(Zielgruppe 1200 - 1600 DWZ)

Angesprochen auf die Aussage „Springer sind keine Läufer“ mögen Sie einwenden „Welch´ Erkenntnis!“. Selbstverständlich sind Springer und Läufer von ihrer Gangart, ihrem Spielverhalten und Aufgabenspektrum völlig unterschiedliche Spielfiguren. Doch die gleichen Schachspieler, die mit einer Selbstverständlichkeit die Ungleichartigkeit der beiden Figuren (er)kennen, sind nicht selten bereit bei der erstbesten Gelegenheit ohne großes Zögern eben diese beiden ungleichen Kontrahenten gegeneinander einzutauschen. Wie kann das sein? Lassen Sie uns zur Ergründung dieses Widersinns einen Schritt zurück machen. Hat man nicht vielen in ihrer schachlichen Jugend- und Frühlingszeit beigebracht: „Die Spielstärke eines Springers entspricht drei Bauerneinheiten, die Stärke eines Läufers ebenfalls drei Bauerneinheiten!“. Diese Vereinfachung sitzt so tief in vielen Spielern verankert, dass ihr Denken bewusst und vielleicht noch viel mehr ihr Verhalten unterbewusst beeinflusst wird. Die meisten Spieler werden im Laufe ihrer schachlichen Karriere zwar mehr oder wenig viel bei der Bewertung von Springern und Läufern hinzu gelernt haben. So berücksichtigen sie die Position von Springer und Läufer, die besondere Stärke des Läuferpaars sowie das individuelle Plus oder Minus in der jeweiligen Kampfsituation. Ist die Stellung etwa geöffnet oder geschlossen, kann der Springer von seinem Vorposten verdrängt werden usw.. Doch das sind mitunter nur Erweiterungen eines ungenauen Grundverständnisses, dass immer wieder zu tückischen Fehleinschätzungen führen oder auch nur schlicht Bedenkzeit kosten kann.