 {Und die Gewinnmethode 3 entscheidet
die Partie} gxh3 63. h8=Q) 62... Bxh6 {Zeit} 0-1