Faszinierendes Buch über die Schach-Historie im legendären Seebad Hastings

Der Welttag des Buches war Mitte April. Den Titel des deutschsprachigen „Schachbuchs des Jahres“ hätte man da getrost schon vergeben können. Das liegt nicht allein daran, dass es beklagenswerterweise kaum noch Schachbücher in der Sprache von Goethe und Schiller gibt: Das Werk „Wie aus Träumen Traditionen wurden – 100 Jahre Schachturniere in Hastings“ würde sich auch gegen starke Konkurrenz durchsetzen. Jürgen Brustkern und Norbert Wallet begeistern mit ihren spannenden Erzählungen über die längste Historie an Schachturnieren, die mit dem legendären Wettbewerb von 1895 begann und seit 1920 regelmäßig über die Bühne ging.

„Das Hastings-Buch ist ja wirklich ein Highlight und sehr schön produziert“, meint selbst Rochade-Mitglied Harald Fietz begeistert – und der Berliner Schachlehrer muss das als Experte fürs englische Schach und großer Buchkenner wissen. In der Juni-Ausgabe des Schach-Magazins 64 wird er daher das famose Werk zum Preis von 29,90 Euro vorstellen. Auf den 288 Seiten lassen die Autoren nicht nur die Entwicklung zum Traditionsturnier in dem englischen Seebad Revue passieren. Auch die Historie des königlichen Spiels auf der Insel ist ein Thema. Herausragend sind jedoch all die schönen Porträts der Helden von Hastings. Im Kapitel 7 „Kämpfer, Künstler, Königsjäger“ werden sie wunderbar vorgestellt: Angefangen mit dem „kleinen Steinitz“, dem auf dem Alten Kontinent kaum bekannten Briten Henry Atkins, über die erste Weltmeisterin Vera Menchik, die Mitglied im Schachclub von Hastings war, über Milan Vidmar, Sultan Khan bis hin zu Geza Maroczy oder C.H.O. Alexander sowie Sir George Thomas. Viele Große, von denen die Sowjetunion pro Jahre zwei an die britische Küste entsandte ,nicht zu vergessen: Etwa Viktor Kortschnoi, David Bronstein, Salo Flohr, Andor Lilienthal – Nona Gaprindaschwili und Paul Keres bildeten in Hastings sogar ein Tischtennis-Doppel, Michail Tal verlor außerdem gegen die Blitzturnier-Siegerin aus Georgien im „Lightning Chess“. Später sorgten als weitere Frauen die Polgar-Schwestern für Aufsehen. Die deutschen Vorkämpfer Wolfgang Unzicker und Wolfgang Uhlmann würdigten Brustkern und Wallet ebenso. Für den Ostdeutschen war Hastings „mein Schokoladen-Turnier“, weil Uhlmann bei seinen sieben Auftritten niemals schlechter als auf dem geteilten zweiten bis sechsten Platz abschnitt! Last but not least sind auch die englischen Vorkämpfer von Tony Miles, Jonathan Speelman über Mathe-Genie John Nunn bis Nigel Short, der Garri Kasparow im WM-Kampf 1993 klar unterlag, mit historischen Bildern und Partien gewürdigt.
Das traumhafte „Wie aus Träumen Traditionen wurden – 100 Jahre Schachturniere in Hastings“ kann direkt bei Autor Jürgen Brustkern per E-Mail an juergenbrustkern@yahoo.de bestellt werden. Preis: 29,90 Euro.
Brustkern hat oft in Hastings selbst gespielt, wodurch sich über die Jahre die innige Liebe entwickelte. Für die Rochade-Webseite hat er eine begeisternde Partie von 1974/75 ausgewählt, in der ein schwarzer Springer von Albin Planinec auf a1 anlangt und von dort aus den matten Tag des Königs von Rafael Waganjan entscheidet.

Partie Waganjan – Planinec