6:2 Erfolg gegen SF Oos
Siegt (nicht nur) in seinem “Wohnzimmer”: Waldemar Schlangen

Von Sascha Schmidt
„Seid ihr komplett?“, fragte Rochadekapitän Schmidt den gegnerischen Spielführer, als dieser mit einigen Schachspielern den ehemaligen Kindergarten in Kuppenheim betrat. „Leider nicht, wir sind nur zu fünft“ entgegnete Martin Jäger etwas zögerlich und wirkte dabei ein wenig nachdenklich. Vielleicht wird Jäger zukünftig solche Fragen nicht mehr beantworten müssen, denn es gibt Überlegungen, den Schachclub SF Oos nach dieser Saison wegen Spielermangel aufzulösen. Es wäre schade, wenn dieser kleine Schachverein von der Bildfläche des Schachbezirks Mittelbaden verschwinden würde. Doch für solche Sentimentalitäten war an diesem Abend nicht der richtige Zeitpunkt. Der Rochade-Achter war aufgrund der bisherigen, sehr mageren Ausbeute von insgesamt nur 2 Mannschaftspunkten in der hiesigen Bezirksklasse zum Siegen verdammt. Schmidt konnte seine innere Freude über die drei geschenkten Brettpunkte kaum verbergen, denn die Dritte konnte nicht in Bestbesetzung antreten. Kai Götzmann und Klaus Harsch waren privat verhindert und die Stammspieler Jürgen Biskup, Gerhard Gorges und Rolf Hoppenworth wurden dringend für die personell stark angeschlagene, zweite Mannschaft benötigt. Doch die „Spezialkräfte“ wie der Bäckermeister Braun, der Nachwuchsspieler Held, Schatzmeister Ehret und „Oldie“ Fritz Kolb kompensierten die Ausfälle, sodass alle Bretter der Rochadniks besetzt werden konnten. Zum Glück! Kampflos punkteten Held, Braun und Kolb. Mit 3 Zählern vorab auf dem Punktekonto, konnten Scheuermann, Schlangen, Schmidt, Probka und Ehret etwas entspannter ihre Schachpartien beginnen. Doch den nominell stärkeren Oosern, die mit dem Rücken zur Wand standen, mussten erst einmal die für den Sieg noch erforderlichen 1,5 Punkte abgeknüpft werden und ein zähes Ringen an den Schachbrettern wurde erwartet.
Den ersten halben Punkt erkämpfte sich nach ca. einer Stunde Jakiv an Brett 4. Sein wertungsstärkerer Kontrahent Heiss griff recht früh den noch in der Mitte stehenden König an. Beide verzichteten auf die Rochade und begannen recht offensiv. Die stürmische Attacke mit zwei Springern und Läufer konnte Jakiv durch Figurentausch erfolgreich abwehren und sich aus der unangenehmen Umklammerung befreien. Die Gefahr überrannt zu werden war gebannt und er suchte seine Chance für eine Gegenoffensive. Leider verlor er dabei die Übersicht und einen Bauer und stand deshalb schlechter. Zur Überraschung aller Beteiligten, bot sein Gegner ein Remis an, welches Jakiv dankend annahm. Ruhig und beschaulich ging es dagegen an Brett 5 zu, wo Ralf Ehret mit den schwarzen Steinen solide spielte. Beide einigten sich später ebenfalls auf ein Unentschieden, da der Schachkampf zugunsten der Kuppenheimer gelaufen war. Mannschaftsführer Schmidt wartet immer noch auf seinen ersten Sieg in dieser Saison. Sein Gegenspieler Schechinger suchte seinen Vorteil im Damengambit und opferte in einer komplizierten Stellung einen Bauer im Zentrum, um Initiative zu erhalten. Schmidt konnte diesen Mehrbauer jedoch nicht verwerten und spielte danach etwas zu passiv und liebäugelte bereits mit einem mannschaftsdienlichen Remis. Nach 37 Zügen gaben sich beide in fast ausgeglichener Stellung die Hand zur Punkteteilung. Der Wille der Gäste, das Spiel noch zu drehen, war nur bei Eugen Schmidt und Reiner Jung zu spüren. Doch Jung musste zum Schluss gegen Waldemar Schlangen die Waffen strecken. Waldemar schnürte mit seinen weißen Figuren seinen Gegenspieler ein, und erhielt eine druckvolle Stellung. Bis zum 26.Zug hatten beide noch alle Figuren auf dem Brett. Die schwarze Festung von Jung schien zunächst schwer zu erobern, ehe Schlangen seine ganze Erfahrung ausspielte und mit einem gezielten Angriff und dem erzwungen Figurentausch am Königsflügel, den Gegner zu einem Fehler verleitete. Damit war der Wettkampf eigentlich vorüber.
Doch am Spitzenbrett lehnte der 79-jährige Eugen Schmidt eine Remisofferte von Scheuermann ab und spielte weiter auf Sieg. Der DWZ-stärkere Ooser suchte seine Chance im Mittelspiel und übersah – so die Analyse später – einen Gewinnzug, wonach er die Dame von Konstantin für lange Zeit hätte einsperren und außer Gefecht setzen können. Der in dieser Saison noch ungeschlagene Konstantin bot dem ehemaligen Verbandsligaspieler lange Paroli und hatte zum Schluss sogar einen Randbauer mehr auf dem Brett, war sich aber sicher, dass dieser Materialvorteil nicht für den Gewinn der Partie reichen würde. Nach fast vier Stunden einigten sich dann beide auf remis.In diesem Spiel hatte der Rochade-Achter das Glück auf seiner Seite. In optimaler Besetzung hätte Baden-Oos vielleicht das Match nicht verloren.
So überwintert Kuppenheim 3 in diesem Jahr mit 4 Zählern auf Rang 7 der Mittelbadischen Bezirksklasse. Im Januar 2015 findet das nächste Spiel auswärts gegen den Tabellenletzten aus Iffezheim statt. Mit einem zu erwartenden Sieg kann die Dritte einen weiteren Schritt Richtung Klassenerhalt gehen.

    SGR Kuppenheim 3 1379     SF Oos 1582 6 2 5.16
1 25 Scheuermann,Konstantin 1588   5 Schmidt,Eugen 1800 ½ ½ 0.23
2 26 Schlangen,Waldemar 1613   6 Jung,Reiner 1613 1 0 0.50
3 30 Schmidt,Sascha 1509   7 Schechinger,Rainer 1509 ½ ½ 0.50
4 32 Probka,Jakiv 1473   8 Heiss,Heinz 1616 ½ ½ 0.31
5 38 Ehret,Ralf 1461   10 Jäger,Martin 1371 ½ ½ 0.62
6 42 Kolb,Fritz 1307         + 1.00
7 43 Braun,Thomas 1282         + 1.00
8 51 Held,Daniel 795         + 1.00