Rochade deklassiert Verbandsliga-Spitzenreiter Dreiländereck mit 6:2
Jean-Luc Roos (rechts) düpiert den Schweizer Top-Großmeister Vadim Milov.

Von Hartmut Metz
Die Rochade Kuppenheim neigt derzeit zu Extremen: Hatte am fünften Spieltag die Landesliga-Reserve mit einem 7,5:0,5 über Vimbuch für Schlagzeilen gesorgt, trumpfte nun die Erste der Schachgemeinschaft auf. Die Knöpflestädter schlugen nicht nur den SC Dreiländereck – der bisherige Tabellenführer der Verbandsliga Süd wurde mit 6:2 düpiert. Dank des Kantersiegs zog die Rochade bei nun jeweils 9:3 Punkten knapp an den Gastgebern vorbei. Den Erfolg garantierten ausgerechnet die Kuppenheimer Spitzenbretter. Blieben die drei Topleute der Weiler bisher in 15 Partien ungeschlagen und gaben erst fünf Remis ab, büßten sie nun im Verbandsliga-Hit in einem Match weitere 2,5 Brettpunkte ein! Dabei hatte sich die Rochade schon gute Chancen auf den Mannschaftssieg ausgerechnet, wenn das Oktett einen oder 1,5 Punkte an den vorderen drei Brettern holen würde …
Für die Sensation sorgte an vorderster Front Jean-Luc Roos: Der Internationale Meister aus Frankreich bezwang mit Vadim Milov einen ehemaligen Top-20-Spieler auf der Welt! Der Großmeister, der zu besten Zeiten 2690 Elo aufwies und sich für die WM qualifizierte, verwickelte die Stellung zu sehr und verlor als Erster den Überblick. Roos opferte eine Qualität für zwei Bauern – und Milov steckte eine Figur ins Geschäft. Das war jedoch verfehlt. Mit zwei Figuren und Bauern für einen Turm hatte Roos leichtes Spiel. Für den französischen IM bedeutete dies seinen zweiten Erfolg über einen Großmeister mit mehr als 2600 Elo.
Als die beiden anderen Kuppenheimer Topleute punkteten, war das Match schon längst mit 4,5:1,5 für die Rochade entschieden. Gegen die talentierten Schweizer Auswahl-Junioren Grandadam hatten Hartmut Metz und Hubert Schuh jeweils Turmendspiele mit drei Bauern auf jeder Seite. Metz verwertete dabei an Brett zwei seinen Vorteil überzeugend gegen Nicolas Grandadam, mit dem er beim Schweizer Erstligisten sonst Seite an Seite spielt. Schuh verteidigte in seiner schlechteren Position gegen Patrick Grandadam ein Remis zum 6:2.
Ein weiterer Schweizer, Mosko Grünberger, hatte angeblich an der Grenze Passprobleme und wurde nicht nach Deutschland gelassen – seine Vereinskameraden hatten aber an Fasching Zweifel an dieser Version, kam Grünberger doch wohl schon häufiger erst nach „Anpfiff“. Die Dreiländerecker warteten diesmal sogar vergeblich eine halbe Stunde – sie mussten nun ihre Aufstellung ändern und ab Brett sechs aufrücken. Durch die erzwungene Änderung kam Rochade-Punktegarant Jannik Lorenz zur kampflosen Führung. Zusammen mit Roos erhöhten Velimir Kresovic und Günther Tammert in Angriffspartien auf 4:0. Kresovic setzte sich gegen Jörg Fiedler in knapp 25 Zügen mit Schwarz durch. Tammert ließ zwar bessere taktische Möglichkeiten aus – aber mit einer Figur für zwei Bauern und wilden Springern kam er Rolf Ernst trotzdem im Endspiel bei.

Kresovic15-600
Velimir Kresovic

Die Niederlage von Joachim Kick gegen Thomas Fischer fiel nicht ins Gewicht, weil das Remis von Markus Merklinger die Vorentscheidung brachte. Er konnte gegen den talentierten Lars Nägelin mit einem Friedensschluss zufrieden sein. Kapitän Kick hatte einen taktischen Aussetzer, der ihn Bauern kostete – ein 7:1 wäre aber wohl auch zu viel des Guten für den neuen Tabellenzweiten gewesen. Spitzenreiter Oberwinden (10:2) muss nun gegen Dreiländereck antreten, in Runde acht spielt die Rochade gegen die aktuelle Nummer eins der Verbandsliga Süd.

    SC Dreiländereck (N) 2151     SGR Kuppenheim (A) 2122 2 6 3.39
1 1 Milov,Vadim 2608   1 Roos,Jean-Luc 2217 0 1 0.92
2 2 Grandadam,Nicolas 2302   2 Metz,Hartmut 2264 0 1 0.55
3 3 Grandadam,Patrik 2283   3 Schuh,Hubert 2278 ½ ½ 0.51
4 5 Fiedler,Jörg 2062   6 Kresovic,Velimir 2089 0 1 0.46
5 6 Ernst,Rolf 1972   7 Tammert,Günther 2141 0 1 0.28
6 14 Fischer,Thomas 1940   8 Kick,Joachim 2053 1 0 0.34
7 18 Nägelin,Lars 1891   10 Merklinger,Markus 2012 ½ ½ 0.33
8         16 Lorenz,Jannik 1918 + 0.00