5/5 vor der Mittagspause: Velimir Kresovic

Kuppenheimer in großmeisterlicher Form im hessischen Bensheim
Von Hartmut Metz
Fast sensationell haben Velimir Kresovic und Hartmut Metz beim 15-Minuten-Schnellschach-Turnier in Bensheim aufgetrumpft. In dem sehr starken Feld verzeichneten beide – ohne ihr kurzes direktes Remis in der siebten Runde – eine Performance von rund 2500 Elo! Dabei hatte sich vor allem Metz nichts ausgerechnet, sah den Wettbewerb als Saisonvorbereitung und wäre in dem mit 14 Titelträgern gespickten Feld schon mit einer Top-Ten-Platzierung zufrieden gewesen.
Der zuletzt eifrig trainierende Kresovic wirkte dagegen weit ambitionierter – und pflügte durch das Feld, als gäbe es kein Morgen mehr! 5/5 standen vor der Mittagspause zu Buche! Nur Topfavorit Vadim Milov (2530 Elo) hielt punktemäßig noch mit. Gegen die IM Srdjan Panzalovic und Yuri Boidman machte der Kuppen-heimer Angriffskünstler kurzen Prozess! Die Schlusskombination gegen den kaum schwächeren Christoph Pfrommer krönte den Vormittag: Mit Dame weniger strickte Kresovic ein Mattnetz mit Turm, Läufer und Springer, dem der Karlsruher nicht mehr entkam. Normal hatte bis dahin Metz gespielt: Vier Siegen gegen nominell Schlechtere stand eine Weiß-Niederlage gegen GM Vladimir Gurevich gegenüber.
Im Spitzenduell verpasste Kresovic gegen Milov eine studienhafte Rettung im Läuferendspiel mit Minusbauer. Da sein Vereinskamerad mit Schwarz Matthias Dann (2428) schlug, kam es danach zum kurzen direkten Rochade-Match. Weiter ging es für Metz mit einem Sieg über FM Michael Stockmann, den er auch schon mit Schwarz im deutschen Pokal-Viertelfinale ausgeschaltet hatte. Ein problemloses Remis gegen den bis dahin so souveränen Neu-GM Milov, der bei nur noch zwei Minuten auf der Uhr eine Friedensofferte einstreute, machte das Turnier endgültig für ihn perfekt. Metz lehnte zwar erst ab, sah aber trotz doppelt so viel Zeit ein, dass das Endspiel mit Turm, Leichtfigur und je zwei Bauern keine Chancen mehr bot. Die Krönung folgte mit einem Sieg über IM Yuri Boidman. So lag der Kuppenheimer mit 8/10 alleine auf Platz zwei. Nur Milov remisierte sich in den letzten Runden vor ihm durch mit letztlich überzeugenden 9/11. Im abschließenden Duell hätte Metz schon ein Remis zu Silber gereicht. Doch zu entspannt ging er gegen Panzalovic vor: Nach einem dummen Turmopfer blieb ihm nur noch Harakiri-Schach. Ein weiteres Turmopfer sowie zwei Figurenopfer mit Mattideen erfreuten die Zuschauer an Brett zwei – der Bad Mergentheimer Zweitligaspieler parierte die Attacke jedoch leicht und schob sich mit 8,5 Punkte noch an Metz vorbei. Vor ihm landete auch Dann auf Rang zwei. So wiederholte der Kuppenheimer „nur“ Rang fünf aus dem Jahr 2008, als beide Rochade-Cracks auch in Bensheim mitspielten. Die Leistung ist jedoch diesmal weit höher einzuschätzen.
Zweiter hätte Kresovic vor der letzten Runde mit einem Sieg werden können! Die Unentschieden gegen IM Thorsten Haub (2466) und Andreas Mandel (2398) durfte er bis dahin auch als Achtungserfolge werten, wobei die Gegner mehr Mühe hatten als der gebürtige Serbe. Doch nimmermüde überrannte der Kuppenheimer auch noch Vadim Chernov (2468)! Bei 7,5/10 war zwar seine Performance von zur Halbzeit 2639 (!!) auf 2534 gerutscht, doch ein Plus von 58 Elo hätte ihm das trotzdem bei normalen Turnierpartien eingebracht! Ausgerechnet wie Metz patzte auch Kresovic in der letzten Runde. Eine gute Stellung gegen den mit Abstand schwächsten Gegner seit Runde zwei verdarb der 57-Jährige: Patrick Chandler nahm das Geschenk an, rückte auf Platz vier mit 8,5:2,5 Zählern vor, während Kresovic als bestem 7,5er nur der undankbare siebte Rang blieb. „Schade für die Turnierüberraschung“, befanden auch die Organisatoren bei der Siegerehrung. Ein Remis hätte ihn immerhin auf Position vier gehievt, knapp vor Metz, der die zweithöchste Buchholz hinter seinem Mannschaftskameraden erzielte.
Die Schlussrunden-Schlappen ärgerten beide Spieler des badischen Mannschafts-Pokalsiegers – eine erstaunliche Leistung vollbrachten dennoch beide. Vor dem ersten Zug in Hessen wären sie mit je einem halben Punkt mehr als 2008 angesichts der Gegnerschaft gewiss zufrieden gewesen.

Hartmut Metz (Mitte) bei der Siegerehrung (Foto: SG Bensheim)
 

Schachgesellschaft 1931 Bensheim