Nisipeanu – Kolbus: Weiß zertrümmert den schwarzen Schutzschild

Badische Vereine in der Schach-Bundesliga vom Erfolg verwöhnt
Von Hartmut Metz
Die badischen Schachvereine sind die besten – zumindest, wenn man die aktuelle Bundesliga-Tabelle als Maßstab nimmt. Der SV Hockenheim und der SC Eppingen stehen auf den Plätzen zwei und drei mit jeweils 16:4 Punkten. Über allen thront wie seit acht Jahren die OSG Baden-Baden (20:0). Der Titel- verteidiger baute vergangenen Samstag beim bis- herigen schärfsten Rivalen SG Solingen den Vorsprung auf vier Zähler aus. Das 7:1 bedeutete den 25. Sieg in Folge, tags darauf legten die Kurstädter ein 6:2 über Trier nach. Die Duelle gegen die anderen Badener folgen zwar noch bei in der zentralen Abschlussrunde in Eppingen (4. bis 6. April) – an der neunten deutschen Meisterschaft der OSG-Herren besteht jedoch kein Zweifel.

Schachlektüre

„Himmlische Züge“ folgen auf „Todesküsse“

Auf „Todesküsse am Brett“ folgt der Himmel, das klingt logisch für einen Schachspieler. Folglich heißt der nächste Band von Martin Breutigam „Himmlische Züge“. In diesem kredenzt der frühere Delmenhorster Bundes- ligaspieler erneut „Rätsel und Geschichten aus der Welt der Schachgenies“. Auf den 160 Seiten finden sich 140 Kombinationen und ein paar Fotos der Legenden. Die Partiefragmente garniert Breutigam stets mit einem kurzen, unterhaltsamen Text. Die meisten Beiträge erschienen in den vergangenen vier Jahren in seinen Schach- kolumnen im Berliner „Tagesspiegel“ und im Bremer „Weser-Kurier“. Im nächsten Werk aus dem Verlag Die Werkstatt dürfte es vermutlich ums Paradies gehen. Schach- spieler fühlen sich dann damit hoffentlich auch wie im selbigen.
Martin Breutigam, „Himmlische Züge“, Verlag Die Werkstatt, 160 Seiten, 9,90 Euro (E-Book: 7,99 Euro).

Notfalls aktiviert Kapitän Sven Noppes wie in Solingen ein paar Weltklassespieler, die der Klub gegen schwächere Gegner nicht braucht. Im Duell beim Verfolger liefen Ex-Weltmeister Viswanathan Anand und Alexej Schirow auf. Der lettische Großmeister machte seinem Namen als „Hexer von Riga“ mit zwei hübschen Siegen einmal mehr alle Ehre.
Aufatmen durfte aber vor allem der deutsche Spitzenspieler Arkadij Naiditsch. Der Sandweierer beendete mit zwei Siegen seine Formkrise, die ihm drei Bundesliga-Schlappen in Serie bescherte – das blieben bisher die einzigen Baden-Badener Niederlagen in 80 Bundesliga-Partien! Besonders leicht und schön gewann der Rumäne Liviu-Dieter Nisipeanu am Sonntag gegen den Trierer Dietmar Kolbus.

W: Nisipeanu S: Kolbus
1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 Sc6 6.Lc4 Ld7 7.Lb3 Sa5 8.Lg5 Sxb3 9.axb3 Sg8? Zieht ohne Not den Springer zurück aufs Ausgangsfeld, wonach Weiß erheblichen Entwicklungsvorsprung erhält. e6 10.0–0 Le7 sieht vernünftig aus und gibt Weiß keinen sonderlichen Vorteil. 10.Sf5 f6? Ein weiterer Fauxpas, der einem starken Spieler wie Dietmar Kolbus nicht schon in der Eröffnung unterlaufen sollte. Schwarz macht sich Löcher in die Stellung und raubt seinen Figuren natürliche Entwicklungsfelder. 11.Le3 Db8 12.0–0 e6 13.Sd4 Se7 14.f4 Programme bewerten die Position bereits als verloren. Nisipeanu zeigt mustergültig den Grund. a6 15.f5! e5? exf5 16.exf5 h5 ist zäher, verwaltet jedoch auch nur noch eine Ruine. 16.Dh5+! Kd8 g6 bringt nichts wegen 17.fxg6 Sxg6 (hxg6 18.Dxh8 exd4 19.Txf6) 18.Txf6! exd4 19.Txg6 hxg6 20.Dxg6+ Kd8 21.Df6+ Kc8 22.Dxh8 dxc3 23.Tf1 Kc7 24.Dxc3+ Lc6 25.Tf7+ Le7 26.Txe7+ Kd8 27.Dg7 und das Matt lässt nicht mehr lange auf sich warten. 17.Se6+ Lxe6 18.fxe6 g6 b6 verteidigt sich besser, aber Kolbus verteidigt danach weiterhin nur eine Stellungsruine. 19.Dh4 Lg7 20.Txf6! Zertrümmert den schwarzen Schutzschild. Lxf6 21.Dxf6 Te8 22.Lb6+ 1:0. Kc8 führt nach 23.Df7 Th8 24.Dxe7 d5 25.Dd7 zum Matt.


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