Lebenslustige deutsche Spitzenspielerin trumpft bei der Mannschafts-EM auf
Pähtz – Botsari: Weiß schiebt und gewinnt

Von Hartmut Metz
Die russischen Großmeisterinnen haben auch in der letzten Runde der Europameisterschaften ihre Muskeln spielen lassen. Obwohl ihnen ein 2:2 genügt hätte, schlugen sie Deutschland mit 3:1. Eine Medaille ver- passte die Auswahl des Deutschen Schachbundes (DSB) allerdings nicht: Das Remis gegen den souveränen Champion, der 17:1 Zähler holte, hätte Platz vier bedeutet. So wurde Deutschland (11:7) guter Sechster, punktgleich hinter Polen und Frankreich. Die Ränge zwei und drei sicherten sich die Ukraine (15:3) und Georgien (14:4). Die frisch vermählte Elisabeth Pähtz fiel nicht nur durch ihre Rasta-Locken auf. Die deutsche Spitzenspielerin zeigte auch am ersten Brett eine vorzügliche Leistung. Die Tochter des Erfurter Großmeisters Thomas Pähtz bestritt alle neun Partien, in Reykjavik, blieb ungeschlagen und holte fünf Siege und vier Remis. Dadurch kletterte die Junioren-Weltmeisterin von 2005 auf Platz 24 der Welt.
Damit ist die 30-Jährige nicht mehr weit entfernt von ihrer besten Weltranglisten-Platzierung. 2012 stand Pähtz auf Position 18.
Die lebenslustige Großmeisterin hat nicht nur als schachliches Wunderkind auf sich aufmerksam gemacht, sondern tanzte schon auf vielen Hochzeiten. Mit Hape Kerkeling drehte sie einen lustigen TV-Beitrag für „Darüber lacht die Welt“. Zudem befand sich die einzige Stammspielerin in der Herren-Bundesliga (bei Hockenheim) im Beraterteam der „Welt“, als sich Legende Garri Kasparow einem aufsehenerregenden Match gegen seine Fans rund um den Globus stellte. In der siebten Runde schlug Elisabeth Pähtz die Griechin Anna-Maria Botsari in einer abwechslungsreichen Partie.

W: Pähtz S: Botsari
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sc6 5.Sc3 Dc7 6.f4
Eine von mehreren möglichen Fortsetzungen. a6 7.Sxc6 Dxc6 8.Ld3 b5 9.De2 Lb7 10.Ld2 Le7 11.a3 Tc8 12.0–0–0 Sf6 13.Kb1 Weiß besitzt zwar keinen nennenswerten Vorteil, aber seine Stellung ist bequemer zu spielen. Dc7 14.Thf1 h5?! Damit macht Botsari klar, dass sie den König in der Mitte stehen lassen will. Schließlich schwächt der Bauernvorstoß, der den weißen Vormarsch nach g4 stoppen soll, den Flügel zu sehr. 15.g3 Lc6 16.h3 Tb8 Schwarz muss die Bauern am Damenflügel in Fahrt bringen, um Gegenchancen zu erhalten. 17.e5 Sd5 18.Sxd5 Lxd5 19.f5 Dc6?! exf5! tauscht die Damen: 20.Lxf5 Dc4 21.Dxc4 Lxc4 22.Tf2 g6 23.Le4 Weiß steht zwar nun besser, aber der Vorteil ist gering. 20.g4?! Sieht konsequent aus. Weiß kann jedoch das feindliche Gegenspiel noch wirksam eindämmen: 20.Lb4! Lxb4 21.axb4 und Gewaltmaßnahmen wie 21…a5 fruchten nicht: 22.bxa5 b4 23.a6 Da4 24.Lc4 0–0 25.b3 Da5 26.f6 g6 27.De3 Kh7 28.Ld3 Tfc8 29.Dg5 Gegen das Schlagen auf h5 – der g-Bauer ist gefesselt – nebst Dh6 und Mattdrohung auf g7 gibt es keine gute Verteidigung mehr. Dc5 30.Dxh5+ Kg8 31.Lxg6 (31.Dh6 Df8 reicht natürlich auch für Pähtz) fxg6 32.Dxg6+ Kf8 33.Dg7+ Ke8 34.f7+ Kd8 35.f8D+ Dxf8 36.Dxf8+ Kc7 37.Dd6+ Kd8 38.Tf8 matt. b4 21.axb4 Lxb4 22.c4! Lg2 23.Tf4 La3 Lxh3 ermöglicht eine hübsche Wendung nach 24.fxe6 dxe6 (Lxg4! dürfte am stärksten sein. 25.exf7+ Kf8 26.Lxb4+ Txb4 27.Dd2 a5 28.Tc1 Th6) 25.Lxb4 Txb4 Jetzt gewinnt der erstaunliche Zug 26.Lg6!! fxg6 27.Dd3 und auf d8 und g6 droht Ungemach. Das Matt ist in keiner Variante mehr sinnvoll zu decken. Ke7 28.Dxg6 Txb2+ 29.Kxb2 Tb8+ (Db6+ 30.Kc2) 30.Kc3 und Schwarz gehen die sinnvollen Schachs aus. 24.Lc1 hxg4 25.hxg4 25.Dxg4! erweist sich auch als unangenehm! Lxh3 26.Dxg7 Tf8 27.f6 a5 28.Td2 Lb4 29.Tc2 a4 30.c5 a3 31.Le4 Db5 32.Dxf8+!! Kxf8 33.Th4 Kg8 34.Txh3 Df1 35.Tg3+ Kf8 36.Lh7 a2+ 37.Ka1 nebst dem Matt auf g8. Db7? Le7 26.f6 Lf8 27.Tf2 Lh1 28.fxg7 Lxg7 29.g5 Dc5 30.Te1 Dd4 31.g6 f5 32.exf6 Lxf6 33.Lf5 Tb6 34.Tf4 Dc5 35.Lh3 Dg5 36.Df2 stellt Schwarz vor unlösbare Probleme, weil zu viel hängt auf f6, b6 und h1. Zudem scheitert 25…Th1 26.fxe6 fxe6 27.Txh1 Lxh1 28.Tf1 Kd8 29.De1! Praktisch ein Doppelangriff auf h1 und den Läufer auf a3, weil auch Da5+ nebst Dxa3 droht! Lb4 30.Dh4+ Kc7 31.Dxh1 mit Mehrfigur. 26.Tf2?! 26.fxe6! dxe6 27.g5 g6 28.Td2 (28.Dc2 Ke7) Lc6 29.Lxg6 fxg6 30.Dd3 Tf8 31.Dxg6+ Ke7 32.Th2 Kd8 33.Dd3+ Ke8 34.Th7 Le4 35.Dxe4 Dxe4+ 36.Txe4 Le7 (Tf1 37.Th8+) 37.g6 und der g-Bauer entscheidet. Lc6 27.g5 Th3 exf5 28.Lxf5 La4 29.Tdf1 Lc5 30.g6 Lxf2 31.gxf7+ Kf8 32.Dxf2 Db4 33.Le3 Tc8 34.e6 dxe6 (Txc4 35.exd7) 35.Lxe6 und Schwarz ist paralysiert. 28.g6! Txd3? Maximalen Widerstand bietet Lf3! 29.De3 Lg4 30.gxf7+ Kf8 31.Dg5 exf5 (Lxd1 32.f6 g6 33.Dxg6 mit undeckbarem Matt) 32.Lxf5 Lxd1 33.Lxh3 De4+ 34.Ka1 Le7 35.Dh6!! Dh4 36.Dxh4 Lxh4 37.Tf4 Lg5 38.Lxd7 Lxf4 39.Lxf4 Tb6 (Kxf7 40.e6+ Ke7 41.Lxb8) 40.e6 Lg4 41.e7+ (41.Le3 Txe6!) Kxe7 42.Lxg4 Kxf7 Die zwei Läufer werden sich in Verbindung mit dem c-Bauern durchsetzen. 29.Txd3 Le4 30.Ka2 30.f6! genügt ebenso: gxf6 31.g7 Lh7 32.Th2 Lxb2 33.Lxb2 Dxb2+ 34.Dxb2 Lxd3+ 35.Kc1 Txb2 36.Kxb2. Lxd3 Oder exf5 31.gxf7+ Kxf7 32.Txa3. 31.Dxd3 Lc5

32.f6!! 1:0. Mobilisiert die Bauern, von denen einer durchmarschiert. Lxf2 (gxf6 33.g7 Ke7 34.exf6+ Kd8 35.g8D+) 33.fxg7 Ke7 34.Dd6+ Ke8 35.g8D matt.

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