In der folgenden Partie wird dargestellt wie ein Großmeister mit 2560 Elo mit Schwarz scheinbar mühelos eine Blitzpartie gewinnt. Entscheidend sind die ersten drei bis acht Züge nach Abschluss der Entwicklung im 15. Zug. In der ersten Analyse wird die Partie dargestellt, wie sich die Stellung innerhalb weniger Züge dreht. In der zweiten Analyse werden die Hintergründe dargestellt, welche Züge der Schwarze dabei im Auge behalten musste. Entscheidend ist dabei die Bauernstruktur, die noch nicht festgelegt ist. Beide Seiten haben die Möglichkeit verschiedene Durchbrüche durchzuführen. Eine Kunst des Meisterspielers ist es diese Dynamik und Spannung psychisch auszuhalten und nicht nach Vereinfachung zu streben. Für Spieler auf dem Weg zum Meisterlevel ergibt sich dadurch ein enormes Potential die eigene Spielstärke zu steigern. Als Faustregel könnte man sagen: Forcieren Sie Bauerntransformationen im Mittelspiel nur dann, wenn sich für sie ein konkreter Vorteil ergibt. Entscheidend ist es dabei die Möglichkeiten des Gegners zu beachten – Bauerntausch oder Angriffe auf Bauernketten. (Patrick Karcher)
[Event "3 min, rated"]
[Site "Main Playing Hall"]
[Date "2013.08.01"]
[Round "?"]
[White "Anlashock"]
[Black "Palto"]
[Result "0-1"]
[ECO "B40"]
[WhiteElo "2651"]
[BlackElo "2905"]
[Annotator "Karcher,Patrick"]
[PlyCount "78"]
[EventDate "2013.08.01"]
[EventType "blitz"]
1. e4 c5 2. Nf3 e6 3. Nc3 a6 4. g3 b5 5. Bg2 b4 6. Ne2 Bb7 7. d3 Nf6 8. a3 a5
9. O-O d6 10. c3 {Weiß greift den Bb4 doppelt an} Nc6 $14 11. Ng5 $2 {Stell
den Springer aktiver} h6 $1 $11 {Da der Bh7 noch nicht auf h5 steht, kann er
den Springer vom starken Feld g5 verdrängen} 12. Nh3 Be7 13. f4 Qb6 $1 {Ohne
den Bc5 wäre dies ein Königsangriff (d.h. es droht ein Abzugsschach)} 14. Nf2 {
Verstellt die Angriffsdiagonale auf den Kg1} O-O {Die schwarze Entwicklung ist
abgeschlossen} 15. Be3 {Ohne den Bc5 wäre dies ein Angriff auf Db6} Qc7 $5 {
Entzieht sich dem indirekten Angriff, ein Zug, der keinen Vorteil bringt, die
Partie aber auch nicht verliert} 16. g4 {Startet eine Bauernwalze auf den
schwarzen König, nachdem nicht zu erkennen ist, wie dem schwarzen Figuenspiel
zu Leibe gerückt werden kann} Nd7 $1 {Dezentralisiert den Springer und ist im
Gewinnsinne damit kein Fortschritt, verliert allerdings auch nicht. Ist
sinnvoll wegen einer Prophylaxe gegen den Doppelangriff g5} 17. Ng3 Rfe8 $1 {
Wieder ein Zug der nicht verliert und Weiß erneut die Frage stellt, wie er
denn Vorteil erzielen will. Sinnvoll ist der Zug, weil er das Feld f8 für
andere Figuren freigibt} 18. Qd2 bxc3 $5 {Schwarz hat alle Figuren bei der
aktuellen Bauernstruktur optimal postiert, muss einen konstruktiven Zug spielen
} (18... Rab8 $6 19. axb4 axb4 {Und Weiß hat die a-Linie erstmal}) 19. bxc3
Rab8 20. Rfb1 Ba6 $1 {Beschäftigt die weißen Figuren durch den Angriff auf Bd3}
21. g5 $2 {Interpretation – nachdem Weiß aus seiner Sicht alles richtig
gemacht hat und immernoch keinen Vorteil erzielt hat, wird er nun ungeduldig
und will auch angreifen – wählt dafür die Brechstange und überzieht.} hxg5 $1
22. fxg5 Nde5 $1 $15 {Durch die Transformation der Bauernstruktur ist der
Springer aus einer stark eingeschränkten Position auf d7 auf sein Idealfeld e5
gelangt} 23. h4 $2 Rb7 $17 24. Rxb7 Qxb7 {Schwarz hat die Kontrolle über die
b-Linie gewonnen. Entscheidend ist, dass Weiß keine Kontrolle über b1 hat} 25.
c4 Rb8 26. Nd1 Nd4 {Stellt den Springer auf sein Idealfeld} 27. Bxd4 {
Transformation der Bauernstruktur bei Tausch des schwarzfeldrigen Läufers gegen
den Sd4} cxd4 28. Ne2 {Angriff auf die Schwäche d4} Qc6 {Verbesserung der
Damenposition bei dynamischer Deckung des Bd4} 29. Kh1 (29. Nxd4 $2 Qc5 $1 30.
Qe3 Ng4 $1 $19) 29... Qc5 30. Nf2 a4 {Einschränkung des Ba3} 31. Nc1 Kf8 {
Verliert nicht und gibt dem Gegner erneut die Chance einen Fehler zu machen}
32. Bf1 {Der Weiße nimmt die Chance dankend an und stellt seinen Lf1 auf ein
schlechteres Feld, nun steht der weiße König auch diagonal entblößt} Ng6 $1 {
Angriff auf den Bh4, der nicht gedeckt werden kann} 33. h5 Bxg5 {Damenangriff}
34. Qc2 Nh4 35. Be2 Be3 {Verbesserung der Figurenposition} 36. Nh3 Qe5 {
Kombinierter Angriff auf den entblößten weißen König} 37. Bf1 Qxh5 38. Qxa4 $2
Qf3+ 39. Kh2 Rb2+ {Nachdem Schwarz nach der Eröffnung nichts anderes gemacht
hat als 5 Züge nicht zu verlieren hat, hat er nun mit vier Angreifern auf den
weißen König ein Mattangriff forciert. Die weißen Figuren stehen willkürlich
verteilt auf dem Brett} 0-1
[Event "Die 6 entscheidenden Züge"]
[Site "Main Playing Hall"]
[Date "2013.08.01"]
[Round "?"]
[White "Anlashock"]
[Black "Palto"]
[Result "0-1"]
[ECO "B40"]
[WhiteElo "2651"]
[BlackElo "2905"]
[Annotator "Karcher,Patrick"]
[PlyCount "78"]
[EventDate "2013.08.01"]
[EventType "blitz"]
1. e4 c5 2. Nf3 e6 3. Nc3 a6 4. g3 b5 5. Bg2 b4 6. Ne2 Bb7 7. d3 Nf6 8. a3 a5
9. O-O d6 10. c3 Nc6 11. Ng5 h6 12. Nh3 Be7 13. f4 Qb6 14. Nf2 O-O 15. Be3 $11
{Beide Parteien haben die Entwicklung abgeschlossen.} Qc7 {Der Hauptteil der
Partie beginnt: 1. Zug der nicht verliert und die Harmonie der schwarzen
Figuren aufrecht erhält} 16. g4 (16. d4 $5 {Angriff gegen die Mitte der
Bauernkette kommt in Betracht, da Weiß die Kontrolle über d4 hat und e4
ausreichend durch Figuren gedeckt ist}) (16. e5 $2 {Der Angriff gegen die
Basis der Bauernkette e6-b4 scheitert wegen der schwarzen Kontrolle über e5}
dxe5 $1 $17) 16... Nd7 {Auch der 2. Zug verliert nicht} 17. Ng3 (17. d4 $5 {
Angriff auf die Mitte kommt immernoch in Betracht}) (17. e5 $1 {Angriff auf
die Basis der Bauernkette kommt nicht in Betracht} dxe5 $1) (17. f5 $6 {Durch
das vorbereitende g4 ist nun auch der Angriff auf die Spitze der Bauernkette
e6, f7 möglich} exf5 18. gxf5 $15 {Macht keinen guten Eindruck für Weiß, da
Schwarz viel Potential hat} (18. exf5 $2 Nce5 {Erhält das Feld e5 für den
Springer und kommt zum Abtausch der weißfeldrigen Läufer})) 17... Rfe8 {Der 3.
Zug verliert nicht} 18. Qd2 (18. f5 $15 {Jetzt deckt der Sg3 den Bf5}) (18. d4
$11) (18. e5 $15 dxe5 19. f5 {Ist nach g4 nicht mehr ganz so schlecht}) 18...
bxc3 {Der 4. Zug: Nachdem die ersten drei Züge dazu dienten nichts zu
verlieren, ist dies der erste aktive Zug. Mit dem Schlagen wird die Spannung
aufgelöst und dadurch, dass der Bb4 gegen den Bb2 getauscht wurde, hat Schwarz
an Raum auf dem Damenflügel eingebüßt. Dafür bekommt er Druck auf den Bd3} 19.
bxc3 Rab8 {Der 5. Zug stellt den Turm auf die offene b-Linie} 20. Rfb1 Ba6 {
Nachdem 5 Züge lediglich das Gleichgewicht aufrecht erhielten, ist der 6. Zug
bereits im Angriffsinne gespielt} 21. g5 (21. d4 Nb6 $1 $15 {Überlässt dem
Schwarzen das Feld c4}) (21. e5 dxe5 $1) (21. f5 Nce5 {Schwarz hat wieder das
Feld e5 für den Springer gewonnen} 22. d4 $2 Nc4 $1) 21... hxg5 22. fxg5 Nde5
$15 {Nach dem 8. Zug hat Schwarz das Ruder komplett übernommen} 23. h4 Rb7 24.
Rxb7 Qxb7 25. c4 Rb8 26. Nd1 Nd4 $1 {Dieser Zug erfordert ein hohes Maß an
Schachverständnis, ist allerdings ein Zug im Gewinnsinne und damit nicht Fokus
dieses DWZ-Plus} 27. Bxd4 cxd4 28. Ne2 Qc6 29. Kh1 Qc5 30. Nf2 a4 31. Nc1 Kf8
32. Bf1 Ng6 33. h5 Bxg5 34. Qc2 Nh4 35. Be2 Be3 36. Nh3 Qe5 37. Bf1 Qxh5 38.
Qxa4 Qf3+ 39. Kh2 Rb2+ 0-1