2,5:5,5-Niederlage in der Oberliga gegen Viernheim II

Die Rochade Kuppenheim fällt in der Schach-Oberliga weiter zurück. Gegen die Reserve des Bundesliga-Titelanwärters SC Viernheim kassierte der Aufsteiger eine 2,5:5,5-Niederlage. Das deutliche Ergebnis täuscht jedoch: Kuppenheim besaß durchaus Chancen gegen die mit zwei Großmeistern angetretenen Gäste. Die sorgten auch für die Führung der Viernheimer, die vor dem Spiel eine Unterschriftenaktion gegen den Krieg in der Ukraine starteten – die Hessen haben fünf Spieler von dort in ihren Reihen.
In der Erklärung heißt es: „Schach ist ein friedlicher Wettstreit von Denkfähigkeit und Charakterstärke. Insbesondere seit dem Fall des eisernen Vorhangs haben schachliche Begegnungen viel zur Verständigung von Völkern in Europa und in der Welt beigetragen. Alle Schachspieler sehen mit großem Respekt auf die hohe gesellschaftliche Bedeutung des Schachspiels in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Schachspieler sind als ruhige Menschen bekannt. Aber heute im Angesicht von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine, schweigen wir nicht! Beim Schach soll der Stärkere gewinnen. Im wirklichen Leben wollen wir nicht, dass der Stärkere dem Schwächeren mit Gewalt seinen Willen aufzwingt. Wir verurteilen den Angriff Putins und bekennen uns zur Herrschaft des Rechts. Unsere Sorge gilt den Freunden in der Ukraine, die um Leben, Gesundheit und Besitz fürchten müssen.“

Jochen Klumpp sorgt für den Anschlusstreffer gegen Viernheim.

Der Stärkere war an den Spitzenbrettern eindeutig der Gast: Ilja Zaragatski schlug Jean-Luc Roos und Zigurds Lanka ließ dem sonst so sicheren Hubert Schuh keine Chance und brachte ihm die erste Saisonniederlage bei. Der Großmeister hebelte in einem Schwerfiguren-Endspiel die weiße Position erstaunlich leicht aus. „Die Variante von Ilja war stark. Nach c5 stand ich schon schwierig, wenn nicht gar verloren“, resümierte Roos seine klare Niederlage am Brett eins. Dafür punkteten an den hinteren Brettern Jochen Klumpp und Joachim Kick, der dank der gegnerischen Zeitüberschreitung nach knapp 3,5 Stunden den vollen Punkt zum 2:2 einheimste. Zuvor hatte Klumpp einen Mehrbauern eingeheimst und sich den Sieg gesichert. Derweil patzte jedoch Hartmut Metz im übertriebenen Ringen um den Sieg. Eine taktische Unaufmerksamkeit kostete nach einem hübschen Läuferzug die Qualität. Metz versuchte danach zwar noch verzweifelt, den weißfeldrigen Läufer zur Geltung zu bringen, doch Till Engemann hielt die Stellung gekonnt geschlossen und forcierte seinen Angriff. Trotz des Rückschlags hoffte die Rochade jedoch weiter auf ein 4:4.
Die Hoffnung darauf erstarb, als sich Patrick Karcher in ein gegnerisches Dauerschach fügen musste. Mit dem Remis war er letztlich aber gut bedient, weil Karcher zuvor gegen Annemarie Mütsch völlig auf Verlust stand. Sie konnte jedoch den weißen Wanderkönig nicht erlegen. Am Schluss vermied sie durch präzises Spiel das Matt ihres Königs. Ralf Großhans spielte neben Karcher die aufregendste Partie. Maximilian Meinhardt hatte schwer zu kämpfen. Das galt auch noch, als der Außenseiter scheinbar eine Figur einstellte. Doch mit einem Turm-Zwischenzug drohte Großhans ein Dauerschach. Anstatt danach die Figur zurückzugewinnen, vertändelte sich der Kuppenheimer und geriet rasch auf die Verliererstraße. Für sein feines Spiel hätte er mindestens einen halben Punkt verdient gegen den über 200 DWZ stärkeren IM. Das galt auch für Markus Merklinger. Er beherrschte erst FM Michael Müller und stand mit dem Läuferpaar und Druckspiel besser. Bei knapper Bedenkzeit büßte Merklinger erst einen Bauern ein, hatte aber dafür noch genügend Kompensation. In Zeitnot verlor der Rochade-Crack indes den Faden völlig und stellte bei wenigen Sekunden auf der Uhr in Remisstellung einzügig einen Läufer ein.
Nach vier der zehn Saisonspiele liegt Kuppenheim mit 2:6 Punkten auf dem neunten Tabellenplatz und bangt als Drittletzter um den Klassenerhalt. Am 20. März steht bereits die offizielle Runde neun an. Die ursprünglich angesetzten Spieltage vier bis sieben waren wegen Corona verschoben worden. Die Rochade tritt dann in Hockenheim an. Der Ukraine-Krieg beeinflusst auch das Match bei dem letztjährigen Bundesliga-Spitzenteam: Ex-Weltmeister Anatoli Karpow, auf den die Kuppenheimer gehofft hatten, fehlt definitiv – die Legende hat in der Staatsduma den Überfall auf die Ukraine mit abgesegnet, weshalb ihn der Bannstrahl des Westens traf und Karpow unter die Sanktionen fällt.

    SGR Kuppenheim (N) 2121     SC Viernheim 2 2212 3.12
1 2 Roos,Jean-Luc 2165   14 Zaragatski,Ilja 2486 0 1 0.13
2 3 Schuh,Hubert 2233   16 Lanka,Zigurds 2332 0 1 0.36
3 4 Großhans,Ralf-Michael 2113   17 Meinhardt,Maximilian 2336 0 1 0.22
4 9 Karcher,Patrick 2083   19 Mütsch,Annmarie 2283 ½ ½ 0.24
5 10 Metz,Hartmut 2193   22 Engemann,Till 2096 0 1 0.63
6 11 Klumpp,Jochen 2085   23 Schmohel,Andreas 1956 1 0 0.68
7 12 Merklinger,Markus 2012   24 Müller,Michael 2137 0 1 0.33
8 13 Kick,Joachim 2087   28 Röttig,Hans-Peter 2070 1 0 0.53