Hartmut Metz sorgt für Heiterkeit in dem Kultobjekt

„Jubiläen von Koryphäen, tolle Anekdoten und Original-Beiträge meiner Autoren, kleine Glossen im Kalendarium, die Schachaufgaben und Porträts, verteilt über 52 Wochen: Dies alles macht den Schachkalender 2019“ zu einer besonderen Mixtur, die den Lesern seit nunmehr 36 Jahren gefällt“, zeigt sich Verleger Arno Nickel selbst als Fan seines kleinen Kultobjekts. Die 2019er-Ausgabe kam im November so früh wie selten auf den Markt – und ist stets ein schönes Weihnachtsgeschenk für alle Schachspieler.
Für 16 Euro bekommt der Leser die erwähnte Mischung, die sich als Fundgrube für jeden Anhänger des königlichen Spiels erweist. So erfährt man in dem Rätsel „Wer bin ich?“ einiges über Vlastimil Hort, der am 12. Januar seinen 75. Geburtstag feiert. Oder Robert Hübner, der sich in der Ausgabe 2018 während seines 70. Geburtstags vornehm zurückhielt, erzählt von seinem „größten Schrecken“ seiner Laufbahn, als ein Schiedsrichter in hochgradiger Zeitnot seinen Turm auf a6 an den Zinnen packte und diesen vom Brett nahm, weil er ansonsten die Uhr hätte nicht sehen können … Für den gedankenschnellen Hübner endete dies jedoch glimpflich.

Aus dem durchweg abwechslungsreichen Inhalt seien stellvertretend die Abhandlungen von Gennadi Sosonko über den Aufstieg und Fall seines früheren Landsmanns David Bronstein und der Blick von Michael Dombrowsky auf Buenos Aires 1939 genannt. Nicht zu vergessen Wladimir Barski, der sich unter dem Titel „Ein ,Bösewicht’ verliebt ins Schach“ mit dem kämpferischen Viktor Kortschnoi befasst. Aber auch ansonsten brilliert der Schachkalender mit seinen gewohnten Geburtstagen und Statistiken.
Für Heiterkeit sorgt im „Schachkalender 2019 der Kuppenheimer Hartmut Metz, findet vor allem Verleger Nickel: Zur Freude des Fernschach-Großmeisters und Verlegers erscheint nun bereits die vierte Ausgabe von „Er ist wieder da – Siegbert Tarrasch“, die die Wiederkehr des deutschen Lehrmeisters im 21. Jahrhundert aufs Korn nimmt. Positive Resonanz gab es auch bei der Senioren-Weltmeisterschaft für Metz auf den launischen Beitrag über seine erste Teilnahme bei einem Seniorenturnier, der deutschen Meisterschaft im Sommer in Hamburg. „Taube Ohren haben Vor- und Nachteile“ lautet der Titel. Der Untertitel unterstreicht: „Der erste Start bei einem Seniorenturnier ist der schwerste“. Und beim zweiten kann es schon besser laufen als gedacht: Gab Metz als persönliches Ziel aus, als 100-Jähriger den WM-Titel dieser Altersklasse abzuräumen, ging es beim WM-Blitzturnier in Slowenien nun 46 Jahre schneller mit einem Sieg als gedacht …
Interessant ist der dritte Artikel des deutschen Vizemeisters über das Comeback des Münchener SC von 1836. Der einstige Rekordmeister zu Zeiten von Wolfgang Unzicker fiel bis in die B-Klasse zurück und schaffte nun immerhin den Aufstieg in die Zweite Liga. Hier lautet die Überschrift mit Blick auf die zwischenzeitlich drohende Vereinsauflösung: „Alle Zeichen waren auf Untergang gestellt“.
Das Layout des Schachkalenders wirkt nun noch freundlicher fürs Auge. Und laut Nickel kommt der „feste Einband in Silbermetallic mit blauem Aufdruck und blauem Leseband als besondere Note“ sehr gut an. „Sieht edel aus!“, finden demnach die zum Teil seit 36 Jahren treuen Abonnenten sowie die Buchhändler.

„Schachkalender 2019“, Edition Marco, 272 Seiten, 16 Euro.