Geteilter Sechster nach sechs Runden in Bled

Die Senioren-Weltmeisterschaften werden 2018 an historischer Stätte ausgetragen: In Bled siegte Alexander Aljechin beim großen Turnier von 1931. Hier gastierten schon Bobby Fischer, Michail Tal, Wassili Smyslow und zahlreiche andere Größen. 2002 war das slowenische Städtchen an dem malerischen Bleder See Gastgeber der Olympiade.

Schwarz legt den weißen König bloß

Im Grand Hotel Toplice gibt es die Alterskategorien Ü50 und Ü65 sowie zwei Wettbewerbe für Frauen in denselben Altersklassen. In der Ü65 ist die 77-jährige georgische Langzeit-Weltmeisterin Nona Gaprindaschwili mit von der Partie. Die Legende hat aber zur Halbzeit der elf Runden kaum noch realistische Chancen auf den Titel, obwohl sie als einzige Spielerin mehr als 2300 Elo aufweist. Bei den Ü65 führt Vlastimil Jansa mit fulminanten sechs Punkten. Unter anderem schlug er Großmeister-Kollege Jewgeni Sweschnikow, Begründer des beliebten Sizilianisch-Systems. Die badischen Recken um den Ex-Kuppenheimer Christof Herbrechtsmeier (4), Gerhard Kiefer (4,5/beide Emmendingen) und Clemens Werner (Ettlingen/4) schlagen sich bisher achtbar.

In der Ü50 zählt Klaus Bischoff zu den Mitfavoriten unter den neun Großmeistern am Start. Mit 4,5 Zählern teilt der Spieler des FC Bayern München hinter dem mit fünf Punkten führenden Karen Movsiszian (Armenien) aber nur den sechsten Platz mit acht weiteren Teilnehmern – darunter auch Hartmut Metz. Der Kuppenheimer startete schlecht mit zwei Remis gegen nominell deutlich schlechtere Gegner. In Runde drei gelang zwar gegen Petr Malinovsky (2048) der erste Sieg, bevor wieder ein Remis folgte mit dem englischen FM Terry Chapman. Der Brite ist wohl Schach-Sponsor und ließ sich auch von Garri Kasparow beraten. Erst ab der fünften Partie kam Metz in Schwung und schlug Leonid Gavrish. Der Ukrainer (2144) gewann bisher in den letzten Jahren nahezu alle seine Partien mit dem Slawisch-Abtauschsystem. Gegen den deutschen Vizemeister versuchte er jedoch einen Angriff, der ins Gegenteil umschlug, obwohl er den schwarzen König mit 19.Lxh7+ bloßstellen konnte. Doch schon fünf Züge später ging es dem weißen Monarchen an den Kragen.

Eine sehenswerte Kombination gelang dem Kuppenheimer FM anschließend gegen Sandor Biro bei den Live-Übertragungen. Der rumänische IM büßte einen Bauern ein, schien aber durchaus Remischancen zu haben – bevor ihn eine teuflische Falle in Zeitnot um alle Chancen brachte. Mit einem Figurenopfer hätte Weiß den schwarzen Turm auf d5 gelockt, wo er nach e4 kein einziges Feld mehr gehabt hätte! Auch wenn Biro die Qualität nicht hergab, entschieden zwei Mehrbauern hernach trotz der ungleichfarbigen Läufer leicht.

Auch wenn Metz bisher ungeschlagen blieb, war seine Leistung nicht besonders. Der erste schwere Brocken kommt nun am Sonntag mit dem russischen IM Jewgeni Kalegin (2413), der Weiß zugelost bekam.

Die Ergebnisse finden sich bei Chess-Results unter:

http://chess-results.com/tnr361547.aspx?lan=1&art=1&rd=6&turdet=YES&flag=30

Die Live-Übertragungen der ersten 15 Bretter (in beiden Männer-Wettbewerben) stehen unter der Veranstalter-Homepage (und dort unter „Live Games“ auf 50+ gehen):

http://www.wscc2018.european-chessacademy.com/index.php/en/

Chess24 überträgt ebenfalls unter seinen Live-Turnieren:

https://chess24.com/de