Hahn – Sentef: Scheinbar ist Weiß am Drücker – doch Schwarz am Zug hatte weiter gerechnet…

Bezirksvorsitzender Nikolaus Sentef behebt die Not in Mittelbaden selbst
Von Hartmut Metz
Immer mehr Schulen erkennen die Vorzüge, die sich durch Schachunterricht ergeben. Die „Trierer Studie“, die von 2003 bis 2006 lief, brachte zwar nicht immer eindeutige Ergebnisse – „förderliche Effekte auf die Entwicklung der Kinder“ wurden aber zweifelsfrei erkannt. So nahm „in den ersten beiden Schuljahren die Konzentrationsfähigkeit signifikant zu. Vor allem bei leistungsschwächeren Schülern ist eine verbesserte Rechenleistung und Schreibfähigkeit zu erkennen“, berichtet das Magazin „Karl“ in seinem aktuellen Schwerpunkt-Heft „Schulschach“. Zudem attestierte die Studie auch, dass Schachunterricht das Wohlbefinden der Kinder steigere und die soziale Integration fördere. Weil die „Trierer Studie“ inzwischen an fast allen Schulen bekannt ist, stellt Walter Rädler fest: „Im Moment boomt das Schulschach. Durch die rasche Expansion sind auch Probleme entstanden. Viele Schulen fragen nach geeigneten Trainern – aber meistens können wir niemand vermitteln“, beklagt der Vorsitzende der Deutschen Schulschachstiftung im „Karl“ einen Mangel – obwohl bisher deutschlandweit 2 700 Lehrer ausgebildet wurden.
Im Schachbezirk Mittelbaden beseitigt der Bezirksvorsitzende selbst das Problem: Nikolaus Sentef gründete bereits vor zehn Jahren ein Institut. Der Rastatter B-Trainer konzentriert sich dabei mittlerweile auf die Förderung der größten Talente und einiger Vereine. Ehefrau Laura betreut Kinderkurse im Schachzentrum Baden-Baden und im deutsch-französischen Kindergarten „Le Petit Prince“. „Laura macht dort mit Fünf- und Sechsjährigen gute Erfahrungen“, erzählt Nikolaus Sentef.
Sein Mitarbeiter Christian Stefan Karcher kümmert sich außerdem seit fünf Jahren ums Schulschach. Der ehemalige Hördener Oberligaspieler ist an den Grundschulen in Forbach, Reichental, Niederbühl, Ottersdorf, Sinzheim, Baden-Oos, Varnhalt, Haueneberstein, Steinbach, Ebersteinburg und am Baden-Badener Vincenti aktiv. Der Spaß steht bei den Stunden im Vordergrund, „ein systematisches Wissen“ wird aber laut Sentef auch aufgebaut. „Die Kinder können in Tests das Bauern-, Turm- und das Königsdiplom bestehen.“
Dass Sentef nicht nur Schach gut vermittelt, sondern selbst eine scharfe Klinge schlägt, bewies der beste Spieler Rastatts beim Seminar-Rundenturnier 2012 in Jöhlingen gegen den Eppinger Cedric Hahn.

W: Hahn S: Sentef
1.d4 d5 2.Sf3 e6 3.c4 Sf6 4.Lg5 c5 Greift das weiße Zentrum an. Am üblichsten ist das solide Le7 5.Sc3 0–0. 5.Sc3 Zuerst sollte der Bauerntausch 5.cxd5 exd5 und dann 6.Sc3 mit gutem weißen Spiel erfolgen. cxd4 6.Sxd4 e5 Das Gefecht ist entbrannt: das schwarze Bauernzentrum gegen die weißen Rösser! 7.Lxf6 7.Sf3 d4 8.Sd5 Sc6 ergibt kompliziertes Spiel mit beiderseitigen Chancen. gxf6 8.Sdb5? Zu forsch. Auf 8.Sf3 übernimmt Schwarz mit d4 das Zentrum und die Initiative. 8.Sb3 d4 9.Sd5 kommt ebenso in Betracht. In beiden Fällen hat Schwarz wohl die leicht besseren Aussichten. a6! 9.Da4 Fesselt den a-Bauern und droht das Doppelschach durch Sc7. Ld7! Auf axb5 folgt 10.Dxa8. 10.Sxd5 In der Partie Reschewski – Christiansen, Los Angeles 1984, geschah 10.cxd5 Lxb5 11.Sxb5 axb5 12.Dxb5+ Sd7 mit schwarzem Vorteil. Lxb5–+ 11.Sxf6+?! Besonders schwach, aber alle anderen Züge verlieren genauso. Dxf6 12.cxb5 axb5! Die Pointe des schwarzen Spiels: Sentef opfert einen Turm, um den gegnerischen König aus seinem Versteck zu jagen. 13.Dxa8 Auch nach 13.Dxb5+ Sc6 14.Dxb7 Lb4+ 15.Kd1 Dd6+ steht das Matt vor der Tür: 16.Kc2 Dd2+ 17.Kb3 Sd4+ 18.Kc4 Dc2+ 19.Kd5 Ta5+ 20.Db5+ Txb5 matt. Lb4+ 14.Kd1 Dd6+ 15.Kc2 Dd2+ 16.Kb3 0–0 Der schwarze Monarch bringt sich in Sicherheit, der Turm deckt durch die Rochade den Springer auf b8 und weiße Kräfte können dem eigenen König nicht mehr beispringen. 17.Dxb7 17.a3 Dd5+! 18.Kxb4 Dc4+ 19.Ka5 b6+ 20.Kxb6 Sd7+ 21.Kb7 Txa8 22.Kxa8 Dc7 23.e4 Sb6 matt. Sd7 Angesichts der unabwendbaren Drohungen wie Sc5 matt gab Weiß auf. 0:1.

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