SK Freiburg-West 1967 feiert Jubiläum mit Simultan von Elisabeth Pähtz

Von Hartmut Metz
In Studentenstädten wie Freiburg haben sich zahllose Schachklubs entwickelt und für ein reges Leben auf den 64 Feldern gesorgt. Die großen Schach-Zeiten im Breisgau sind allerdings mittlerweile längst vorüber. Der Traditionsverein Freiburg 1887 und vor allem der SK Freiburg-Zähringen reichen nicht mehr an alte Glanzzeiten heran. Der langjährige Bundesligist fusionierte daher auf seiner Talfahrt mit den 87ern – geändert hat es freilich nicht viel. In dieser Saison stieg der neue Gesamtverein sogar aus der südbadischen Verbandsliga ab. Auch wenn es sehr unglücklich war, bedeutet dies in der kommenden Saison Landesliga – die sechste Liga!

 Pähtz-Simultan in Freiburg Foto: Uwe Albert-Thiele

Der Schachklub Freiburg-West 1967 e.V. hat sich stets im Kielwasser der beiden Topvereine befunden. Bis in die Landesliga schaffte es die erste Mannschaft zu Hochzeiten. Rechtzeitig zum 50-jährigen Bestehen sieht sich der Verein wieder an bessere Zeiten anknüpfen. „Nach einer Phase der Stagnation und des Mitgliederschwundes ist wieder ein deutlicher Aufwärtstrend zu verspüren“, stellen die Klubverantwortlichen angesichts von mehr als 60 Mitgliedern und „Ambitionen auf einen Aufstieg aus der Bezirksklasse“ fest. Wichtig ist dem Klub im Herzen des Stadtteils Weingarten das besondere Miteinander. Das will man am 1. Juli auch ab 10 Uhr besonders pflegen mit einem Sommergrillfest.
Vor allem aber bringt der Verein an diesem Samstag wieder einen Hauch Weltklasse-Schach zurück in die einstige Hochburg: Freiburg-West hat Elisabeth Pähtz für ein Simultan an 40 Brettern verpflichtet. Los geht es um 15 Uhr im Vereinsdomizil EBW Erwachsenen-Begegnungsstätte, (Sulzburger Str. 18, 79114 Freiburg-Weingarten). Zunächst liebäugelten die Organisatoren um Salvatore Rizzo und Thomas Menger mit Nigel Short, den sie wegen seines britischen Humors und seiner kessen Sprüche besonders schätzen. Doch letztlich folgten sie dem Ratschlag eines Medienexperten, besser einen deutschen Topstar zu verpflichten. Pähtz war erste Wahl – nicht nur als ewige deutsche Nummer eins der Frauen, Jugend- (2002) und Junioren-Weltmeisterin (2005). Die Tochter des Erfurter Großmeisters Thomas Pähtz sorgte aber vor allem durch die Teilnahme an einem der spektakulärsten Schach-Events aller Zeiten für Aufsehen: „Kasparow gegen den Rest der Welt“. Elisabeth Pähtz fungierte damals neben anderen Wunderkindern als Beraterin der „Welt“. Kasparow siegte unter enormer globaler Anteilnahme nach 62 Zügen. In Deutschland ist auch stets noch ein anderes TV-Highlight in sehr guter Erinnerung und mit Pähtz verknüpft: Mit Hape Kerkeling sorgte sie für Aufregung und Erheiterung in der Sat.1-Sendung „Darüber lacht die Welt“, als die Großmeisterin dem TV-Liebling bei einem Schachclub-Besuch soufflierte.
Die Verpflichtung von Pähtz hat sich bereits als cleverer Schachzug der „Westler“ entpuppt: Die einzige Tageszeitung vor Ort, die große wie renommierte Badische Zeitung, widmet sich diese Woche dem Gastspiel der Weltranglisten-18. aus Heidelberg ausführlich. In mehreren Vor- und Nachberichten gedenkt die Badische Zeitung zu berichten – entsprechend dürften andere Medien aufspringen, wenn die Ausnahmekönnerin auf 40 Gegner gleichzeitig trifft. Die humorvolle 32-Jährige sieht das ungleiche Duell relativ locker, wie Elisabeth in einem kleinen Interview im Vorfeld des Simultans durchblicken lässt.

Hartmut Metz: Frau Pähtz, Sie spielen in Südbaden das Simultan, persönlich hat es Sie von Thüringen nach Nordbaden verschlagen. Wegen Ihres Ehemanns, dem italienischen IM Iart Luca Shytai?

Elisabeth Pähtz: Ja, wir beide wohnen jetzt dort. Mein Mann arbeitet als Virologe an der Uni Heidelberg – Schach ist zurzeit eher ein Hobby von ihm, auch wenn seine Großmeister-Norm in der letzten Saison für Speyer-Schwegenheim in der Bundesliga anderes vermuten lässt (lacht).

Hartmut Metz: Mit 7/11 brachte er die Norm unter Dach und Fach und war trotz einer danach folgenden Niederlage stärkster Akteur des Absteigers. Aber schauen wir auf Ihr anstehendes Simultan. Kommt Ihr Gatte mit?

Elisabeth Pähtz: Ja, wir haben es so geplant, abends noch in Freiburg zu flanieren.

Hartmut Metz: Wie schwer ist ein Simultan an 40 Brettern für Sie? Wie lange wird es wohl ungefähr dauern?

Elisabeth Pähtz: 40 Partien sind prinzipiell nicht leicht, wobei es hier immer auch auf die Spielstärke der Gegner ankommt, sprich: Wie zäh sie sich verteidigen und spielen. Generell dauert ein Simultan bei 40 Gegnern im Schnitt sicher vier bis fünf Stunden.

Hartmut Metz: Wie ehrgeizig gehen Sie die Jubiläumsveranstaltung an? Welchen Stellenwert hat das Gesamtergebnis für Sie?

Elisabeth Pähtz: Ich bin kein Garri Kasparow, der unbedingt alles gewinnen muss (lacht).

Hartmut Metz: Guter Vergleich!

Elisabeth Pähtz: Klar ärgere ich mich auch über jede Verlustpartie ein bisschen, aber letztendlich bin ich mit einem Ergebnis von 70 bis 80 Prozent zufrieden.

Hartmut Metz: Also locker bleiben und 30 bis 32 Punkte sammeln. Das wäre – je nach Gegnerschar – sicher ein gutes Resultat.

Elisabeth Pähtz: Ja, bei 40 Gegnern sollte man etwas taktisch herangehen und die eine oder andere schwierige Stellung nach der dritten Stunde sogar Remis geben. Das spart enorm Kraft, wie ich weiß, und wirkt sich erfahrungsgemäß positiv auf das Gesamtergebnis aus.

Hartmut Metz: Nach wie vielen Zügen können Sie jeden Spieler ungefähr einschätzen, ob er gefährlich werden könnte oder wahrscheinlich ein leichtes Opfer wird?

Elisabeth Pähtz: Meist weiß ich nach ungefähr zehn Zügen und der Eröffnung Bescheid.

Hartmut Metz: Großmeister werden ja häufig für Ihr phänomenales Gedächtnis gepriesen. Können Sie nach dem Simultan alle 40 Partien noch vorspielen und wenn ja, wie lange behalten Sie diese im Hinterkopf?

Elisabeth Pähtz: Gar nicht! Ich merke mir nicht jede Partie. Ich möchte es auch nicht, denn es kostet zusätzlich Kraft. Ich erinnere mich aber an die kritischen Momente aller Partien, auch wenn ich sie am Ende nicht komplett nachspielen kann.

Für das Simultan können Fans auch noch ein paar Plätze erwerben. Der SK Freiburg-West 1967 bietet sie zum sehr günstigen Preis von 25 Euro an. Wer gegen die Weltranglisten-18. antreten möchte, kann sich per E-Mail unter  simultan2017freiburgwest@web.de  anmelden oder versuchen, am Turniertag einen Platz zu ergattern durch den Sieg bei dem zeitlich vorgeschalteten Sternsimultan-Wettbewerb ab 10 Uhr (siehe Ausschreibung des Events in der EBW Erwachsenen-Begegnungsstätte, SulzburgerStr. 18, 79114 Freiburg-Weingarten). Bei Fragen zur Veranstaltung steht der Zweite Vorsitzende und Jugendleiter des SK Freiburg-West 1967, Thomas Menger, auch telefonisch unter (0761) 2859934 zur Verfügung.

www.schachklub-freiburgwest.de