Dritte Kuppenheimer Mannschaft vorzeitig Meister

Die Rochade Kuppenheim hat überraschend das Spitzenspiel der Schach-Verbandsliga gewonnen. Der Tabellenführer setzte sich in einem würdigen Topduell nach 15 Monaten Corona-Pause mit 5:3 gegen den Verfolger Dreisamtal durch. Der Gast trat mit vier starken Schweizern an und war mit durchschnittlich 109 Ratingpunkten pro Brett nominell deutlich überlegen – doch auf den hinteren Positionen trumpften nur die Kuppenheimer mit drei Siegen und einem Remis auf. So verteidigte die Rochade den Platz an der Sonne mit 13:3 Punkten vor den SF Gottmadingen (12:4), die als einziger Klub den Knöpflestädtern noch die Meisterschaft streitig machen können.

Jochen Klumpp spielt gegen Max Scherer die Partie des Tages.

Der Hausherr ging stark geschwächt in das Match: Erst zum zweiten Mal in 38 Jahren musste die erste Mannschaft in einem Punktspiel auf ihren baden-württembergischen Seniorenmeister Hartmut Metz verzichten. Der krankheitsbedingte Ausfall bot zumindest den kleinen Vorteil, dass sich die Dreisamtäler ab Brett zwei auf die falschen Gegner vorbereitet hatten. Nach einem schnellen Remis von Hubert Schuh gegen den Internationalen Meister (IM) Goran Milosevic brachte Joachim Kick Kuppenheim in Führung. In einer wilden Angriffspartie behielt der Rochade-Kapitän die Oberhand, nachdem Zoran Bojic einer Zugwiederholung auswich, weil Kick keine überzeugende Fortsetzung für sich fand und schon zuvor viel Zeit verbraucht hatte. Nach Ablehnung der Friedensofferte ging alles jedoch schnell und Bojic steuerte die Stellung zügig in den Abgrund. Den Vorsprung baute der nächste Rochade-Topscorer, Michael Lorenz, mit einem überzeugenden Erfolg auf 2,5:0,5 aus. Nachdem er sich nach der Eröffnung befreien konnte, wurde es zu einem Spiel auf ein Tor. Dem Druck konnte sein Gegner Christoph Berberich nicht standhalten. Für die Vorentscheidung sorgte Jochen Klumpp. An Brett fünf ließ er dem starken Max Scherer, dem sein offen stehender König zum Verhängnis wurde, in der Partie des Tages letztlich keine Chance. Der Manager der Dreisamtäler wollte angesichts des Standes unbedingt gewinnen, verkrampfte aber dadurch zusehends. Klumpp gewann erst die Qualität, danach trieb er den weißen König entscheidend bis auf e5 vor, ehe Scherer die Waffen streckte.
Angesichts der klaren Führung war die unnötige Niederlage von Patrick Karcher gegen Hans-Elmar Schwing zu verkraften. Die Kuppenheimer Nummer drei spielte originell und stand wohl laut dem Rechner mit einem Plus von 1,6 fast auf Gewinn – doch der mehrfache badische Pokalsieger Schwing bewahrte die Ruhe und kassierte einen Turm ein. Der Rest war schwarze Lethargie, auch wenn Karcher die Aufgabe lange hinauszögerte.
Spitzenspieler Jean-Luc Roos und Velimir Kresovic sicherten mit zwei Remis gegen die beiden IM Branko Filipovic und Hansjürg Kaenel den Mannschaftssieg zum 4,5 ab. Roos hatte keine Mühe im Doppel-Turmendspiel mit gleichen Bauern. Kresovic verpasste erst einen gefährlichen Angriff, danach spielte der Serbe im Endspiel mit Läuferpaar gegen Läufer und Springer zu sorglos. Doch mit ungleichfarbigen Läufern konnte Weiß die Notbremse ziehen. Trotz eines Freibauern auf f3 gab es für Kaenel kein Fortkommen. Markus Merklinger entkam am Schluss auch noch glücklich in die Punkteteilung: Parwis Nabavi hatte eine Figur für zwei Bauern geopfert, die bis auf e3 und d4 vordrangen. Den Gewinn ließ der Dreisamtäler dabei wohl aus, und so blieb es beim alten Abstand.
Durch das 5:3 büßte der Gast mit 9:7 Punkten alle Chancen auf die Meisterschaft ein. Der Tabellenvierte muss jedoch angesichts seiner ausgezeichneten Brettpunkte (39,5) nicht mehr um den Klassenerhalt bangen. Theoretisch kann jedoch ab dem Rangfünften Oberwinden (9:7) noch mehr als die halbe Liga absteigen! Insbesondere Baden-Baden V ist trotz der 9:7 Zählern gefährdet! Konstanz (8:8) könnte Absteiger Offenburg (3:13) und SC Dreiländereck (7:9) Schlusslicht Heitersheim (0:16) klar schlagen und so die Kurstädter bei einer Niederlage in Dreisamtal überflügeln. Gespannt dürfen die Fans auf das Duell von Gottmadingen in Oberwinden sein – und vor allem auf das Kuppenheimer Gastspiel bei dem Tabellendritten OSG Baden-Baden IV (10:6), der kampflos bei Dreiländereck unterlag und so die eigene Fünfte in die Bredouille bringen könnte …
In der Bereichsklasse muss die zweite Mannschaft der Rochade um den Klassenerhalt zittern. Weil mehrere Akteure wegen Corona nicht antreten wollten, unterlag das Oktett mit 1,5:6,5 dem in Bestbesetzung um den Klassenerhalt kämpfenden Hörden II. Nur Topscorer Ralf Gantner, Louis Wunsch und Hussain Chaltchi verteidigten Unentschieden gegen ihre stärkeren Konkurrenten aus Hörden. Alexander Hatz wähnte sich am Spitzenbrett in einer Gewinnstellung, übersah aber ein Schach von Michael Zunker, der das Ergebnis so drehte. Die Murgtäler nutzten mit jetzt 5:11 Zählern ihre letzte Chance, den vorletzten Abstiegsplatz zu verlassen. Kuppenheim II liegt jedoch weiterhin mit 6:10 Punkten als Tabellensiebter besser im Rennen. Entweder holt die Reserve am 25. Juli einen Sieg gegen die OSG Baden-Baden VI oder muss auf Schützenhilfe hoffen, sprich der Tabellenzweite Ötigheim II (13:3) Hörden II schlagen. Wahlweise würde auch eine Niederlage des Tabellenachten Sasbach II (6:10) gegen den SC Rastatt (8:8) reichen.

Das Team von Sascha Schmidt ist bereits Meister der Kreisliga I

Von den Corona-Absagen profitierte Kuppenheim III: Der Tabellenzweite OSG Baden-Baden VIII (jetzt 12:2) trat nicht zum Spitzenspiel an, weshalb das Team um Sascha Schmidt mit 14:0 Punkten die Meisterschaft in der Kreisliga I geschenkt bekam.