Trainer Sentef krönt seine Nachwuchsarbeit beim Verbandligisten
Ehmann – Rieper: Nach einigen “zweitbesten” Zügen wird Weiß nunmehr zum Gewinnzug “gezwungen”

Von Hartmut Metz
„Nach der 1,5:2,5-Niederlage gegen Topfavorit Porz hakten wir den Titel ab und wollten ab der fünften Runde deutscher Vizemeister werden“, erzählt Marco Riehle von den Schachfreunden Sasbach. Der Abon- nement-Champion aus Köln, der Jahr für Jahr in allen Altersklassen glänzt, patzte jedoch im U16- Wettbewerb erst mit einem 2:2 – und in der letzten Runde in Lingen fing das große Zittern an. Sasbach gewann rasch 3:1 gegen Hagen. Danach lagen die Nerven der Porzer blank. In der letzten laufenden Partie verlor der Kölner Spieler die Übersicht und stellte die Partie ein. Bei jeweils 11:3 Mannschaftszählern lagen die Mittelbadener so dank der 20:8 Brettpunkte hauchdünn vor Porz (19,5:8,5). Den größten Erfolg des Verbandsligisten machten die Spitzenspieler Thilo Ehmann (5,5 Punkte), Riehle (6) und Raphael Zimmer (5,5) perfekt. Edward Schneider steuerte drei Punkte in sieben Runden bei. Ehmann und Riehle heimsten zudem die Preise als beste Einzelbretter ein. Wäre Talent Julian Martin nicht von Sasbach zum Erstligisten OSG Baden-Baden gewechselt, hätte der aufstrebende Klub wohl noch klarer den nationalen Titel geholt. Den Aufschwung verdanken die Schachfreunde vor allem der Nachwuchsarbeit von Nikolaus Sentef.


vlnr.: Edward Schneider, Betreuer Klaus Riehle, Trainer Nikolaus Sentef, Raphael Zimmer, Marco Riehle, Thilo Ehmann

Der Vorsitzende des Schachbezirks Mittelbaden und Spitzenspieler des SC Rastatt krönte in Sasbach seine bisherige Arbeit als professioneller Nachwuchscoach. Der Meistertrainer war sich dabei Ende 2015 nicht zu schade, von Lingen aus auch noch via Web und Telefon die U14-Mädchen der Sasbacher im fernen Magdeburg zu coachen! Bei Johanna Ehmann, Miriam Weimert, Tabea Lohrmann und Anna Schneider sah es sogar noch besser als bei den U16-Jugendlichen aus. Vor der siebten Runde lagen die Sasbacherinnen in Front. Doch eine 1,5:2,5-Niederlage gegen die Schachpinguine Berlin kostete den Titel. „Die Enttäuschung wich später jedoch der Freude über die deutsche Vizemeisterschaft“, konstatierte Sasbachs Urgestein Uli Metz. Nachstehend ein schöner Sieg von U16-Spitzenspieler Thilo Ehmann gegen den Kieler Julian Rieper.


v.l.n.r. Thilo Ehmann, Marco Riehle, Raphael Zimmer und Edward Schneider

W: Ehmann S: Rieper
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4 exd4 4.Lc4 Sf6 5.e5 d5 6.Lb5 Se4 7.Sxd4 Ld7 8.Lxc6
Ehmann gibt das Läuferpaar auf. Dafür zersplittert er die schwarze Bauernformation. bxc6 9.0–0 Lc5 10.f3 Sg5 11.f4 Se4 12.Le3 Lb6 13.c3 0–0 14.Sd2 Sxd2?! c5 15.S4f3 Lf5 16.Te1 Dd7 17.Sxe4 Lxe4 18.Sd2 Lf5 19.Sb3 c4 20.Sd4 Le4 21.Lf2 verspricht Schwarz ein leichtes Plus. 15.Dxd2 f6 16.Sf3 Lg4 17.Sd4 Ld7 Rieper zeigt sich mit einem Remis einverstanden – Ehmann aber nicht. Daher versucht der Sasbacher nun: 18.Kh1?! 18.Tfe1 sagt den Schach-Programmen mehr zu. Kh8?! Zu zahm. fxe5 19.fxe5 Txf1+ 20.Txf1 De7 21.Sf3 Tf8 vereinfacht die Stellung im Sinne von Schwarz. 19.Tae1 19.Tfe1 vermeidet den Abtausch der Türme. Te8 fxe5 mit Ausgleich scheint erneut besser. 20.Lf2 Tb8? c5! ist erforderlich. 21.Sf3 Lf5 22.exf6 gxf6 (Dxf6 erlaubt 23.Dxd5) 23.Txe8+ Dxe8 24.Dxd5 Le6 25.Dd3 Td8 26.Db1 Dg6 27.a3 Lf5 28.De1 Ld3 29.Tg1 Te8 30.Dd1 Kg7 und Schwarz hat gewisse Initiative für den Bauern.

21.Lh4?! 21.e6! gewinnt. c5 (Lxd4 22.exd7 Txe1 23.Txe1 kostet eine Figur, weil Lxf2 an 24.Te8+ Dxe8 25.dxe8D+ Txe8 26.Dxf2 scheitert) 22.exd7 Txe1 23.Txe1 Dxd7 24.Se6 und erneut ist ein schwarzer Läufer weg. c5?! Lxd4 bietet mehr Widerstand. 22.cxd4 Lf5 23.exf6 Txe1 24.fxg7+ Kxg7 25.Dxe1 De8 26.Dd2 Df7 27.h3 Dh5 28.Df2 Dh6 29.Kh2 Te8 30.Te1 Te4 (Txe1? erweist sich als Fehler: 31.Dxe1 Dxf4+ 32.Lg3 De4 33.Le5+ Kf7 34.Da5) 31.Txe4 Lxe4 32.g4 Das sollte allerdings auch reichen für Weiß. 22.Sf3? 22.exf6! geht als Zwischenzug einmal mehr: gxf6 (oder cxd4 23.fxg7+ Kxg7 24.Lxd8) 23.Txe8+ Lxe8 24.Se6 De7 25.f5 Ld7 26.Dh6 und f6 fällt. Lb5 23.exf6! Endlich wird Ehmann zu seinem Glück gezwungen und schlägt auf f6. gxf6 24.Txe8+ Lxe8 25.f5! Markiert f6 als Schwachpunkt und macht der Dame den Weg frei gen h6. Kg7 26.Se5 Der zweitbeste Zug. 26.Te1! Lh5 (Lf7! verstärkt die Wirkung des Springerzugs: 27.Se5 h5 – bei Dd6 28.Sg4 bricht Weiß auf den schwachen Feldern ein – 28.Sxf7 Kxf7 29.Dh6 Dh8 30.Dg6+ Kf8 31.Lxf6 Dg8 32.Le7 matt).
27.Te6 Lxf3 28.gxf3 nimmt f6 aufs Korn. h5 Hält den Springer von g4 fern. 27.Tf3 Dd6 28.Tg3+ Kh7

29.Sg6 29.Tg6! beendet die Partie ebenso rasch: Lxg6 30.fxg6+ Kg7 31.Sf7! Der entscheidende feine Zwischenzug! De7 32.Dh6+ Kg8 33.Dh8 matt. Lf7 c4 30.De2 Kh6 31.Se7 Lf7 32.Dd2+ Kh7 33.Tg6! Lxg6 34.fxg6+ Kg7 (Kh8 35.Dh6 matt) 35.Sf5+ Kxg6 36.Sxd6. 30.De2 Kh6 31.Te3 Tg8 32.Lg3 Dd8 33.Lf4+ Kg7 34.Dxh5 1:0. Nach Th8 gewinnt 35.Dg4 am einfachsten. Aber auch 35.Dxh8+ Dxh8 36.Sxh8 Kxh8 37.Te7 Kg8 38.Lxc7 Kf8 39.Ld6 ist hoffnungslos mit einer Qualität weniger.

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