Witjugow – Robson: Schwarz macht nach Kg1 kurzen Prozess

Deutschland landet bei Mannschafts-WM auf Platz sieben
Von Hartmut Metz
Russland hat seinen angestammten Platz zumindest bei den Team-Weltmeisterschaften wieder einge- nommen: Das Riesenreich beherrschte zwar nicht wie früher die UdSSR die Konkurrenz, aber mit 15:3 Punkten blieb das von Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik angeführte Team knapp vor China und der Ukraine (beide 14:4). Letztere lag trotz Ersatzschwächung lange in Führung, ehe man auch noch von den Chinesen auf der Zielgeraden abgefangen wurde. Der Vizeweltmeister sammelte 23:13 Brettpunkte, die Ukrainer kamen auf 22:14. Die Plätze belegten die USA, deren Spitzenmann Hikaru Nakamura immerhin in Antalya auf Platz drei der Weltrangliste kletterte, und das sonst so erfolgsverwöhnte Armenien (jeweils 10:8). Deutschland (8:10) blieb als Siebter hinter den Niederlanden (9:9) im Rahmen der Erwartungen. Die letzten Plätze gingen an die diesmal schwachen Aserbaidschaner (7:11), Gastgeber Türkei (3:15) und Prügelknabe Ägypten (0:18). In der zweiten Runde bremsten die Amerikaner die Russen durch ein 3:1 aus. In einer wilden Partie schlug Ray Robson mit Schwarz überraschend Nikita Witjugow – danach kam der Topfavorit aber in Fahrt.

„Schachkalender“ wieder ein Kleinod

Der „Schachkalender 2014“ ist erneut ein Kleinod. Seit 31 Jahren präsentiert Arno Nickel in dem Hardcover-Bändchen außer den Geburtstagen der Schach-Größen unterhaltsame Geschichten zu diesen und ihren Turnieren. Die deutsche Legende Robert Hübner widmet sich dem Turnier in St. Petersburg 1914 als „Ende einer Epoche“ und erinnert sich an sein erstes internationales Turnier 1964 in Ingolstadt. Der Titel „Das Schicksal spielt Mensch, und der Mensch spielt Trompete“ verheißt auch Besonderes zum 125. Geburtstag von Jefim Bogoljubow. Der Vizeweltmeister lebte nach dem Krieg in Triberg. Für Schachfreunde ist der Kalender wieder ein kleines, wunderbares Weihnachtsgeschenk.

„Schachkalender 2014“, Edition Marco/Verlag Arno Nickel, 320 Seiten, 14,80 Euro.

W: Witjugow S: Robson
1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 c6 4.e4 dxe4 5.Sxe4 Lb4+ 6.Ld2 Bei der WM bevorzugte der neue Champion Magnus Carlsen gegen Viswanathan Anand 6.Sc3. Dxd4 7.Lxb4 Dxe4+ 8.Se2!? Sa6 9.Lf8! Se7 Kxf8?? gönnt dem Gegner ein Selbstmatt durch 10.Dd8. 10.Lxg7 Sb4 11.Dd6 Bei umgehendem 11.Lxh8 kann Schwarz von der Variante in der Partie abweichen: e5! 12.Dd6 Sc2+ 13.Kd2 Lf5 (Das ist besser als Sxa1 14.f3 Dc2+ 15.Ke1) 14.Sg3 Df4+ 15.Kc3 Sd5+! 16.cxd5 Dd4+ 17.Kb3 Sxa1+ 18.Ka3 Sc2+ 19.Kb3 Sa1+ und Robson hat ein Dauerschach. Sc2+ 12.Kd2 Sxa1 13.Lxh8 Dc2+ 14.Ke1 e5 Eine Verstärkung. Den zweitbesten Zug Dxc4?! hatte Robson 2009 bei den US-Meisterschaften gegen Larry Christiansen probiert. 15.Sc3 Db4 16.Dd1! Dxb2 17.Ld3 verheißt nach einer Analyse von Großmeister Ruslan Scherbakow dem Anziehenden Vorteil. 15.f3 Bloß nicht 15.Lxe5? Le6! 16.f3 Td8 17.Dc7 Dd2+ 18.Kf2 Sc2 und in T. Kononenko-Kornejew, Sevilla 2007, stand Schwarz auf Gewinn. Der Grund: 19.h3 Tc8! 20.Dd6 De3+ 21.Kg3 Sf5+ 22.Kh2 Sxd6. Le6! Dxb2?! war in Charlow – Arsumanian, Tula 2002, nicht optimal. Gleich verlor Db1+? 16.Kf2 Sc2? 17.Lf6 im Duell Wojtaszek – K.Szabo, Stockholm 2007. Nach De1+ 18.Kg1 Db4 19.c5 verhindert nur noch Dxc5+ das sofortige Matt auf e7 oder d8. 16.Lf6 Sg6 Sg8 17.Lg7 Se7 18.Dxe5 0–0–0 19.Kf2 Td1 bevorzugt das Programm „Houdini“. 17.h4! Df5 18.Lg5 h6! Lenkt den Läufer ab. 19.Lxh6 Td8 20.Dc5 Db1+ 21.Kf2 Sc2 22.h5 Sf4! Eine Empfehlung der Online-Zeitschrift „Chess Today“. Se1? reichte Schwarz nicht in Nepomniachtschi – Pavasovic, Rogaska Slatina 2011. 23.Sc1 Dxb2+ 24.Le2 und beide Springer hängen. 23.Lxf4 exf4 24.Da5 Dd1? Ein Schnitzer. Se3 25.h6!? Sd1+ 26.Kg1 Se3 27.Kf2= führt zur Zugwiederholung. 27.Kh2 ist unklar. 25.Sxf4? Weiß stolpert ebenso. Das kaltblütige 25.h6! gewinnt: Td2 26.h7! Txe2+ (De1+? 27.Kg1+–) 27.Kg1!! Dd4+ (Txg2+ 28.Kxg2 Se3+ 29.Kf2! Dc2+ 30.Le2+–) 28.Kh2 Txg2+ (nach Te3 gewinnt 29.Dg5; auf Td2 29.Dc3 Df2 30.h8D+ Kd7 pariert 31.Tg1 Dg3+ 32.Kh1 alle Drohungen) 29.Lxg2 Dg7 30.Td1 Dxh7+ 31.Kg1 Dh4 32.Dxa7 Kf8 33.Da5 Se3 (Lh3 34.Td8+ Ke7 35.Dc7+ Kf6 36.Te8 Kg7 37.De5+ Df6 38.Tg8+ Kxg8 39.Dxf6) 34.Dd8+ Dxd8 35.Txd8+ Ke7 36.Tb8 und Weiß behält die Oberhand.

Td2+ 26.Kg1? Der letzte Fehler. Zäher ist allein 26.Le2 Txe2+ 27.Sxe2 Dxh1 28.Sg3 Dd1 mit noch geringen Remischancen für Witjugow. Se3–+ 27.Dg5 Dxf1+ 28.Kh2 Dxf3 Weiß gab auf. Es droht zum Beispiel nach 29.h6 Dxf4+ 30.Dxf4 Txg2 matt. 0:1.


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