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„Fritz“ passt sich jedem Niveau an

Weihnachtsgeschenke für Schachspieler / Partie des Jahres: So trumpft gegen Ding Liren auf
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So – Ding: Weiß beginnt einen Mattangriff – ohne Rücksicht auf Verluste

Von Hartmut Metz
Schachspieler sind meist genügsame Leute. Mit bescheidenen Mitteln kann man ihnen schon einige Weihnachtsfreude bereiten. Mit Büchern und DVDs liegt der Schenkende immer richtig. Ein Klassiker ist nun seit 33 Jahren der „Schachkalender“ (Edition Marco, 15,80 Euro). Die 320 Seiten enthalten einige Perlen: In „Bobbys Brüder – Schach und Rap“ fasst zum Beispiel Gregor Strick ein ungewöhnliches Thema auf. Viele Geburts- und Todestage von berühmten Spielern und Informationen runden das Werk ab. Im Interview beklagt zudem Großmeister Hajo Hecht, dass die Bedenkzeitverkürzungen der Endspiel-Kunst schaden. Der erste deutsche Schachprofi verfasste nun auch die Autobiografie „Rochaden“ (Edition Marco, 36 Euro), die aber nur für Spezialisten ein Geschenk ist. Das gilt ebenso für „Sizilianische Wendepunkte & Schlagvariante“ (19,90 Euro) von Heinz Rätsch und Harald Fietz. Das Werk im neuen Verlag „Schachwissen Berlin“ soll der Anfang einer Serie für Spieler sein, die eine Stärke zwischen 1500 und 2000 DWZ haben. Die Beispiele sind sehr instruktiv gewählt von den beiden Schachtrainern. Auch an den Hobbyspieler fern des Vereins richtet sich dagegen „Damenopfer“ (C.H. Beck, 14,95 Euro).
Christian Hesse präsentiert im Geiste der „Zeit“-Kolumne von Helmut Pfleger unterhaltsam zahlreiche Kombinationen. Die nächste Sammlung der „Zeit“-Schachspalte erscheint im Übrigen im März bei Edition Olms.
Wer Software bevorzugt, ist mit dem neuen Programm „Fritz 15“ (69,90 Euro) sehr gut bedient. Chessbase hat seinen millionenfach verkauften Bestseller weiter verbessert. „Fritz“, an dem laut Chessbase-Gründer Matthias Wüllenweber nun auch Top-Programmierer Vasik Rajlich („Rybka“) mitarbeitet, bietet zahlreiche neue Funktionen und passt sich überdies auf Wunsch dem Spielniveau jedes Käufers an.
Nun noch gleich ein kleines Geschenk für Schach-Enthusiasten, das Wesley So bei seinem Turniersieg in Bilbao schon im November machte: Gegen den Chinesen Ding Liren gelang dem Filipino, der inzwischen für die USA spielt, die schönste Partie des Jahres.

W: So S: Ding
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 Ding Liren ist neben Hikaru Nakamura und Teimour Radjabow der glühendste Verfechter der Königsindischen Verteidigung. 5.Sf3 0–0 6.Le2 e5 7.0–0 Sc6 8.d5 Se7 9.Se1 Sd7 10.Le3 f5 11.f3 f4 12.Lf2 g5 13.Tc1 In St. Louis 2015 spielte So gegen Nakamura 13.Sd3 und verlor in 39 Zügen. Sg6 14.c5! Das interessante Bauernopfer verschafft den weißen Figuren mehr Raum. Sxc5 15.b4 Sa6 Von dort aus deckt der Springer c7 – doch er fehlt am anderen Flügel für den Angriff. Sd7? Ist schon ein Fehler. 16.Sb5 und Weiß bekommt mehr als den Bauern zurück und steht auf Gewinn. Sb6 17.Sxc7 Tb8 18.a4 Tf7 19.Sb5 a6 20.a5! axb5 (20…Sd7 21.Sxd6; 20…Sa8 21.La7 kostet die Qualität) 21.Lxb6 Df8 22.Lxb5. 16.Sd3 h5 In einer Partie zwischen Wesselin Topalow und Radjabov (Nanjing 2009) verteidigte sich Schwarz passiv mit 16…Tf7 17.Sb5 b6 18.Le1 Lf6 19.Sf2 h5 20.h3 Lb7 21.Tc2 Dd7 22.Dd3 Ld8 23.Ld2 Sb8 24.Tfc1 La6 Nach endlosen Manövern gewann dann Weiß. 17.Sb5 b6 18.Le1 Tf7 19.Ld2 Lf6 20.Sf2! Damit hat So erst einmal den gefährlichen schwarzen Vorstoß g4 entschärft. De8 21.Da4 Ld8 22.Da3 g4 Ding kann als Königsindisch-Spieler nicht stillhalten. 23.fxg4 hxg4 24.Sc3 Sxb4? Das passive Sb8 25.Lxg4 Lxg4 26.Sxg4± misshagt dem Chinesen, ist aber wohl doch besser. 25.Dxb4 f3 26.Lb5 De7 Engines gefällt Df8 27.g3 a6 28.Ld3 Ld7 29.Scd1 etwas besser. Schwarz steht aber auch da bescheiden. 27.g3 Th7 28.Dc4 Th8 29.Dc6 29.Scd1 erlaubt Sf4!? 30.Dc6 Tb8 31.Te1 Dh7 32.De8+ Kg7 33.Txc7+ Lxc7 34.De7+ Kg8 35.Dxh7+ Kxh7 36.gxf4 a6 37.Ld3 und mit zwei Figuren für einen Turm steht Weiß doch besser. Dh7 30.h3 Tb8 31.Scd1! a6 32.De8+! Leitet eine prächtige Kombination ein! Kg7

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33.Dxd8!! Txd8 34.Txc7+ Ld7 35.Txd7+ 35.Lxd7 geht leider nicht wegen Kh8. Txd7 36.Lxd7 gxh3 37.Kh2

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Weiß hat dem schwarzen Angriff den Zahn gezogen. Mit drei Figuren für die Dame übernimmt So die Regie. Tb7 38.Le6 Sf8 39.Lf5 Dh5 40.Sg4 Sd7 Tc7? 41.Lh6+ Kf7 42.Txf3 Tc2+ 43.Sdf2 und gegen das Nehmen auf f8 und Abzugsschach des Läufers auf f5 kann Ding nichts mehr erfinden. 41.Lh6+ Kh8 42.Sde3 Tc7 43.Lxd7?! 43.Le6! gefällt noch mehr. Sf6 44.Sxf6 Dxh6 45.Txf3+– Dg6 46.Sd7 Dxe4 47.Tf8+ Kg7 48.Tg8+ Kh6 49.Sf5+ Kh5 50.Sf6 matt.

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Ein schönes Schlussbild. Txd7 44.Txf3 Tf7 45.Tf5! Txf5 46.exf5 Df7 47.Lg5+– Weiß schiebt nun unbarmherzig seinen f-Bauern nach vorne. b5 48.Sh6 Df8 49.f6 Kh7 50.Sef5 Kg6 51.Lh4 e4 52.f7 e3 53.Le7 e2

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54.Sh4+! 54.Lxf8 geht auch. Kh7 Kxh6 55.Lxf8+ Kh5 56.Kxh3! (56.Sf3 führt natürlich ebenso zum Sieg. Kg6 57.Lxd6 Kxf7) e1D 57.g4+ Kg5 58.Sf3+ Kf4 59.Sxe1. 55.Lxf8 e1D 56.Lxd6 Df2+ 57.Kxh3 Df1+ 58.Kg4 Dc4+ 59.Lf4 Genauso überzeugt 59.Kh5! Dxd5+ 60.S4f5 Dh1+ 61.Kg5 Dc1+ 62.Lf4 Dc5 63.Sg4 b4 64.Sf6+ Kh8 65.Kg6 a5 66.Lh6 a4 67.Lg7 matt.

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De2+ 60.Sf3 1:0. Nach De7 gewinnt Sf5 Df6 (Dxf7 62.Sg5+ Kg8 63.Sxf7 oder 61…Dd7 62.f8D) 62.d6 b4 63.Le5 Dd8 64.Kh5 a5 65.Se7 a4 66.Sg5 matt.

Partie online:

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