Rochade verliert verdient die Tabellenspitze

Die Rochade Kuppenheim hat einen schweren Rückschlag im Kampf um die Verbandsliga-Meisterschaft erlitten: Die Schachgemeinschaft unterlag verdient mit 3,5:4,5. Dadurch überholte Emmendingen, das kampflos gegen das zurückgezogene Wiehre-Freiburg-Team gewann, den bisherigen Spitzenreiter. Mit 11:3 Punkten besitzt der Oberliga-Mitabsteiger die besten Chancen auf den Aufstieg. Kuppenheim (10:4) muss nun auf einen Ausrutscher des neuen Tabellenführers hoffen. Doch gegen Abstiegskandidat Heitersheim ist dieser sehr unwahrscheinlich – und Baden-Baden IV dürfte sich kaum ein Bein ausreißen gegen Emmendingen, auch wenn sie theoretisch ein Team aufbieten könnte, das Chancen hätte. Hinzu müsste aber noch kommen, dass die Rochade erst den Bezirksrivalen Hörden bezwingt und dann das gefährliche Oktett aus Dreisamtal. Daher sind die Zeichen wohl eher auf Titel-k.o. gestellt. Vage Aufstiegschancen sieht das Liga-Orakel für die Rochade mit 48,8 Prozent nur dann, sollte es zwei Aufsteiger aus den Verbandsligen gäben. Das wäre der Fall, wenn aus der Zweiten Bundesliga kein badischer Klub abstiege. Dafür müssten sich die noch theoretisch gefährdeten Teams aus Eppingen (7:7) und OSG Baden-Baden II (8:6) vor dem Heilbronner SV (6:10) halten.

Thilo Ehmann steigt mit einer Glanzleistung wieder zum Topscorer der Verbandsliga auf. Hartmut Metz kommt zwar ebenso auf 5/7 – doch die Performance von 2510 von Ehmann ist weit beeindruckender.

Einziger Lichtblick durch Ehmann

In Gottmadingen hätte der Gast wohl nur mit viel Glück gewinnen können. Die Remis an den beiden letzten Brettern waren aus Kuppenheimer Sicht nicht sonderlich erbaulich: Markus Merklinger holte mit Weiß gegen Michael Jähn nichts heraus – und Jochen Klumpp musste gar froh sein, dass sich Günther Jehnichen friedlich gestimmt zeigte. „Ich wusste schon fast nicht mehr, was ich ziehen sollte“, gestand Klumpp und durfte mit dem Remis in einer laut Engine verlorenen Stellung äußerst zufrieden sein. Der Friedensschluss zwischen Hubert Schuh und Alfred Weindl, der bisher alle Saisonbegegnungen ohne Sieger abschloss, war zu erwarten. Ralf Großhans stand an Brett vier gegen Thomas Akermann auch gedrückt, ebenso Jean-Luc Roos im Duell mit Julian Schärer. Einzig Thilo Ehmann sorgte für einen Kuppenheimer Lichtblick. Mit einem sehenswerten Bauernopfer setzte er Benedict Hasenohr zu.
Bei Joachim Kick schien sich zumindest eine kleine Wende anzubahnen, und Hartmut Metz hatte sich langsam nach einem Eröffnungspatzer auch herausgewunden. Doch just an den beiden Brettern fünf und sechs sollte sich das Kuppenheimer Schicksal entscheiden: Als Kick wegen des sicheren Königs etwas besser stand, entschied er sich zu einem Damentausch, um ins Turmendspiel zu gehen. Einziger Haken bei der Sache: Wolfgang Steiger hatte ein Turm-Zwischenschach auf e8. Schwarz durfte nicht nehmen, weil dann die Dame auf d3 hinge. Nach einem Königszug folgte jedoch Dxd3 von Steiger und bei Txd3 wäre der schwarze Turm auf a8 dahingesunken. Folglich gab Kick auf. Metz konnte sich gegen Martin Leutwyler herauswinden und kam in ein Springer-Endspiel mit Mehrbauer. Zwei verbundene weiße Bauern standen auch scheinbar gefährlich auf b5 und c6 – doch der schwarze König war noch gerade rechtzeitig herangeeilt. So konnte Leutwyler am Königsflügel seine zwei gegen einen Bauern abtauschen und den Springer für die beiden vorgerückten weißen Bauern opfern. Mit allein einem Springer war für Metz nichts mehr herauszuholen. Immerhin hatte Großhans derweil so abwickeln können, dass Akermann nur zwei falsche Randbauern hatte und für den letzten gegnerischen Bauern fern des Randes opferte der Kuppenheimer seinen Springer – theoretisches Remis zum 2,5:3,5.

Kärrnerarbeit beginnt aufs Neue

Ehmann besorgte dann den Ausgleich. Der deutsche Pokalsieger hatte Hasenohr, der bisher keinen Zähler abgegeben hatte in dieser Saison, völlig überspielt und eine Qualität mehr samt Angriff. Mit zwei angebotenen Turmopfern hätte er die Partien krönen können. Doch mit einem ungenauen Zug musste der Kuppenheimer froh sein, dass er nicht verlor, denn plötzlich drohte Schwarz ein simples Matt auf g2 mit der Dame auf h3 und dem Bauern auf f3. Nur unter Preisgabe eines Läufers konnte Ehmann dies verhindern. So begann die Kärrnerarbeit aufs Neue. In einem Endspiel mit zwei Randbauern und Turm gegen Läufer und Springer (bei jeweils einem weiteren Bauern) ließ sich der Rochade-Spitzenspieler aber nichts mehr zuschulden kommen und verwertete den geringen Vorteil beeindruckend.

Zeitnot-Drama bei Roos

Beim 3,5:3,5 stand Roos mit dem Rücken zur Wand mit einem Minusbauern. Zunächst verteidigte sich der französische IM präzise. Schärer schaffte kein Durchkommen – und seine Zeit ging teilweise auf nur noch ein paar Sekunden runter. Rechtzeitig zog er jedoch immer wieder, so dass sich der Traum von einer wundersamen Zeitüberschreitung und einem megaglücklichen Kuppenheimer Sieg nicht erfüllte. Roos, dem auch lediglich seine 30 Sekunden Bonus blieben, patzte dann, was Schärer mit einem Turmopfer samt Springergabel und Rückgewinn des Turms ausnutzte. Danach fiel der schwarze Bauer auf g7 im nächsten Zug, wonach der Weg frei war für den weißen Bauern auf g6, der ungehindert zur Dame ging und das Match entschied.

    SF Gottmadingen 2166     SGR Kuppenheim (A) 2163   4.04
1 2 Hasenohr,Benedict 2321   1 Ehmann,Thilo 2427   0 1 0.35
2 3 Schärer,Julian 2304   2 Roos,Jean-Luc 2172   1 0 0.68
3 4 Weindl,Alfred 2298   3 Schuh,Hubert 2243   ½ ½ 0.58
4 5 Akermann,Thomas 2128   4 Großhans,Ralf-Michael 2115   ½ ½ 0.52
5 6 Leutwyler,Martin 2087   9 Metz,Hartmut 2175   ½ ½ 0.38
6 7 Steiger,Wolfgang 2167   11 Kick,Joachim 2103   1 0 0.59
7 9 Jähn,Michael,Dr. 2074   13 Merklinger,Markus 2012   ½ ½ 0.59
8 12 Jehnichen,Günther 1949   14 Klumpp,Jochen 2060   ½ ½ 0.35