Das ruhmreiche Kuppenheimer Quartett umrahmt das schöne Matt von Jean-Luc an Brett zwei: Hans Wiechert (von links), Jean-Luc Roos, Hartmut Metz, Hubert Schuh und Schiedsrichter Dr. Matthias Kleifges

„David“ Rochade Kuppenheim holt durch 3:1 zum vierten Mal den badischen Pokal
Von Hartmut Metz
Mit einer Glanzleistung hat sich die Rochade Kuppenheim zum vierten Mal den badischen Mannschaftspokal gesichert. Das 3:1 am Sonntag über den deutschen Meister und Pokalsieger OSG Baden-Baden zählt gewiss zu den größten Leistungen in der 33-jährigen Vereinsgeschichte! Eine noch größere Sensation war dem „David“ wohl nur einmal gelungen, als man den „Goliath“ aus der Kurstadt im deutschen Pokal ebenfalls mit 3:1 ausgeschaltet hatte. Die Baden-Badener waren damals mit der deutschen Schach-Legende Robert Hübner am Spitzenbrett im Alten Kindergarten angetreten.
Diesmal war Internet-Legende Roland Schmaltz mit von der Partie – nach seiner Rückkehr aus Australien hatte ihn die OSG nachgemeldet, weshalb der Großmeister überraschend auftauchte. Am Spitzenbrett brachte er Hartmut Metz schon in der Eröffnung aus dem Konzept, weil er nicht seine gewohnten Pfade im Caro-Kann wählte. Der Kuppenheimer spielte ungenau und verwaltete fortan eine schwierige Stellung mit Schwarz. Doch weil Schmaltz sehr vorsichtig agierte und jegliche Komplikationen vermeiden wollte, hatte Metz minimale Gegenchancen. In Zeitnot behielt jedoch der Favorit verdient die Oberhand.
Das galt indes an den anderen Brettern weniger! Vor allem Jean-Luc Roos zeigte eine Glanzpartie. Gegen den mehr als 200 DWZ stärkeren Alain Genzling (2433) packte er in dessen Zeitnot ein Springeropfer aus, das zu Angriff geführt hätte. Schwarz nahm es daher lieber nicht an und tauschte die Damen – freilich half es nichts. Roos attackierte dann eben mit seinen zwei Türmen und einem Springer weiter! Und hätte ein äußerst seltenes Matt mit Springer und Turm dem eingekeilten König auf d7 gegeben (siehe Stellung auf dem Demonstrationsbrett zwischen den neuen badischen Pokalsiegern!). Genzling gab auf, und Roos glich somit aus.
Für die Führung sorgte Hubert Schuh. Nominell war er mit 2300 gegenüber 2344 Elo der einzige Kuppenheimer in Reichweite des Gegners. Indes entwickelt sich der beste französische U14-Spieler Bilel Bellahcene derzeit rasant. Wenige Tage zuvor hatte der Bube bei einem Turnier eine IM-Norm locker eingefahren und seine Zahl weiter nach oben geschraubt. Schuh gewann einen Bauern und erreichte ein Turmendspiel, in dem er noch einen zweiten Bauern einheimste. Schwarz gelang zwar eine Blockade, die einen Bauern zurückbrachte, doch dafür marschierte der letzte Trumpf von Schuh zur Dame. 2:1 für Kuppenheim!
Nun genügte den Hausherren an Brett vier ein Remis zum Gesamterfolg. Hätte indes Bernhard Lutz die Oberhand behalten, wäre es beim 2:2 zum Blitz-Stichkampf gekommen! Die Rochade (3 und 2 Punkte für die Siege an Brett zwei und drei) hätte wie Baden-Baden (4+1) fünf Berliner-Wertungs-Punkte gesammelt. Hans Wiechert strapazierte zwar die Nerven des zahlreichen Kuppenheimer Anhangs, doch seine Stellung entpuppte sich als so gut, dass selbst ein doppelter Bauernverlust nichts an seinem Vorteil änderte! Im Endspiel zeigte sich der FIDE-Meister besonders auf der Höhe. Durchmarsch-Drohungen des a-Bauern gegen den Springer erzwangen ein Springeropfer. Lutz hoffte noch, den letzten schwarzen Bauern abtauschen zu können, um hernach mit e2- und e3-Bauern und Turm gegen Turm und Läufer eine Festung aufbauen zu können. Aber selbst dieses Remis gönnte Wiechert seinem Gegner nicht. Mit einem Fesselungsmotiv verhinderte er den Abtausch seines d6-Bauern gegen den c5-Bauern, weshalb der Baden-Badener aufgab und Jubel bei den Rochade-Fans auslöste.
Das eingesetzte Kuppenheimer Quintett zeigte beim vierten badischen Pokalsieg eine formidable Leistung: In den fünf Runden holte es 17,5:2,5 Brettpunkte (inklusive eines kampflosen 4:0 zum Auftakt gegen Neumühl). Die meisten Punkte sammelten Schuh und Wiechert mit 3,5/4. Das bedeutete Performance-Leistungen von 2448 beziehungsweise 2358. Metz kassierte zwar die einzige Niederlage im Wettbewerb, spielte jedoch mit 3/4 (2432) ebenso über sonstigem Niveau. Das gilt noch mehr für Roos: Seine 1,5/2 bedeuten eine Performance von 2583 Elo! Velimir Kresovic steuerte bis zum Halbfinale 2/2 bei.

Impressionen:

Ettlingen auch im deutschen Pokal
Im Spiel um Platz drei ging es noch um einiges: Weil Baden-Baden als Bundesligist ohnehin für den deutschen Pokal qualifiziert ist, konnte sich der Sieger zwischen Ettlingen und Ladenburg dafür einen Platz sichern. Vadim Chernov, der tags zuvor Schmaltz besiegt hatte, wich bei Ladenburg an Brett zwei aus. „Jonas Rosner liegt mir nicht“, gestand der IM. Ralf Scherer aber auch nicht mehr! Der Ladenburger unterlag dafür dem badischen Blitzmeister, während Chernov Ulrich Gebhardt schlug. Für die Entscheidung sorgte Klaus Zeier mit seinem Erfolg über Erich Müller. Roland Wehner und Dieter Villing remisierten zum 2,5:1,5-Endstand für Ettlingen.