Rochade schlägt Waldshut-Tiengen 4,5:3,5

Die Rochade Kuppenheim hat zwar ihren ersten Sieg in der Schach-Verbandsliga eingefahren – doch im Duell gegen Waldshut-Tiengen spielte „Not gegen Elend“. Dies befand Hans Wiechert, der den einzigen souveränen Erfolg der Hausherren einfuhr. Jochen Klumpp spielte immerhin fehlerlos und profitierte von zwei Schnitzern seines Kontrahenten Klaus Amann. Der opferte zwei Figuren für Turm und zwei Bauern, agierte aber hernach im entstehenden Endspiel zu passiv – und stellte später einen Turm für eine Figur ein. Mit nur einem Bauern für die Figur gab der Waldshuter sofort auf. Im Wolga-Gambit ließ Wiechert Norbert Strittmatter keine Chance. Schwarz baute sich gefällig auf – musste aber auch wieder den Rückwärtsgang einlegen. Kuppenheims FM öffnete in Strittmatters Zeitnot die Stellung und heimste eine Qualität ein. Ein anschließender Mattangriff war nicht mehr zu parieren. Die mit Abstand beste Partie des Tages!
Da der Oberliga-Absteiger zudem nur zu siebt antrat, führte Kuppenheim bereits mit 3,5:0,5. Doch schon das Remis von Hubert Schuh bedurfte der gütigen Mithilfe von Mark Zichanowicz, der nach einem Figurenopfer lieber ein Dauerschach gab, anstatt mit Dame und Turm einen Mattangriff einzuleiten. Den hätte der ehemalige Bundesliga-Crack nur unter Preisgabe der Dame parieren können. Danach wurde es noch schlimmer: Die Spitzenspieler Jean-Luc Roos und Hartmut Metz verdarben Gewinnstellungen kläglich. Roos konnte sich gegen den mit Abstand stärksten Gästespieler, den 2400er Dennis Eschbach, schön aufbauen und stand bereits etwas besser. Im 16. Zug hatte Weiß seinen Springer von f3 nach e5 gezogen.

Eschbach,Dennis – Roos,Jean-Luc

Nach dem einfachen Zug 16…b5! hätte der Anziehende eine Figur eingebüßt! Der Springer auf c4 kann nicht weg, weil dann sein Kollege auf e5 hängt. Schlägt Weiß auf c6, kommt Lxc4 als Zwischenzug. Roos zog indes Sf6-d7 und das Elend nahm seinen Lauf mit weiteren Patzern. Unter anderem stellte der IM später durch den Bauernzug nach b5 einen Bauern ein, den er wegen einer Springergabel auf c7 nicht wiedernehmen durfte, was er erst nach dem Zug bemerkte …
Eine Figur stellte Metz nicht ein – doch viel besser war seine Performance auch nicht. Das Eröffnungsduell mit Udo Düssel ging eindeutig an ihn. Doch nach ein paar zweitklassigen Zügen stand nur noch ein besseres Endspiel auf dem Brett. In diesem lehnte der Kuppenheimer Kapitän ein Remis ab und ruinierte in Zeitnot die Position auch noch, weil er sich um einen Zug verzählte … Dabei wäre das Bauernendspiel bei korrekter Behandlung noch zu halten gewesen. Weitere Spannung brachte Günther Tammert in das Match. Der 262 DWZ stärkere „Hexer von Balg“ spielte gegen Tim Weidenbach diesmal völlig ohne Esprit. Selbst in leicht besserer Stellung fiel ihm wenig ein, danach geriet er im Endspiel mit zwei Springern gegen die dominanten Läufer von Weidenbach immer mehr auf Abwege. Selbst letzte Tricks´mit Turmopfer und Springergabel, seine sonstige Domäne, fand er nicht: 3,5:3,5.
Letztlich drehte sich das Glück, und Kuppenheim war mit Fortuna im Bunde: Velimir Kresovic überstand kritische Situationen durch präzise Verteidigung. Er geriet zwar in ein Endspiel mit Minusbauer – doch der Springer war dem Läufer weit überlegen und ein Bauer fiel umgehend. Hernach hätte Kuppenheims Brett fünf einfach einen zweiten Bauern herausschlagen können und danach kurzen Prozess mit zwei weit voneinander entfernt laufenden Bauern machen können. Stattdessen behandelte Kresovic die vermeintlich leichte Stellung ungenau, lavierte ungeschickt und Peter Zimmermann hätte mit einzigen Läuferzügen das Remis halten können. Nach knapp sechs Stunden fand jedoch auch er nicht mehr die richtige Verteidigung und musste zwei Bauern auf der b- und g-Linie Tribut zollen, weil der weiße König zwar den feindlichen Springer gewinnen kann, dann aber einer der Bauern durchmarschiert.
Nach dieser kläglichen Darbietung liegt die Rochade mit 2:2 Punkten auf Platz sechs. An der Spitze dürften sich Emmendingen und Sasbach ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschaft liefern. Der OSG Baden-Baden IV ist am ehesten zuzutrauen, eines der beiden Teams zu bremsen. Hinter Oberwinden kämpft der Rest um den Klassenerhalt.

    SGR Kuppenheim 2152     SGEM Waldshut-Tiengen (A) 2065 5.47
1 1 Roos,Jean-Luc 2232   1 Eschbach,Dennis 2412 0 1 0.26
2 2 Metz,Hartmut 2272   3 Düssel,Udo 2173 0 1 0.64
3 3 Schuh,Hubert 2235   6 Zichanowicz,Mark 2054 ½ ½ 0.74
4 4 Wiechert,Hans 2127   7 Strittmatter,Norbert 2010 1 0 0.66
5 7 Kresovic,Velimir 2121   8 Zimmermann,Peter 2042 1 0 0.61
6 8 Tammert,Günther 2151   10 Weidenbach,Tim 1889 0 1 0.82
7 10 Klumpp,Jochen 2060   12 Amann,Klaus 1874 1 0 0.74
8 12 Merklinger,Markus 2017         + 1.00