Der “Hexer von Balg”: Günther Tammert

Rochade rutscht nach erneuter Niederlage auf Abstiegsplatz
Von Hartmut Metz
Die Rochade Kuppenheim ist durch die dritte Niederlage in Folge auf einen Abstiegsplatz in der Oberliga Baden zurückgefallen. Nach dem 3,5:4,5 gegen Waldshut-Tiengen muss der Tabellenachte das nächste Duell gegen Mitkonkurrent Dreisamtal (beide 4:10 Punkte) gewinnen, um weiter auf den Klassen- erhalt hoffen zu können. Und selbst danach ist dieser mehr als fraglich – schließlich wartet am Saisonende Spitzenreiter OSG Baden-Baden III auf die Rochade. Hockenheim II (3:11) dürfte die Klasse nach dem 1:7 in Zähringen (6:8) verlassen müssen. Ettlingen (5:9) holte einen wichtigen Zähler gegen die Karlsruher SF und wird sich mit einem Erfolg über Hockenheim am letzten Spieltag sicher retten. Noch minimal gefährdet scheint Kirchheim (7:7), das einen weiteren Punkt braucht. Auch wenn das Ergebnis letztlich in Ordnung geht, vergab der vierfache badische Pokalsieger gegen Waldshut-Tiengen einmal mehr gute Stellungen. Davon konnte bei Hartmut Metz nach einem schlechten Zug in der Eröffnung nicht die Rede sein. Immerhin verteidigte er sich gegen Norbert Friedrich anschließend umsichtig und remisierte so. Günther Tammert brachte die Hausherren in Führung. In aggressivem Stil opferte der „Hexer von Balg“ gegen Helmut Eidinger drei Bauern und strich dafür erst eine Figur und danach einen ganzen Turm ein. Noch aufsehenerregender ging es am Spitzenbrett zu: Timothée Heinz ließ seinen König aufs offene Brett ohne Schutz nach f6 zerren, heimste dafür jedoch einiges Material ein. In komplizierter Position hatte es Dennis Kaczmarczyk als Angreifer allerdings leichter und glich für Waldshut aus. Das 2,5:1,5 für Kuppenheim durch Jochen Klumpp hielt ebenso nur kurz – Joachim Kick strich dafür die Segel. Ein Springer-Endspiel mit Mehrbauer auf der a-Linie verwertete Mark Zichanowicz mühelos. Klumpp hatte Norbert Strittmatter fest im Griff. In Zeitnot stellte er zwar den Mehrbauern ein. Als Schwarz mit einem Figurenopfer aber einen weiteren Bauern einheimsen wollte, hatte der Kuppenheimer am achten Brett das durchschaut und konterte mit einem Qualitätsgewinn. Später wurde eine Figur daraus in der tückischen Stellung.
Derweil kippte das Match an den Nebenbrettern. Hubert Schuh ruinierte gegen Dennis Eschbach seine aussichtsreiche Position genauso wie Velimir Kresovic und Jean-Luc Roos. Schuh bekam für einen geopferten Bauern das Läuferpaar und gewiss sehr gute Kompensation. Ein weiteres Bauernopfer plus Qualitäts-Dreingabe waren indes zu viel des Einfallsreichtums. Der Oberliga-Topscorer aus Waldshut (5/6) verwertete das Mehrmaterial gewohnt umsichtig. Dass Schuh überhaupt mitspielte, war schon beachtlich nach einem familiären Todesfall in den Tagen zuvor.
Roos hatte gegen Heinz Wirthensohn einen Bauern mehr und das Läuferpaar. Den Bauern stellte der Franzose im IM-Duell erst ein und schien sich doch auf der Siegerstraße zu befinden. Mit einem Qualitätsopfer zog der Schweizer aber den Kopf aus der Schlinge, ja Roos musste gar in ein Damen-Endspiel mit zwei Minusbauern einlenken. Das hielt „Kuppenheims bester IM“ (Kuppenheims einziger IM über sich selbst) dank eines schwarzen Fehlers. Jeder holte eine zweite Dame – und Roos konnte sich mit einem Damenopfer nebst Dauerschach retten.
Kresovic vergeigte zweimal eine gute Stellung gegen Udo Düssel. Seine Position schien mit Qualität weniger hoffnungslos – aber nach mehr als fünf Stunden tappte der Waldshuter Kapitän ohne Not in eine Springergabel. Doch Glück im Unglück: Mit jeweils zwei Bauern reichte es ihm zum Remis, das das 4,5:3,5 für seine Farben rettete. Hätte noch irgendwo ein schwarzer Bauer gestanden, hätte das das glückliche 4:4 bedeutet für die Rochade. Mit Fortuna scheint Kuppenheim jedoch heuer nicht im Bunde zu sein!

Partien online nachspielen: (Dank an Stefan Haas)

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