Kuppenheimer scheitert in Leipzig wieder an Sieger Hagen Poetsch

Im deutschen Schach-Pokal ist Hartmut Metz erneut am neuen Großmeister Hagen Poetsch gescheitert. Der Heusenstammer, der sich bereits zum dritten Mal den Dähne-Pokal sicherte, schaltete den Kuppenheimer wie schon 2013 aus. Damals im Halbfinale, diesmal in Leipzig bereits im Achtelfinale. Da die Ausgeschiedenen weiter die Plätze ab Position drei ausfochten, hatte Metz mit drei Siegen noch sehr gute Chancen auf Bronze.

Auftakt zur letzten Runde im deutschen Einzelpokal: Der Leipziger Manuel Pietzsch (links) und Hartmut Metz waren noch zu Scherzen aufgelegt … Foto: Müller

In der letzten Runde musste sich der vierfache badische Pokalsieger allerdings mit einem Remis gegen den Pfälzer Vertreter Markus Müller bescheiden. So reichten 3,5:1,5 Punkte dank der besten Buchholz-Feinwertung für den fünften Preis unter 30 Qualifizierten. Bei einem Sieg in der abwechslungsreichen Begegnung hätte Metz Rang drei sicher gehabt. Doch in Zeitnot erwog der FM das falsche Turmopfer und musste froh sein, am Ende ein Remisangebot des damit ungeschlagen gebliebenen Gegners zu erhalten. Mit nur noch drei Minuten auf der Uhr für den Rest der Partie nahm Schwarz an.

Das Finale: Cliff Wichmann (rechts) gegen Hagen Poetsch. Foto: Metz

Vor dem Spieler der Rochade Kuppenheim landeten neben Poetsch die Internationalen Meister Cliff Wichmann (Nickelhütte Aue), der das Endspiel verlor, und Michael Kopylov (SK Norderstedt) sowie der ehemalige deutsche Pokalsieger Dirk Paulsen (alle 4). Der Kreuzberger überzeugte nach seiner Auftaktniederlage gegen Müller mit vier Siegen en suite. Poetsch verdiente sich den Pokal: Nur gegen den Niedersachsen Sebastian Muer hatte der Hesse ernstere Probleme und gewann nach zwei spannenden Blitzpartien im Viertelfinale erst die dritte Tiebreak-Begegnung. Mancher Teilnehmer fand es nicht gut, dass Poetsch erneut mitspielen durfte: Der Titelverteidiger ist nämlich nicht qualifiziert – dagegen aber der Sieger eines Blitzturniers bei Chessbase, das der alte und neue Champion gewann.
Metz hatte zum Auftakt gegen Achim Engelhart (Jedesheim) mit Schwarz gewonnen. Gegen Poetsch besaß er nur „gefährliches Halbwissen“: In der Bauernraub-Variante im Französisch hatte der Kuppenheimer zwar drei Tage zuvor zufällig eine Partie zwischen Ian Nepomniatschi und Emil Sutovsky beim Karpov-Poikovsky-Turnier gesehen, jedoch einen wichtigen Zwischenzug vergessen. Die Stellung war dann zwar auch spielbar, spielte sich indes nicht ganz so angenehm wie die Hauptvariante – zumal sich Poetsch blendend auskannte. Später erzählte der 2500er, er habe die Stellung vor Jahren analysiert und bei einem komplizierten Qualitätsopfer um den 25. Zug würde er zwei Bauern erhalten mit gleichen Chancen … Metz opferte dagegen einen Bauern, anstatt diesen mit verteilten Chancen in einer scharfen Stellung zurückzunehmen. Danach rechnete er zu lange an einem Figuren- und Damenopfer herum, das jedoch nicht zum Dauerschach reichte. In eigentlich schon hoffnungsloser Endspiel-Stellung ließ sich Weiß dann kurzerhand einzügig mattsetzen … Ähnlich machte es Cliff Wichmann im Finale. Mit weiteren Siegen über Norman Daum (Rotation Pankow) und Thorsten Döscher (SK Bremen-Nord), der bereits nach sieben Zügen hoffnungslos stand, sicherte sich der badische Vertreter eine Performance von über 2360 und ein leichtes Plus von neun Elo.

DSB-Präsident Ullrich Krause (stehend, von rechts) ehrt die besten Pokal-Teilnehmer um den Kuppenheimer Hartmut Metz und Sieger Hagen Poetsch (sitzend, links). Links ist zudem DSB-Pokalleiter Thomas Wiedmann zu sehen. Foto: DSAM

Die Siegerehrung nahm Ullrich Krause als Präsident des Deutschen Schachbundes (DSB) vor, da auch gleichzeitig mehr als 300 Teilnehmer in verschiedenen Rating-Gruppen ihre deutschen Amateurmeister ausspielten. Metz hatte sich als einziger Akteur auch dort als Sieger von Aalen für die A-Gruppe qualifiziert, verzichtete jedoch zugunsten des besser besetzten Pokal-Wettbewerbs auf eine Teilnahme.

Podiumsdiskussion bei der Ehrungs-Gala am Samstagsabend vor großem Publikum: DSB-Präsident Ullrich Krause (von links), Hartmut Metz und Großmeisterin Carmen Voicu-Jagodzinsky unterhalten

Die Veranstaltung endete mit einer Ehrungs-Gala, bei der Krause und Metz, der sächsische Verbandspräsident Frank Bicker und Großmeisterin Carmen Voicu-Jagodzinsky mit einer kleinen Podiumsdiskussion die rund 400 Gäste unterhielten. Vor allem Krause berichtete Interessantes über die Pläne des DSB, nach denen Moderator und Organisator Dirk Jordan gefragt hatte. Im Programm zuvor spielte Großmeister Lothar Vogt noch ein Uhrensimultan gegen 24 DSAM-Teilnehmer. Zudem begeisterte Michael Negele mit einem Vortrag über Jubilar Emanuel Lasker, bei dem er auch ganz neue Bilder zeigte, die zuvor in Deutschland nicht zu sehen waren.
Die Ergebnisse der Endrunde sind auf der DSAM-Homepage zu finden (dabei nicht wundern, dass die Punktzahlen nicht mit den Siegen und Remis übereinstimmen! Wer im Blitz weiterkam im K.o.-Modus erhielt ebenso einen vollen Punkt angerechnet. Erst in der Trostrunde zählten die halben Punkte).

Alle Partien sind abgelegt unter:
http://cloudserver.chessbase.com/NzE1NDEw/replay.html