Baramidze – Ruck: Weiß startet – siegreich – einen fulminanten Angriff

„Solidarisierungswelle“ spült Kürzung des Innenministeriums weg
Von Hartmut Metz
Selten hat es im Deutschen Schachbund eine solche Solidarisierungswelle gegeben“, freut sich der Präsident des Verbandes, Herbert Bastian, zumal diese eine Entscheidung überraschend hinwegspülte. Das Bundesministerium des Innern (BMI) löste bei seinen mehr als 90 000 Mitgliedern einen bis dato nicht gekannten Sturm der Entrüstung aus. Anfang Mai hatte das für die Sportförderung zuständige Ministerium dem Deutschen Schachbund (DSB) nicht nur schriftlich mitgeteilt, dass er künftig keine Zuschüsse mehr erhalte. Dabei ging es um rund 130 000 Euro, ein Promille des BMI-Haushaltspostens von 130 Millionen Euro. Die Argumentation aus Berlin lautete, Schach sei „kein Sport“, weil es an „Eigenmotorik“ fehle. Das sorgte für heftigen Widerspruch im Internet. Schach- spieler versandten Mails, die dazu aufforderten, eine Petition gegen die Entscheidung zu unterzeichnen. Der Deutsche Olympische Sportbund hatte zwar die neue Sport-Definition mit dem Begriff „Eigenmotorik“ verabschiedet, gleichzeitig aber die Sonderstellung seines Schach-Mitglieds betont.
Vor allem die Medien in Ostdeutschland fühlten sich an alte DDR-Zeiten erinnert, als alle nicht-olympische Sportarten eklatant benachteiligt wurden. Diesmal war auch der Breitensport betroffen, weil das BMI der jahrzehntelangen Initiative „Jugend trainiert für Olympia“, die Millionen Kinder für Sport begeisterte, Gelder versagte. Ein Hohn, bedenkt man die Sonntagsreden der Politiker, die jammern, Kinder wären zu dick und würden keinen Sport mehr treiben! Dafür will das BMI jetzt tatsächlich Sumo-Ringen unterstützen …
Hielt die DSB-Spitze die negative Entscheidung zunächst für fast unumstößlich, änderte sich das in den letzten Wochen. Der Affront gegen den Denksport, der in zahlreichen anderen Ländern an Schulen immens gefördert wird, rief zunächst die Opposition auf den Plan. Grüne und Linke mokierten sich – und am Schluss revidierte der Haushaltsausschuss des Bundestags vor Pfingsten die Mittelstreichung.
Beim Mitropa-Cup in Ruzomberok durfte der DSB auch feiern: Sowohl Damen wie Herren belegten Platz zwei. Die deutschen Männer führten sogar bis zum Schluss, bevor der Badener-Badener Andreas Heimann ein Remis und damit ein 2:2 gegen Ungarn verpasste. So setzten sich die Magyaren im zehn Teams umfassenden Feld mit 15:3 Punkten vor Deutschland (14:4) und Gastgeber Slowakei (12:6) durch.

W: Baramidze S: Ruck
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 Grünfeld-Indisch erfreut sich derzeit wieder einiger Beliebtheit. Vor allem Peter Swidler, der vielfache russische Meister von der OSG Baden-Baden, trug als Experte zu dem Comeback der komplexen Eröffnung bei. 4.cxd5 Sxd5 5.e4 Sxc3 6.bxc3 Lg7 7.Sf3 c5 8.Tb1 Eine von vielen Möglichkeiten. Weiß nimmt den Turm vorsorglich aus der Schusslinie des Läufers auf g7, um den d-Bauern in ferner Zukunft leichter aufziehen zu können. 0–0 9.Le2 b6 10.0–0 Lb7 11.Dd3 La6 12.De3 cxd4 13.cxd4 Dd7 Lxe2 ist spielbar – allerdings sollte Schwarz nach 14.Dxe2 nicht mit Lxd4? zugreifen! 15.Td1 e5 (Sc6 16.e5! belässt den Läufer ebenso in der tödlichen Turmfesselung vor seiner Dame) 16.Sxe5! De7 17.Txd4 Dxe5 18.Td5 De6 19.La3 Te8 20.Td6 De5 (Dxe4 kostet eine Figur: 21.Dxe4 Txe4 22.Td8+ Kg7 23.Ld6) 21.Tbd1 und Schwarz kann sich nicht mehr rühren. Ein Beispiel: f5? 22.Dc4+ Kg7 23.Db3 Dxe4 24.Lb2+ Kh6 25.Dh3+ Kg5 26.f4+ Dxf4 27.Lf6 matt. 14.d5 Tc8 15.Lb2 Lxe2 16.Dxe2 Lxb2 17.Txb2 e6 18.Td2 exd5 19.Txd5 De7 20.Tfd1 Sc6 21.Td7 Dc5?! Bisher hat Ruck alles richtig gemacht. Die erste Ungenauigkeit bringt ihn jedoch gleich in die Bredouille. De8 ist passiv, aber am besten. 22.Db2 Td8? Der Verlustzug folgt auf die erste schwächere Fortsetzung. Allein Tf8 hält den Schaden noch in Grenzen. Weiß steht dann nur etwas besser.

23.Se5!! Hebelt den Gegner aus. Txd7 Dxe5 24.Txd8+ Txd8 25.Txd8+ geht gar nicht. 23…Tf8 24.Sg4 Dg5 25.Sf6+ und der Nachziehende verliert Material durch ein Abzugsschach. Kh8 (Kg7 26.Se8+ Kh6 – Kg8 27.Dg7 matt – 27.Dg7+ Kh5 28.Sf6+ Kh4 29.T7d3 De5 30.Dh6+ Dh5 31.Th3 matt) 26.T1d5 Dh6 27.Tc7 Sa5 28.Sd7+ Dg7 29.Dxg7+ Kxg7 30.Sxf8 Txf8 31.Txa7. 24.Sxd7 De7 25.Sf6+ Kh8 Kf8 zieht den Kopf keineswegs aus der Schlinge: 26.Sxh7+ Kg8 27.Sf6+ Kf8 28.Sd7+ Kg8 (Ke8 29.Dh8+ Df8 30.Dxf8 matt) 29.Dc3 Sa5 (Tc8 30.Sf6+ Kf8 31.Dh3 Dxf6 32.Dxc8+ und gewinnt) 30.Sf6+ Kf8 31.Td3 Td8 32.Sd5 Dh4 33.Th3 Dg4 34.Th8 matt. 26.Td7! Baramidze muss seine Stellung verstärken, weil die Abzugsschachs nicht genug bringen: 26.Sd5+ De5. Df8 27.Tc7 Sd8 Bei Dd6 wickelt 28.Sd5+ ab: De5 29.Dxe5+ Sxe5 30.f4 Sd3 31.Txf7 Kg8 32.Td7 Sc5 33.Sf6+ Kf8 34.Sxh7+ Kg8 35.Sf6+ Kf8 36.Th7 Td8 37.Txa7. 28.De5 a6 29.g3 b5 30.Dd5 30.Sd7+ Dg7 überzeugt nicht mehr als der Partiezug. Tb8 31.Sd7 De7 32.Dd4+ 1:0. Schwarz gab auf wegen 32.Dd4+ f6 33.Sxf6 Dxc7 und nun entscheidet 34.Se8+ Kg8 35.Sxc7.


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