Bayern München bleibt wieder als Vorletzter in der Bundesliga / Kein Ebay-Gebot für viertes Aachener Bundesliga-Brett
Krämer – Romanow: Schwarz spinnt langsam aber sicher ein Mattnetz

Von Hartmut Metz
„Und täglich grüßt das Murmeltier“ – die Schachspieler des FC Bayern München haben ihr Déjà-vu allerdings im Gegensatz zu Bill Murray in dem legendären Film nur jährlich. Sie steigen aus der Bundesliga ab, wachen danach auf und sind wieder dabei im Oberhaus. Im Vorjahr hatte die Amateurtruppe die Saison mit nur zwei Pluspunkten als Tabellenvorletzter beendet. Drei Teams wollten nicht in der Bundesliga bleiben, weshalb der Tabellen-15. in den Genuss kam. Jetzt ist die Situation wieder dieselbe: Der FCB belegte mit 4:26 Zählern Rang 15 und müsste eigentlich in die Zweite Liga. Doch der Tabellenachte Turm Emsdetten hatte bereits vor dem letzten Zug seinen Rückzug vermeldet. Der erste Absteiger, Erfurter SK, verzichtete danach gleich als möglicher Profiteur auf eine weitere Erstliga-Saison. „Zu teuer“, hieß es aus Thüringen. Zu dieser Einsicht kam auch der knapp gerettete Tabellenzwölfte Hansa Dortmund, nachdem der Hauptgeldgeber absprang.
Das ist bereits der 27. Bundesliga-Rückzug seit „Und täglich grüßt das Murmeltier“ vor knapp 24 Jahren gedreht wurde! Aufstiegsverzichte von Zweitligisten nicht mitgerechnet. Offensichtlich schaffen es immer weniger Schachvereine, die jährlich rund 30.000 Euro für Reisen und Unterbringung für ihr Achterteam aufzubringen. Meist hängen sie am Tropf eines Mäzens. Um ein Team aufzubieten, das halbwegs mithalten kann, sind ein paar Profis und damit ein mindestens doppelt so hoher Etat nötig. Die Münchner freuen sich: „Wir nehmen das Spielrecht gerne wahr“, betont Bayern-Abteilungsleiter Jörg Wengler, denn die Fußball-Profis spielen genug Geld ein, um die Reisespesen der Schach-Amateure zu decken. Zweitliga-Aufsteiger DJK Aufwärts Aachen versuchte es mit einem Novum – und wollte sein viertes Bundesliga-Brett auf Ebay versteigern! Allerdings vergebens. Kein Spieler mit mindestens 2380 Elo war bereit, das Anfangsgebot von 3000 Euro zu bezahlen, um nächste Saison zehnmal im Oberhaus auflaufen zu dürfen.
Bester Spieler der Teams, die sich aus der Bundesliga verabschiedeten, war Jewgeni Romanow. Der Russe trumpfte beim Erfurter SK auf und holte in elf Partien sieben Punkte. Seinen aggressiven Stil demonstriert der folgende Sieg aus der dritten Runde gegen den Berliner Martin Krämer.

W: Krämer S: Romanow
1.d4 Sf6 2.c4 b6 3.Sc3 Lb7 4.Dc2 d5!?
Das Abspiel sieht wie die Grünfeld-Indische-Verteidigung aus – nur, dass etwas seitenverkehrt wirkt bei Schwarz: Der Läufer ist nicht auf g7, sondern auf b7 fianchettiert. 5.cxd5 Sxd5 6.e4 Sxc3 7.bxc3 e5 Schwarz attackiert auch in dieser Variante sofort das weiße Zentrum, notfalls unter Bauernopfer. 8.dxe5 Sc6 9.Sf3 De7 Spielbar, auch wenn Lc5 natürlicher wirkt. 10.Lf4 0–0–0! Romanow setzt auf einen Angriff an unterschiedlichen Flügeln. 11.Le2 11.Lg5? kommt daher Schwarz entgegen: f6 12.exf6 gxf6 13.Lf4 und schon ist die g-Linie für die Türme geöffnet. Der Nachziehende käme daher viel leichter zum Angriff. h6 12.0–0 g5 13.Le3 Tg8 14.Da4 Da3 Sxe5 15.Tfd1 (15.Dxa7 Sc6 16.Da4 Kb8 verspricht Weiß minimalen Vorteil) Sxf3+ 16.Lxf3 Kb8 17.Txd8+ Dxd8 18.Td1 De7 19.Dd7 Dxd7 20.Txd7 Lg7 21.Txf7 Lxc3 22.h4 c5 bewertet der Rechner als ausgeglichen. 15.Db3 g4 16.Sd4 Sxe5 17.Lf4 Dd6!? Dxb3 18.axb3 Ld6 19.Sf5 Sf3+ 20.Lxf3 Lxf4 21.Se7+ Kb8 22.Sxg8 gxf3 23.Se7 fxg2 24.Tfe1 Lg5 25.Sd5 c6 (f5 26.c4) 26.Se3 Td3 27.Tac1 c5 28.Ted1 Txd1+ 29.Txd1 Lxe4 30.Td7 f5 31.Sxg2 Lf6 32.c4 Lc2 33.Se3 Lxb3 sieht remisträchtig aus. 18.Lg3 18.Tad1! Le7 (Sf3+ scheitert nun an 19.Lxf3 Dxf4 20.Se6 Ld5 21.Dxd5 Txd5 22.Sxf4 Txd1 23.Lxd1) 19.Sf5 Df6 20.Sxe7+ Dxe7 21.Lxe5 Dxe5 22.Lxg4+! Kb8 (Txg4? 23.Txd8+ Kxd8 24.Dd1+ Ke7 25.Dxg4) 23.f3 Dc5+ 24.Kh1 Dg5 25.Dc2 (25.Td4 Txd4 26.cxd4 Lxe4 mit Ausgleich) La6 26.Tfe1 h5 27.Lf5 und der Anziehende steht dank des Mehrbauern etwas besser. Df6 19.f3?! 19.Da4 Kb8 20.La6 Ld6 21.Lxb7 Kxb7 22.Tfd1 Lc5 23.Lxe5 Dxe5 24.Dxa7+!? (24.Dc6+ Kb8 25.Dxb6+ axb6 26.Sc6+ Kb7 27.Sxe5 ändert nichts, außer dass die Variante einen Zug länger geht) Kxa7 25.Sc6+ Kb7 26.Sxe5 Txd1+ 27.Txd1 f6 28.Sd3 Ld6 ist ausgeglichen. gxf3 20.Lxf3 Kb8 21.Lh5? 21.Le2 De7 22.Tf4 (22.Sf5 Dc5+ 23.Kh1 Lxe4) Txg3 23.hxg3 Dg5 24.Kh2 Ld6 25.Taf1 (25.Sf5 Sd3! 26.Sxd6 Sxf4 27.Sxf7

Sxe2!! 28.Sxg5 hxg5

29.De6 Der einzige Zug, der Th8 matt vernünftig verhindert. Th8+ 30.Dh3 Txh3+ 31.gxh3 Sxc3 32.e5 Se4 33.h4 Ld5 34.h5 Sf2 35.Tf1 Sg4+ 36.Kh3 Le6 37.Tf8+ Kb7 38.Te8 Lf5 (Ld7? 39.e6!! Lxe8 40.Kxg4 Kc6 41.h6 Lg6 42.Kxg5 Lh7 43.Kf6 b5 44.e7 Kd7 45.Kf7 und einer der Bauern läuft durch) 39.Te7 Sxe5+ 40.Kg2 Sg4 41.Tg7 Sh6 42.Txg5 c5 43.Kf3 c4 44.Tg7+ Kc6 45.Txa7 c3 46.Ta3 c2 47.Tc3+ Kd5 48.Ke3 und Weiß hält die Stellung) h5 26.Sf5 Sg4+ 27.Lxg4 Lxf4 28.Txf4 hxg4 29.Dxf7 führt zu verteilten Chancen. Dg5 22.Lxf7? Der Verlustzug. 22.Dd1 Lc5 23.Kh1 Lxe4 24.De2 Lxd4 25.Dxe4 Lxc3 26.Tf5 Lxa1 27.Txg5 Txg5 28.Le2 Td4 29.Dc2 Td5 30.Lf4 Tg8 31.Db1 Ld4 32.De4 Tgd8 33.g3 lässt Weiß noch eine Chance, auch wenn Schwarz überlegen steht. De3+ 23.Kh1

23.Lf2? gestattet Dxe4 24.Sf3 Dxf3 25.Lxg8 Dxg2 matt. Txg3! Das dürfte Krämer übersehen haben.

24.hxg3 Dxg3 25.Sf5 Dg5 26.De6 26.Tae1 Td2 27.Se3 Lxe4 28.Ld5 (28.Tg1 Dh4 matt) Dh4+ 29.Kg1 Txg2+! 30.Sxg2 Lc5+ 31.Te3 Lxe3+ 32.Sxe3 Dg3+ 33.Sg2 Dxg2 matt; 26.Tad1 Txd1 27.Txd1 (27.Dxd1 Sxf7) Lxe4 und Weiß kann die ganzen hängenden Figuren sowie das Matt auf g2 nicht gleichzeitig decken. Lxe4 27.Tf2

Sd3! Noch stärker als das ebenfalls ausreichende Sg4. 28.Te2 (28.Taf1 Sxf2+ 29.Txf2 Td1+ 30.Kh2 Lxf5 31.Dxf5 Ld6+ 32.Kh3 Dg3 matt) Lxf5 29.De3 Dh4+ 30.Kg1 Lc5. 0:1.

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