Nur Niederlage gegen neuen badischen Meister Dr. Vladimir Podat / Starkes Finish

Von Hans Wiechert
Rochade-Rückkehrer Hans Wiechert ließ nach seinen guten Leistungen bei den Badischen Blitz- und Schnellschachmeisterschaften (die Heimatseite berichtete) ein weiteres Highlight folgen: Der FM erreichte bei der Badischen Meisterschaft im nordbadischen Walldorf in der Nähe von Heidelberg den siebten Platz. In dem siebenrundigen Turnier, das im Rahmen des 89. Badischen Schachkongresses neben drei weiteren Amateurturnieren ausgetragen wurde, waren 42 Teilnehmer am Start, so viele wie schon lange nicht mehr.

Showdown in Runde 7: Wiechert vs. Bücker

Nach einem lockeren Auftaktsieg mit Weiß gegen Detlef Grobe (Ladenburg) musste Wiechert in der zweiten Runde gegen den neuen Badischen Meister Dr. Vladimir Podat als Nachziehender die Segel streichen, nachdem der Ukrainer in Diensten des nordbadischen Verbandsligisten Heidelberg-Handschuhsheim mithilfe eines versteckten feinen positionellen Zuges einen Bauern einstreichen konnte, der letztendlich zum Partiegewinn ausreichte. In Runde drei konnte Wiechert gegen Jugendspieler Dobrikov (Hockenheim) mit Weiß einen kleinen positionellen Vorteil aus der Eröffnung herausquetschen, der nach einer Ungenauigkeit im weiteren Verlauf der Partie aber zur Verflachung und baldigem Remisschluss führte. Runde vier sollte nichts Gutes für Wiechert verheißen, wurde er in der Eröffnung mit Schwarz gegen Stefan Doll (Untergrombach) doch auf dem falschen Fuß erwischt und erhielt eine komplett perspektivlose Stellung, in der der Gegner risikolos Schritt für Schritt seine Stellung verstärken und die gegnerischen Schwächen anpeilen konnte. Wiechert biss jedoch die Zähne zusammen und verteidigte sich so gut er konnte. Doll fand in der Folge nicht immer die besten Züge und übersah schließlich in dem Bestreben, die Partie so schnell wie möglich nach Hause zu bringen, Gegenspielmöglichkeiten, die den Gewinn maximal erschwerten. Nach einigen Abtäuschen stand schließlich ein Turmendspiel mit gleicher Bauernzahl auf einem Flügel auf dem Brett, das für keine Seite mehr zu gewinnen war. Das war „Schwerstarbeit“ für Wiechert, wie es der Ex-Eppinger und Neu-Ladenburger CM Tobias Wenner am nächsten Tag ausdrückte.

In Runde fünf ging Wiechert aufs Ganze und presste mit Weiß gegen Kristian Kindler (Zeutern) in einer Benoni-Verteidigung von Anfang an. In einer strategisch anspruchsvollen Partie konnte er sich schließlich im siebenundsechzigsten Zug nach sechs Stunden Spielzeit durchsetzen. Nach dieser nervenaufreibenden und äußerst kräftezehrenden Partie war er dann nicht mehr in der Lage, nach einer Pause von nur einer Stunde in der sechsten Runde volles Tempo zu gehen, sodass es ihm nicht ganz unrecht kam, dass auch sein Gegner Marcel Herm (Ketsch) friedlich gestimmt war und in einer komplett ausgeglichenen Stellung mit nur einer offenen Linie Remis anbot, was akzeptiert wurde.

Showdown dann in Runde sieben, denn Wiechert hatte noch die Chance, mit einem Sieg einen der drei Ratingpreise für Spieler unter 2150 DWZ zu ergattern. Gegner war der Pforzheimer FM Stefan Bücker, für seine originelle Eröffnungswahl bekannt und dieses Jahr als badischer Vertreter auch bei der Deutschen Meisterschaft aktiv. An Brett fünf, einem der acht Bretter, die erstmalig bei Badischen Meisterschaften live ins Internet übertragen wurden, gelang es Wiechert schließlich in einer langen Partie, im Endspiel den Sieg zu erringen und somit nach Dritt(!!)wertung als Tabellensiebter tatsächlich den ersten der drei ausgeschriebenen Ratingpreise zu gewinnen!

Im Titelkampf setzte sich Dr. Podat durch, dem es in der Schlussrunde gelang, Mitfavorit Dr. Oswald Gschnitzer (Walldorf) in einer scharfen Partie mattzusetzen und so als Einziger 5,5 Punkte zu erzielen. Auf den Plätzen folgten mit je 5 Punkten Vadim Cernov (Ladenburg), Adrian Gschnitzer (Walldorf), David Färber (Walldorf) und Amadeus Eisenbeiser (Buchen). Da Dr. Podat und Cernov nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, muss zwischen Gschnitzer, Färber und Eisenbeiser nun noch ein Dreierstichkampf um die beiden zu vergebenden Startplätze für die Teilnahme an der nächsten Deutschen Meisterschaft ausgespielt werden, der dem Vernehmen nach im September in Walldorf vom Stapel laufen soll.