„Überraschter“ Metz erhält nach Damen-Einsteller kurioserweise Brettpreis
Schweiz Bodenseecup-Sieger 2016

„Die Schweiz hat den Bodensee-Cup verdient gewonnen. Wir gönnen den Eidgenossen nach langer Durststrecke den Sieg. Sie waren so oft nah dran, nun hat es endlich geklappt“, befindet Uwe Pfenning, Präsident des Badischen Schachverbandes (BSV). Martin Ballmann wirft zwar ein, dass sein Team nur „glücklich gegen Baden ein 5:5 schaffte“, aber im entscheidenden Match am Schlusstag waren die zehn Akteure in Bregenz auf der Höhe: Die Schweizer bezwangen die bis dahin führenden Württemberger mit 5,5:4,5 und überflügelten so den Titelverteidiger. Der hatte zuvor zwei glatte 7:3-Erfolge über Gastgeber Vorarlberg und den Erzrivalen Baden gefeiert. Mit 4:2 Punkten hatten die Schwaben nun jedoch das Nachsehen gegenüber der Schweiz (5:1 Zähler). Das Spiel um Platz drei ging an Baden (3:3), das Vorarlberg (0:6) äußerst glücklich mit 5,5:4,5 schlug. „Für den Sieg müssen wir uns schämen“, ordnet Tomislav Bodrozic ein.
Jörg Weidemann spielte nach einem Qualitäts-Einsteller und Minusbauer ein damenloses Mittelspiel routinemäßig weiter und triumphierte noch gegen Alexander Schmidlechner. Jugendspieler Martin Hartmann wies zudem gegen Helene Mira vier Minusbauern auf und gewann ebenfalls noch … Der zweite Nachwuchsspieler Joel de Silva übertölpelte zudem Julia Novkovic mit einer Minusfigur. Vorarlbergs Nummer drei, IM Milan Novkovic, schüttelte ungläubig den Kopf: „Ich war mir zwischenzeitlich sicher, dass wir 7:3 gewinnen.“

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Team Baden Bodenseecup 2016

Die BSV-Auswahl trat allerdings stark ersatzgeschwächt an, weil in der ersten wie zweiten Bundesliga die letzte Runde anstand. Zudem mussten auch mehrere Jugendliche wegen Qualifikationsturnieren und Trainingslagern auf deutscher Ebene passen. Der neue BSV-Teamkapitän Marcos Osorio-Ortiz machte jedoch das Beste daraus und schickte eine motivierte Truppe an die Bretter. „Wir sind froh, dass wir überhaupt ein Team aufbieten konnten, um keinen Bruch bei der traditionsreichen Veranstaltung entstehen zu lassen. Das war wichtig. Marcos bewährte sich als Kapitän“, lobt ihn Pfenning, der selbst einmal ans Brett ging und verlor.
Nachdem Österreich mit der Region Vorarlberg zum ersten Mal seit mehr als 25 Jahren wieder als Bodensee-Anrainer vertreten war, soll der traditionsreiche Wettbewerb 2017 noch mehr Stellenwert erhalten. Bayern könnte zurückkehren. Zudem führt Pfenning mit dem Deutschen Schachbund (DSB) Gespräche, ob ein B-Kader-Team die Farben der Bundesrepublik vertritt. „Sollten beide dazustoßen, käme ein Format mit sechs Mannschaften in Betracht. Würden nur die Bayern wieder mitmachen, überlegen wir uns, ob Baden und Württemberg zusammen ein Team aufbieten“, gewährt der BSV-Boss Einblicke in die Planungen.
So oder so: Die Schweizer laden am 5. bis 7. Mai 2017 zum nächsten Bodensee-Cup ein, der bereits 1954 zum ersten Mal ausgetragen wurde. In Bregenz findet bereits ab Samstag der nächste Schach-Event statt: Der umtriebige Schiedsrichter Albert Baumberger ist auch dann wieder „Mädchen für alles“, wenn das 2. Bodensee-Open über neun Runden ausgetragen wird.
Mit 3/3 trumpften die Württemberg Dieter Knödler und Kevin Walter (Bretter 7 und 9) besonders auf. Dem Badener Joel de Silva (Hockenheim) reichten 2/3 zum Brettpreis an Position acht. Völlig überrascht von der „Auszeichnung“ wurden seine Mannschaftskameraden Hartmut Metz und Hans-Elmar Schwing (Dreisamtal)! An den Brettern 4 und 5 holten sie zwar „nur“ 1,5/3 – doch weil die Gegner alle höhere Elo-Zahlen besitzen als sie, reichten kurioserweise 50 Prozent zum Brettpreis! Bei der Siegerehrung war Metz noch journalistisch tätig und sammelte Stimmen – und wurde dann von anderen Stimmen aufgefordert, nach vorne zu schreiten. „Wird der einfachste Damen-Einsteller prämiert?“, fragte der völlig überraschte Kuppenheimer, ehe ihm Baumberger die Trophäe überreichte. Durch seinen Patzer gegen Fabian Matt in der Schlussrunde hatte der Rochade-Spieler seine Bilanz schließlich deutlich verschlechtert. Zuvor schlug er mit Schwarz wie schon in der Schweizer 1. Liga IM Roger Moor und hatte gegen den Württemberger Ralf Müller remisiert.

Der Endstand:

1 Schweiz  * 5 5 18,0 0
2 Württemberg  * 7 7 4 18,5 0
3 Baden 5 3  * 3 13,5 0
4 Vorarlberg 3  * 0 10,0 0