Metzing – Dürr: Weiß gewinnt – auf leisen Sohlen!

Horst Metzing tritt nach 37 Jahren als DSB-Geschäftsführer ab
Von Hartmut Metz
Sechs Präsidenten hat Horst Metzing seit 1976 erlebt – 37 Jahre lang war der Berliner Geschäftsführer des Deutschen Schachbundes (DSB). Seit April verabschiedet sich der internationale Kopf des DSB langsam in den Ruhestand. Nicht nur Ex-Weltmeister Garri Kasparow erkundigte sich bei dem ehemaligen Generalsekretär der Europäischen Schachunion (ECU) besorgt, wie es denn nun mit dem Schach in Deutschland ohne Metzing weitergehe.
Bis Ende des Jahres will der 65-Jährige noch dem DSB beratend zur Seite stehen. Während der neue Sportdirektor Uwe Bönsch als erfahrener Bundestrainer weniger Hilfe benötigt, soll vor allem Geschäftsführerin Heike Quellmalz vom Erfahrungsschatz des Urgesteins, der beide Posten ausfüllte, profitieren. Gewohnt unaufgeregt analysiert Metzing: „Eine Frau als Nachfolgerin ist nicht schlecht. Erfahrungsgemäß halten sich dann die Männer zumindest bei Sitzungen etwas zurück. Ich traue ihr zu, den Verwaltungsbereich einschließlich der Personalführung ohne Schwierigkeiten zu bewältigen.“ War Metzing anfangs mit einer Sekretärin allein auf sich gestellt, beschäftigte die DSB-Geschäftsstelle zu Hochzeiten in Berlin weitere acht Personen. Aktuell sind es fünf Festangestellte. Nur eine Sorge plagt den international tätigen Schiedsrichter: „Ich befürchte etwas, dass von einigen Präsidiumsmitgliedern oder Referenten am Anfang zu viel von Frau Quellmalz verlangt wird. Aber dann hoffe ich, ihr beispringen zu können.“

Zum Abschied von Horst Metzing machte Hartmut Metz mit dem vieljährigen DSB-Geschäftsführer ein ausführliches Interview, das im Schach-Magazin 64 erschien. Zudem hatte Metz schon zuvor mit DSB-Präsident Herbert Bastian und dessen Stellvertreter Michael S. Langer über den Wechsel gesprochen. Auch dieses Gespräch war im Frühjahr im Schach-Magazin 64 publiziert worden.

Metzings Aufgabenschwerpunkte wandelten sich in den fast vier Jahrzehnten. „In den 70er Jahren und bis Mitte der 80er Jahre ging es mehr um die Verteilung von Finanzmitteln, die damals noch üppiger als heute flossen.“ Vor allem sei aber „die Diskussion im Mittelpunkt gestanden: Ist Schach Sport?“ Obwohl das Thema von anderen Verbänden gerne wiedergekäut wurde, etablierte sich der DSB dann endlich in dem Kreis und steht heute nicht mehr als Mitglied der Sportbünde zur Diskussion.
Der Geschäftsführer besaß stets hohes Ansehen, was auch aus seiner Zurückhaltung resultierte: „Mir ging es darum, die Ehrenamtlichen zu unterstützen und sich nicht in den Vordergrund zu spielen.“ Auf den Tisch haute er selten. Der frühere Präsident Egon Ditt gewann laut Metzing „den Eindruck, dass ich das, was ich machen wollte, durchsetze, indem ich immer wieder mit dem Thema anfange – und zwar nicht zu plump, sondern in einer Form, in der man dann am Schluss zugab: Er hat doch Recht.“ Selbst im Rückblick auf die sechs Präsidenten seiner Ära bleibt ihr sanfter Dirigent dezent, obwohl er sich „jetzt ja Kritik erlauben dürfte“, meint er lachend. Letztlich habe der DSB „immer mal bessere und schwächere Präsidenten gegeben. Irgendwie passten sie aber alle in ihre Zeit“.
Nachstehend eine fulminante Angriffspartie, die Metzing als 17-Jähriger beim Vereinsturnier gegen Toni Dürr in Wilmersdorf spielte. Die Berliner Legende Rudolf Teschner verfolgte diese interessiert live und publizierte sie als Chefredakteur der „Deutschen Schachzeitung“.

W: Metzing : S: Dürr
1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.Le3 Lg7 7.f3 0–0 8.Dd2 Sc6 9.Lc4 a6 10.0–0–0 Dc7? Den Zug fand bereits Rudolf Teschner 1965 in der „Deutschen Schachzeitung“ zweifelhaft. Sxd4 empfahl der Ehrengroßmeister, was heute von den Assen bevorzugt wird. 11.Lb3 Ld7 12.g4 In der scharfen Stellung kommt Weiß als Erster zum Angriff. Tfc8 Se5 13.h4 Tfe8 14.h5 Sc4 15.hxg6! Sxd2 gewinnt die Dame. Die weiße Stellung ist aber danach weit überlegen: 16.gxf7+ Kf8 17.fxe8D+ Txe8 18.Txd2 e6 19.g5 Sg8 20.Txh7 Turm, Figur und zwei Bauern sind stärker als die Dame. Hinzu kommt die wackelige Stellung der schwarzen Majestät. Auch 15…hxg6 reicht nicht: 16.Lxc4 Dxc4 17.Sf5! Lxf5 (gxf5? 18.gxf5 öffnet alle Linien. Der schwarze König überlebt das nicht mehr lange. Sh7 19.Tdg1 Sf8 20.Txg7+ Kxg7 21.Lh6+ Kg8 22.Lxf8 Kxf8 23.Dh6+ Kg8 24.Dh8 matt) 18.gxf5 b5 19.Lh6 Lh8 20.Dg2 Sd7 21.Le3 Lf6 22.fxg6 Sf8 23.gxf7+ Kxf7 24.Thg1 Tec8 25.Sd5 a5 26.c3 b4 27.Dg8+ Ke8 28.Lh6 Kd7 29.Sb6+. 13.h4 b5 14.h5 Se5?! b4 erweist sich als zäher. 15.Sd5 Sxd5 16.exd5 Sxd4 17.Lxd4 Lxd4 18.Dxd4 g5 (Dc5 19.Dd2 sorgt auf der h-Linie für die Entscheidung. a5 20.hxg6 hxg6 – oder fxg6 21.Dh6 Kf7 22.Dxh7+ Kf6 23.g5+ – 21.Dh6) 19.The1 Le8 20.f4 a5 21.fxg5 a4 22.h6 f6 23.gxf6 exf6 (axb3 24.f7+ Kxf7 25.Dg7 matt) 24.Lc4! Nun scheitert Dxc4 an 25.Txe8+ Kf7 26.Tf8+ Txf8 27.Dxc4. 15.hxg6 hxg6 16.Lh6 Lh8 17.Lf8! Ein sehr schöner Entscheidungszug. g5 Txf8 18.Sd5! Lenkt den Springer ab, der das Feld h7 deckt. Sxd5 19.Dh6 Lg7 20.Dh7 matt. 18.Dxg5+ Sg6 19.Dxg6+ und weil der f-Bauer gefesselt ist und nicht nehmen kann auf g6, streckte Dürr die Waffen. 1:0.

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