Angesprochen auf die Aussage „Springer sind keine Läufer“ mögen Sie einwenden „Welch´ Erkenntnis!“. Selbstverständlich sind Springer und Läufer von ihrer Gangart, ihrem Spielverhalten und Aufgabenspektrum völlig unterschiedliche Spielfiguren. Doch die gleichen Schachspieler, die mit einer Selbstverständlichkeit die Ungleichartigkeit der beiden Figuren (er)kennen, sind nicht selten bereit bei der erstbesten Gelegenheit ohne großes Zögern eben diese beiden ungleichen Kontrahenten gegeneinander einzutauschen. Wie kann das sein? Lassen Sie uns zur Ergründung dieses Widersinns einen Schritt zurück machen. Hat man nicht vielen in ihrer schachlichen Jugend- und Frühlingszeit beigebracht: „Die Spielstärke eines Springers entspricht drei Bauerneinheiten, die Stärke eines Läufers ebenfalls drei Bauerneinheiten!“. Diese Vereinfachung sitzt so tief in vielen Spielern verankert, dass ihr Denken bewusst und vielleicht noch viel mehr ihr Verhalten unterbewusst beeinflusst wird. Die meisten Spieler werden im Laufe ihrer schachlichen Karriere zwar mehr oder wenig viel bei der Bewertung von Springern und Läufern hinzu gelernt haben. So berücksichtigen sie die Position von Springer und Läufer, die besondere Stärke des Läuferpaars sowie das individuelle Plus oder Minus in der jeweiligen Kampfsituation. Ist die Stellung etwa geöffnet oder geschlossen, kann der Springer von seinem Vorposten verdrängt werden usw.. Doch das sind mitunter nur Erweiterungen eines ungenauen Grundverständnisses, dass immer wieder zu tückischen Fehleinschätzungen führen oder auch nur schlicht Bedenkzeit kosten kann.
[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "2015.04.25"]
[Round "?"]
[White "Mit Läufer"]
[Black "Ohne Läufer oder Springer"]
[Result "1-0"]
[SetUp "1"]
[FEN "5rk1/5p1p/2q2BpQ/6P1/8/8/5P1P/5RK1 w – – 0 1"]
[PlyCount "1"]
[EventDate "2015.??.??"]
1. Qg7# {Da Könige nicht gedeckt werden können, sind andere Massnahmen zu deren
Schutz zu treffen. Sehr effektiv ist die Verstellung mittels eines Schutzwalls
aus eigenen Bauern. In dieser Stellung ist der Schutzwall allerdings löchrig
wie ein Schweizer Käse. In der Bauernstruktur mit den Bauern auf f7, g6 und
h7, sprechen wir von Felderschwächen auf den schwarzen Feldern f6, g7 und h6.
In diese sind der schwarzfeldrige Läufer und die weisse Dame eingedrungen. Es
droht Matt durch Dg7#. Schwarz müsste um die Kontrolle über das Feld g7
kämpfen um dieses zu verhindern. Das Gelingt ihm mit Dame und Turm allerdings
nicht mehr..} 1-0
[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "2015.04.25"]
[Round "?"]
[White "Läufer"]
[Black "Springer"]
[Result "*"]
[SetUp "1"]
[FEN "5rk1/5p1p/2q1nBpQ/6P1/8/8/5P1P/5RK1 w – – 0 1"]
[PlyCount "2"]
[EventDate "2015.??.??"]
1. Qg7+ $4 Nxg7 {Mit einem schwarzen Springer sieht die Sache schon anders aus. Der Springer
e6 kontrolliert das Feld g7. Auch ein Springer auf den Feldern e8, f5 oder h5
wäre dazu in der Lage. Läufer und Springer sind zwar völlig ungleiche
Gesellen, doch können sie sehr wohl gegeneinander kämpfen.} *