Aufregende Partien enden gegen Oberwinden ohne Niederlage

Von Hartmut Metz
Die Rochade Kuppenheim hat im Schatten des Titelrennens in der Verbandsliga das „kleine Finale“ gewonnen. Während sich der Talentschuppen aus Sasbach (15:1 Punkte) mit einem Sieg über die Altmeister von Emmendingen II (12:4) den Oberliga-Aufstieg sicherte, festigte die Schachgemeinschaft Rang drei. Gegen Tabellennachbar SC Oberwinden gelang ein klarer 5,5;2,5-Erfolg. Obwohl mehrere Partien vielversprechend für die Gäste aussahen, konnte Kuppenheim jede drohende Einzel-Niederlage abwenden. Im Tabellenkeller ist auch alles gelaufen: Waldshut-Tiengen (3:13) und Pfullendorf (2:14) steigen ab. War dies bei Letzteren zu erwarten, geht mit dem Abstieg der Waldshuter eine Ära zu Ende. Über Jahrzehnte spielte der Verein in der Zweiten Bundesliga, Oberliga oder wenigstens Verbandsliga – phasenweise war dort sogar die Zweite des Vereins vertreten.

Zeigte die überzeugendste Darbietung des Tages: Hans Wiechert

Die ersten Friedensverhandlungen übernahm Günther Tammert gegen Edgar Kais. Hartmut Metz lehnte das Remis erst ab, aber Daniel Sonnenfeld gab sich keine Blöße. Deshalb akzeptierte der nominell stärkste Kuppenheimer die zweite Offerte bei knapper Bedenkzeit doch. Deutlich souveräner agierte Hans Wiechert. Er nutzte die weißen Steine und zeigte die überzeugendste Darbietung des Tages. Jürgen Schulte wusste sich nur mit einem Figurenopfer zu helfen, um die heranrollenden e- und f-Bauern aufzuhalten. Der Druck hielt aber danach an. Auch wenn sich Schulte noch bis über den 60. Zug quälte, blieb die Lage hoffnungslos.
Das 3:1 durch Hubert Schuh hatte dieser selbst nicht erwartet. „Ich wollte schon aufgeben!“, räumte der Kuppenheimer Topscorer (6/8) angesichts des fulminanten Angriffs von Philipp Germer ein. Der steckte auf h6 einen Läufer ins Geschäft und schien dem schwarzen König danach schnell den Garaus zu machen. Doch als die weiße Matt-Attacke kurz vor dem Abschluss stand, sah Schuh nach einer Abfolge von Opfern und Schachs klarer. Entsprechend einfach parierte der frühere Bundesligaspieler alle Drohungen gegen seinen König mit einem Damenschwenk nach Df2+ und Dh4 (gedeckt vom Läuer auf e7), was die weiße Dame auf h6 von ihrem matten Tun abhielt. Nach dem weißen Damenrückzug nach e3 war alles unter Kontrolle. Letztlich machte sich die Mehrfigur im Endspiel bemerkbar.
Aufregend verlief auch das Duell der Franzosen. Zwischendurch sah es optisch nicht schön für Jean-Luc Roos aus. Doch am Ende musste sein Straßburger Schachkamerad Emmanuel Reinhart froh sein, dass der IM nicht mehr als ein Dauerschach hatte. Wahlweise hätte Roos noch einen Turm fressen können, wonach Reinhart Glück im Unglück gehabt hätte mit einem Dauerschach. Er bleibt somit gegen Roos nach vier Duellen sieglos. Das Pendel schlug bei Joachim Kick und Jochen Klumpp in beide Richtungen aus. Kick hatte Stellungsvorteil, opferte aber überoptimistisch die Qualität für einen Bauern. Dank eines starken Springers auf f4 und schwarzen Löchern in der Königsstellung konnte Andreas Wernet aber keine Fortschritte erzielen im Kampf mit Dame und Turm gegen Dame und Springer.
Einen interessanten Grünfeld-Inder zelebrierten Klumpp als Nachziehender und Alexander Lang. Der Oberwindener verpasste sicher an der ein oder anderen Stelle den Gewinn. Am Schluss büßte er aber noch nach einem Trick einen Springer ein und konnte froh sein, dass er alle Bauern einsammeln konnte, so dass Turm und Springer gegen Turm nichts mehr versprach. Den Schlusspunkt setzte einmal mehr Velimir Kresovic: Auch seine achte Partie der Saison endete ohne Friedensschluss! Sylvain Degartin drückte lange. Doch nach und nach übernahm Schwarz die Regie. Im Endspiel spielte Kresovic zwar einmal ungenau und verschenkte zwei Tempi. Doch er schaffte es trotzdem, ein Endspiel mit Turm, Läufer und e-Bauer gegen Turm und Läufer zu erreichen. Das war extrem unangenehm, zumal Degartin nicht gleich den Läufer für den Bauern opfern wollte. Als der 2200er nur noch von den 30 Sekunden Bonus lebte, spielte Kresovic einmal zu hastig und hätte die Partie fast ins Remis vergeigt – doch just in dem Moment überschritt Degartin wegen einer gewitzten schwarzen Mattdrohung, die den Bauern auf e2 indirekt deckte, die Zeit nach mehr als sechs Stunden. Der krönende Abschluss mit einer weiteren echten Kampfpartie! So viele aufregende Duelle gab es selten.
Zum Saisonabschluss in zwei Wochen muss der Tabellendritte (10:6) bei Meister Sasbach antreten. Da es um nicht mehr viel geht, können beide Seiten locker aufspielen.

    SGR Kuppenheim 2142     SC Oberwinde  (A) 2087 4.6
1 1 Roos,Jean-Luc 2199   3 Reinhart,Emmanuel 2335 ½ ½ 0.32
2 2 Metz,Hartmut 2280   5 Sonnenfeld,Daniel 2132 ½ ½ 0.70
3 3 Schuh,Hubert 2210   6 Germer,Philipp 2098 1 0 0.65
4 4 Wiechert,Hans 2108   7 Schulte,Jürgen 2015 1 0 0.63
5 7 Kresovic,Velimir 2117   9 Degardin,Sylvain 2216 1 0 0.36
6 8 Tammert,Günther 2151   11 Kais,Edgar 1989 ½ ½ 0.72
7 10 Klumpp,Jochen 2069   13 Lang,Alexander 1974 ½ ½ 0.63
8 16 Kick,Joachim 1999   15 Wernet,Andreas 1935 ½ ½ 0.59