Alte Glückskeks-Weisheit: „Mit dem besten Schuh überwindet man jede Talsohle“: Hubert Schuh führte die Rochade zum Sieg.

Kuppenheim siegt nach Matt- und Patt-Dramen dank Schuh mit 4,5:3,5
Von Hartmut Metz
Die Glückskeks-Weisheiten nach dem üppigen Mahl beim Vietnamesen erhellten manchen Kuppenheimer Schachspieler zu spät – trotzdem reichte es für die Rochade zu einem 4,5:3,5-Sieg über den SK Ladenburg. Der Oberliga-Start hätte aber für den badischen Pokalsieger weniger positiv enden können. Nach den Unentschieden von Hans Wiechert und Joachim Kick mit den schwarzen Steinen gegen Andreas Benend und Erich Müller sorgte zwar Jochen Klumpp für die Führung der Gastgeber – doch Günther Tammert besaß eine grausige Stellung. Aber wie verkündete sein Glückskeks später: „Sie zögern nie, ein schwieriges Problem anzugehen.“ Das tat Tammert gegen Dieter Villing und gewann eine eigentlich verlorene Partie zur 3:1-Führung. Der Ladenburger Altmeister stand überragend mit dem Turm auf der zweiten Reihe. Und später hätte er immer noch zwei Figuren für Turm und Bauer gewinnen können – fürchtete indes plötzlich, dass Weiß den a-Bauern erobert und seinen a-Bauern laufen lässt. Bei korrekter Verteidigung hätte dies Villing jedoch parieren können. Klumpp erwischte Walter Blössl auf dem falschen Fuß. Der originelle Spieler büßte eine Figur ein. Trotzdem tauschte Klumpp nicht die Damen und kassierte später weiteres Material.
Das beruhigte indes kaum die Nerven des Kuppenheimer Anhangs. Schließlich verpasste Velimir Kresovic in seiner grandiosen Angriffspartie den K.o.-Schlag und unterlag sogar noch Armin Farmani Anonesh. Der Kuppenheimer wich Zugwiederholungen aus und übersah die Möglichkeit, seinen Turm entscheidend auf g5 zu postieren, wo er sowohl vom Bauern auf h6 wie auf f6 genommen werden konnte – allerdings gleich jeweils ein Matt gefolgt wäre! In Farmanis Zeitnot kombinierte Weiß die Dame zu einem zu hohen Preis heraus. Mit zwei Türmen und Läufer bestimmte der Ladenburger fortan das Geschehen. Nun hätte Hartmut Metz für die Vorentscheidung sorgen können. Nach einem Eröffnungspatzer überlegte er schon im elften Zug, ob er aufgeben soll – lieber verteidigte er sich einfallsreich und zog den Kopf aus der Schlinge, weil Schrepp gleich eine Qualität schnappte, anstatt auf Angriff zu setzen. So kam es umgekehrt: Als Metz gar den König von Martin Schrepp nach einem Zeitnotdrama in einem Mattnetz zu haben schien und mit der umgehenden Aufgabe rechnete, kam seine Glückskeks-Nachricht zum Tragen: „Eine kleine Überraschung erwartet Sie!“ Sein Ladenburger Rivale opferte hübsch den verbliebenen Turm und die Dame hinterher, wonach Weiß nicht mehr regulär ziehen konnte, weil der König auf h5 (!) eingeklemmt war. Das Patt bedeutete die bittere Punkteteilung für Metz. Und weil anschließend Spitzenspieler Jean-Luc Roos gegen Vadim Chernov Gespenster sah, hieß es nun 3,5:3,5. Nach guter Eröffnungsbehandlung und späterem Qualitätsopfer hatte der Franzose gegen seinen früheren Mannschaftskameraden beim Ex-Bundesligisten Heidelberg-Handschuhsheim einen Zug übersehen und verpasste so ein Remis im Duell der beiden IM.
Doch die Rochade hatte noch Hubert Schuh! Obwohl die Kuppenheimer Nummer zwei im Endspiel materiell rechnerisch schlechter stand mit Figur und Bauer für die Qualität, besaß er tatsächlich dank seiner aktiven Figuren enormen Vorteil. Turm, Läufer und Springer engten den schwarzen König ein. Wegen eines unbedachten Zuges nach mehr als fünf Stunden verlor der Ladenburger Ralf Scherer dank einer Mattdrohung einen Läufer und musste kurz darauf Schuh gratulieren. Wäre der frühere süddeutsche Meister mit seinen Kuppenheimern zum Siegesmahl beim Vietnamesen gegangen, wäre in seinem Glückskeks gewiss befunden worden: „Mit dem besten Schuh überwindet man jede Talsohle.“

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