Rochade-Georgier Matscharaschwili kommt im Schach-Magazin 64 zu Wort

Die georgische Schach-Legende Nona Gaprindaschwili feierte am 3. Mai, ihren 80. Geburtstag. Im neuen Schach-Magazin 64 findet sich dazu ein schöner Bericht mit interessanten Zitaten von der Weltmeisterin von 1962 bis 1978, die ihr Heimatland zur Frauenschach-Hochburg machte. Großmeister Helmut Pfleger würdigt die Ausnahmekönnerin ebenfalls in dem Bericht. Volksnahe Jubilarin: Nona Gaprindaschwili (sitzend) mit ihren georgischen Fans, Tsiala Kasoschwili (stehend, links) und Tea Patatishvili bei der Senioren-WM in Bukarest.

Giorgi Matscharaschwili, der viele Jahre für die Rochade Kuppenheim spielte, kommt ebenfalls in einem zweiten Beitrag zu Wort. Der Erfolgstrainer, der manches georgische Ass formte und zum Großmeisterinnen-Titel führte, preist seine Landsmännin ebenfalls in dem Heft. Nachstehend seine Aussagen aus dem Schach-Magazin 64. Ebenso die wunderbaren Erinnerungen seines Schützlings Ketino Kachiani-Gersinska (die früher auch für die Rochade spielte). Sie wurde erst von Gaprindaschwili in die Geheimnisse des Damengambits eingeweiht und dann von der heutigen Legende zudem bekocht!

Frauenschach auf ein neues Niveau gehoben“

Giorgi Matscharaschwili war mit 26 Jahren der jüngste Meistertrainer Georgiens und hat zahlreiche Spitzenspielerinnen des Landes geformt und zu Großmeisterinnen gemacht, darunter Ketino Kachiani-Gersinska, Maja Lomineischwili und die aktuelle Topspielerin Georgiens, die Weltrangistenachte Nana Dzagnidse. Mit Nona Gaprindaschwili verbindet ihn eine lange Freundschaft. Die Legende nahm sich auch gerne im Schachpalast in Tiflis, der heuer auch 80 Jahre alt wird, seiner Talente an und motivierte sie besonders. Matscharaschwili würdigt die größte Spielerin seines Landes wie folgt:“Gogi” Matscharashwili beim Training im Spiellokal der Rochade Kuppenheim.

„Nona ist für alle Schachspieler in Georgien eine Inspiration. Zu ihrem Geburtstag am 3. Mai werden daher viele TV-Sendungen ausgestrahlt und sie entsprechend gewürdigt. Trotz Judit Polgar ist Nona als erfolgreichste und beste Schachspielerin des 20. Jahrhunderts anerkannt. Ihre Erfolge trugen dazu bei, dass es überhaupt einen Schachboom in Georgien gab! Ohne Nona wäre all das undenkbar in unserem kleinen Land: Sie war Vorbild für viele folgende Generationen. Das gilt bis heute. Nona hat auch mit Erfolg gegen Männer gekämpft und hat Frauenschach auf ein neues Niveau gehoben. Sie ist in Georgien immer noch populär und trifft sich mit jugendlichen Talenten, was diese besomders motiviert. Um den deutschen Schachspielern ihre Bedeutung klar zu machen, möchte ich einen Vergleich anstellen, der der Fußballnärrin Gaprindaschwili sicher gefallen würde: Nona ist für Georgien das im einen, was das kongeniale Duo beim WM-Titel 1974, Libero Franz Beckenbauer und Torjäger Gerd Müller, im Fußball waren! Ich wünsche Nona alles Gute zum 80. Geburtstag und dass sie noch lange unsere Schachkinder persönlich motivieren kann.

Bekocht nach den Damengambit-Geheimnissen

Die deutsche Nationalspielerin und Großmeisterin Ketino Kachiani-Gersinska, die aus Georgien stammt, erinnert sich an die Zeit mit Nona Gaprindaschwili und gratuliert bei ihrem sehr persönlichen Rückblick dem großen Vorbild:Ketino Kachiani-Gersinska hatte ein besonderes enges Verhältnis zu Nona Gaprindaschwili.

„Meine erste Wahrnehmung von Nona Gaprindaschwili war ein Zeitungsartikel, den mir meine Eltern zeigten. Das muss 1976 oder 1977 gewesen sein. Sie war zu dieser Zeit Schachweltmeisterin und hatte bereits eine beeindruckende Karriere vorzuweisen. Aus meiner Sicht war und ist sie immer noch eine Vorkämpferin für das Schach in Georgien und in der Welt, schließlich wurde ihr 1978 als erster Frau der Großmeistertitel der Männer verliehen. 1984 war ich im Schachpalast in Tiflis als Zuschauerin eines Frauen-GM-Turniers von Nona und vielen anderen Spitzenspielerinnen, denen ich später am Schachbrett begegnen durfte, dabei. Gegen Nona gab es zu Beginn der 90er Jahre fünf Begegnungen. Ich hatte damals schon den GM-Titel der Frauen, konnte zwei Partien gewinnen, verlor zwei, eine endete unentschieden. Zu Nona verbindet mich bis in die heutige Zeit eine von großem Respekt geprägte, persönliche Freundschaft. Zuletzt sahen wir uns am Rande des German Masters der Frauen in Dresden im Jahr 2016. Nona ist aus meiner Sicht eine sehr gute Beobachterin, die Wert auf gute Manieren, Tradition, Ehrlichkeit und ein gewisses Niveau legt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, dass ich sie zu Beginn der 1990er Jahre zuhause besuchen durfte. Sie hat mich bei diesen Trainingseinheiten in die Geheimnisse des Damengambits eingeweiht. Diese Unterstützung durfte ich über einen Zeitraum von fast einem Jahr genießen. Ich habe daraus für mich sehr viel gelernt. Ich saß in ihrem Schachbüro, umgeben von lauter Pokalen und Urkunden, und konnte mich anfangs kaum konzentrieren. Es war für mich als junges Mädchen eine sehr große Ehre, denn in diesem Zimmer haben Spieler wie Anatoli Karpow, Elisbar Ubilawa (der spätere Trainer von Viswanathan Anand) und viele andere namhafte Großmeister gearbeitet. Ich habe den Raum als richtiges kleines Museum in Erinnerung. Es war für mich ein gigantischer Motivationsschub, von dieser Legende des georgischen Schachs lernen zu dürfen. Mein Tagesablauf bestand damals aus meinem Studium des Journalismus an der Uni in Tiflis und anschließendem Training in der nicht weit davon entfernten Wohnung Nonas. Danach gab es herzhaftes megrelisches Essen, gekocht von der Schachlegende, denn ohne Mahl und einer Runde Backgammon mit der gesamten Familie von Nona durfte ich nicht gehen.

Liebe Nona, ich wünsche Dir allerbeste Gesundheit und herzliche Glückwünsche zu Deinem 80. Geburtstag. Mit großer Freude erinnere ich mich an viele gute Gespräche mit Dir, die ich gerne fortsetzen möchte. Bleib gesund!“