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Schach während des Bombenhagels

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Kraus – Grünfeld: Schwarz hat eine zündende Idee…

Zweikampf und Open finden trotz des Krieges in Israel statt
Von Hartmut Metz
Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt haben die Schachspieler in Israel einen aufregenden Zweikampf angesetzt: Just als sich der Russe Peter Swidler und der israelische Weltklasse-Großmeister Boris Gelfand gegenübersaßen, begann der Krieg zwischen Israelis und Palästinensern zu toben. Da Anschläge und Raketenbeschuss im Nahen Osten zum traurigen Alltag gehören, ließen sich die Organisatoren selbst davon nicht abhalten, in Jerusalem ein Open durchzuziehen. An starken Spielern mangelt es in Israeli seit jeher nicht. Schon im 20. Jahrhundert war das königliche Spiel bei den Juden tief verwurzelt. Sie stellten mit Wilhelm Steinitz und Emanuel Lasker die ersten Weltmeister. Vor allem dank enorm starker jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion gehört Israel heutzutage auf den 64 Feldern zu den Großmächten. Das kleine Land hat 40 Großmeister und findet sich in der Weltrangliste auf Platz zwölf, nimmt man die Ratingzahlen der Top Ten als Maßstab. Bei der nun beginnenden Schach-Olympiade im norwegischen Tromsö dürfte Israel daher wieder eine gute Rolle spielen. Dazu dürfte vor allem Spitzenspieler Boris Gelfand beitragen.
Der Weltranglistenzwölfte verpasste 2012 erst im Tiebreak den Sprung auf den WM-Thron und unterlag dem indischen Titelverteidiger Viswanathan Anand nur knapp. Nun traf der 46-Jährige auf dessen Mannschaftskameraden bei der OSG Baden-Baden: Den Zweikampf im Schnellschach gewann Swidler mit 5:3. Den schönsten Sieg landete jedoch Gelfand mit der nachstehenden fulminanten Partie – ausgerechnet dank der Grünfeld-Indischen Verteidigung, in der sein Gegner aus Russland als ausgewiesener Experte gilt.

W: Swidler S: Gelfand
1.c4 g6 2.d4 Sf6 3.Sc3 d5 4.Db3 dxc4 5.Dxc4 Le6 6.Db5+ Ld7 7.Db3 7.Dxb7 gibt Schwarz beträchtlichen Entwicklungsvorsprung und einiges Spiel für einen Bauern. Sc6 8.e3 (8.Sb5? endet rasch in der Katastrophe: Sd5 9.a3 Tb8 10.Da6 Lg7 11.Sf3 Tb6 12.Da4 a6 13.Sc3 Sxd4 14.Dd1 Sxc3 15.bxc3 Sb3 16.Ta2 Lxc3+ 17.Sd2 La4 18.e3 0–0 19.Lc4 Sxd2 20.Dxa4 Sxc4+) Tb8 9.Da6 Sb4 10.De2 c5. c5 8.d5 b5!? Ein Bauernopfer für Aktivität. 9.Sxb5 Da5+ 10.Sc3 Sa6 11.f3 11.Ld2 Tb8 12.Da3! ist am besten. c4! 12.Dd1 12.Dxc4 ist schlechter: Sb4 13.Db3 Tb8 14.Dd1 Sbxd5 15.Ld2 Txb2 16.Tb1 Txb1 17.Dxb1 Sb4 mit leichtem Vorteil für Schwarz. e6 13.e4 exd5 14.e5? 14.exd5 hält die Stellung offen und ergibt beiderseitige Chancen. d4! 15.exf6 dxc3 16.bxc3 0–0–0! Die ansonsten gefährliche Rochade in die offene Stellung ohne Bauernschutz vor dem Monarchen darf Schwarz in diesem Fall vernachlässigen, weil sein Angriff rasch durchschlägt. 17.Ld2 La4 18.Dc1 De5+ Eine überzeugende Fortsetzung. Lc5! gefällt Programmen allerdings noch besser. 19.Le2 The8 20.Kf1 Lb6 21.Tb1 Dc5 22.Txb6 (22.Le1 Td1! 23.Lxd1 Txe1+ 24.Kxe1 Df2 matt) axb6. 19.Le2 Sc5 20.Kf1 Sd3 21.Lxd3 Txd3 22.Se2? 22.Db2! verliert ebenso – allerdings muss der Gegner erkennen, dass das Abenteuer für seinen König nach einem Gewaltmarsch gut endet: Lc5 23.Le1 Te8! 24.Lg3 Dd5 25.Db8+ Kd7 26.Dc7+ Ke6 27.Te1+ Kxf6 28.Txe8 Lxe8 29.Df4+ Kg7 30.De5+ Dxe5 31.Lxe5+ f6 32.Lg3 Txc3 und Schwarz gewinnt. Lc5 23.Sg3 Oder 23.Lf4 Dd5 24.Sd4 Txd4! 25.cxd4 Dxd4 26.Lg3 Dd3+ 27.Ke1 Te8+. Thd8 24.De1

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Le3 Dxf6 überzeugt auch: 25.Se4 Txf3+ 26.Ke2 Txd2+ 27.Dxd2 (27.Sxd2 Te3 matt) Tf2+ 28.Ke1 De5. 25.Lxe3 Txe3 0:1 Aufgegeben wegen 26.Se2 Te8 mit Figurengewinn.

Beim gleichzeitig stattfindenden Open gelang Großmeister Yehuda Grünfeld in der fünften Runde ein sehenswertes Matt gegen Yair Kraus.

W: Kraus S: Grünfeld
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f4 0–0 6.Sf3 c5 7.d5 e6 8.dxe6 fxe6 9.Ld3 Sc6 10.0–0 b6 11.Ld2 Lb7 12.De1 De7 13.Td1 Tad8 14.Kh1 Sh5 15.Sg5 Sd4 16.g4 Sf6 17.Dh4? h6 18.Sh3?

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18.Sf3 hält den Schaden noch in Grenzen. Sxe4!! 0:1. Weiß gab auf wegen 19.Dxe7 Sf2++ 20.Kg1 Sxh3 matt.


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