Rogozenko – Fish: Weiß entscheidet den Tag im Königsangriff

Großmeister aus Moldawien neuer Schach-Bundestrainer
Von Hartmut Metz
Manch einer hält das Amt für eine Herkulesaufgabe – bis dato findet Dorian Rogozenko es jedoch am schwierigsten, „Kinder großzuziehen“, gestand er im Fragebogen des Magazins „Schach“. Ob der Familienvater aus Hamburg diese Meinung revidiert, kann sich schon bald zeigen. Seit wenigen Wochen fungiert der Großmeister mit moldawischen Wurzeln als neuer Bundestrainer. Er folgte dem vom Deutschen Schachbund (DSB) zum Sportdirektor wegbeförderten Uwe Bönsch. Der Hallenser Großmeister war per- manent starker Kritik seiner Nationalspieler ausge- setzt. Insbesondere Frontmann Arkadij Naiditsch nahm kein Blatt vor den Mund. Sicher mit Blick auf den Baden-Badener sagt Rogozenko deshalb auch: „Ich werde hauptsächlich in zwei Richtungen arbeiten. Einmal versuche ich, einen guten Draht zu den aktuellen Nationalspielern zu bekommen, um ihnen bei ihrer schachlichen Arbeit behilflich zu sein.“ Derlei vermissten die Akteure aus der Europameisterschafts-Mannschaft.

Gleichzeitig will der 40-Jährige jedoch auch bei jedem das „Bewusstsein verankern, dass das Interesse der Mannschaft höchste Priorität genießt“. Den weiteren Schwerpunkt sieht der Bundesligaspieler des Hamburger SK in der Nach- wuchsförderung. Die Leistungen der DSB-Nach- wuchses bei der Jugend-WM nennt Rogozenko zu Recht „enttäuschend“. Der Autor von mehreren Eröffnungsbüchern und -DVDs hat deshalb einiges zu tun auf seiner halben Stelle als Bundestrainer. Dass Rogozenko schachlich die Aufgabe bewältigen kann, steht außer Frage. Das belegt sein schöner Sieg über Gennadij Fish im hanseatischen Bundesliga- Duell zwischen dem Hamburger SK und Werder Bremen Ende 2012.

W: Rogozenko S: Fish
1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.Sf3 c5 5.g3 Se4 6.Dc2 Da5 7.Lg2 Sxc3 8.0–0!
8.bxc3? Lxc3+ 9.Ld2 Lxd2+ 10.Dxd2 Dxd2+ 11.Kxd2 verbietet sich. Schwarz hat dank des Mehrbauern die etwas besseren Aussichten. cxd4 9.Sxd4 Alles Theorie. Weiß sorgt sich nicht um die Minusfigur, weil der Springer nirgends entfliehen kann. Sc6 Sxa2 10.Sb5 0–0 11.Db3 Lc5 Am besten. 12.Txa2 Db6 13.Lf4 d6 14.Dd3 e5 führt zum Ausgleich. 11…Sxc1?! empfiehlt sich hingegen weniger wegen 12.Tfxc1 – nur nicht 12.Txa5?? Sxb3 – Db6 13.Dxb4 Sc6 oder 13…a6 14.c5 Dd8 (Dxb5?? 15.Dxb5 axb5 16.Txa8) 15.Df4 Sc6 16.Td1 ist für Weiß jeweils merklich besser. 10.bxc3 Lxc3 11.Sb3 Sd4! 12.Sxd4 Lxd4 13.Tb1 0–0?! Das missfällt den Rechnern bereits. Lc5!? 14.Lxb7 Lxb7 15.Txb7 Da6 16.Db3 Lb6 17.Df3 Td8 18.Td1 Dxc4 19.La3 gewinnt zwar einen Bauern, der Gegner entfaltet dafür jedoch einigen Druck und verhindert die schwarze Rochade. 14.Td1 Lc5 15.Tb5 Dc7 16.Lf4 e5 17.Txc5! Entweder sehr gut vorbereitet oder sehr gut am Brett gefunden! Dxc5 18.Td5 Db4? De7! liegt nicht auf der Hand, weil Weiß mit Tempo auf e5 schlägt. Jedoch ist die Dame nach 19.Txe5 Df6 am Königsflügel bereit zur Verteidigung des eigenen Monarchen. 20.Td5 d6! Löst das Entwicklungsproblem radikal. 21.Txd6 Lf5! 22.e4 (22.Db3 Le6) Le6. 19.Lxe5 h6 20.Td1! 20.Ld6 bringt nicht genügend viel: De1+ 21.Lf1 Te8. d5 Te8 21.Ld6 Da5 22.Ld5 sollte im höheren Sinne aus sein für Schwarz, denn alle weißen Figuren spielen mit, während sich der Nachziehende nicht richtig entwickeln kann. Dd8 Um gegen die Drohung 23.Dg6 gewappnet zu sein. Te6! 24.Lxe6 dxe6 25.De4 und Schwarz lebt noch. In der Variante ist allerdings 23.Td4! statt 23.Dg6 stärker und Fish hat enorme Probleme, die Attacke abzuschlagen. 21.Lxd5 Te8? Le6 22.Lxe6 fxe6 23.Ld6 Da5 24.Lxf8 Txf8 25.De4 Db6 26.Td4 lässt Schwarz mit Minusbauer kämpfen. 22.Dg6! Df8 23.Lxg7! Die Pointe. Te6 Dxg7 24.Lxf7+ Kf8 25.Lxe8 Lg4 26.Td4 Dxg6 27.Lxg6 Lxe2 28.Le4 erweist sich mit zwei Minusbauern als hoffnungslos. 24.Lxe6 Lxe6 25.Dxe6! fxe6 26.Lxf8 Kxf8 27.Td7 b6 28.Th7 Kg8 29.Txh6 Tc8 30.Txe6 Txc4 31.Te3 a5 32.a3 braucht man nicht mehr zu spielen. Die vier verbundenen Bauern sorgen für ein rasches Ende. 1:0.


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