Wojtaszek – Popow: Ein feines Opfer sichert Weiß besseres Spiel

Wojtaszek gelingt Doppel-Erfolg bei Turnieren in Zürich und Basel
Von Hartmut Metz
Für Schach-Großmeister ist Weihnachten nach Weih- nachten. Dann beginnen ihre Festtage und sie können ihr Weihnachtsgeld verdienen – besser spät als nie. Am 2. Weihnachtsfeiertag beginnen im deutsch- sprachigen Raum zahlreiche offene Turniere. Kaum sind dann die letzten Feuerwerksraketen verraucht, geht es wieder ans Brett. Dieser Zweiklang hat sich inzwischen auch in der Schweiz etabliert. Das Gros der 23 Großmeister zog vom mit 30 000 Franken dotierten Zürcher Weihnachts-Open weiter nach Basel, auch wenn es dort in der Spitze für den Sieger nur halb so viel zu verdienen gab. Radoslaw Wojtaszek schaffte dabei ein ungewöhnliches „Double“: In Zürich triumphierte der Pole ebenso wie beim 16. Basler Schachfestival. Lag der Hamburger Bundesligaspieler bereits in der Finanzmetropole mit 6:1 Punkten einen halben Zähler vor den Konkurrenten, setzte sich der Weltranglisten-37. anschließend noch glanzvoller mit 6,5:0,5 Punkten durch. Doch ganz zufrieden war der topgesetzte Großmeister nicht: „Ich stand auch gegen Alexandr Fier auf Gewinn“, grummelte der Sieger ob des verpassten Optimums in Basel ein bisschen.
Seinen Ehrgeiz bewies Wojtaszek selbst in der Schlussrunde, als ein weiteres Remis gegen Maxim Rodschtein gereicht hätte. Der 26-Jährige zeigte sich gegen den Israeli alles andere als friedlich gestimmt und schlug den bis dahin Zweitplatzierten. Der Sekundant des vor wenigen Wochen entthronten indischen Weltmeisters Viswanathan Anand lag damit nach den sieben Runden einen vollen Zähler vor den Verfolgern – das sind Welten im Schach! Lohn für Wojtaszek: Zu den 5 000 Franken in Zürich gesellten sich als weiteres verspätetes Weihnachtsgeld in Basel 2 500 Franken hinzu. „Ich freue mich über die beiden Siege. Insgesamt lief es gut. Nur in Zürich befand ich mich einmal in Verlustgefahr“, analysierte der Jugend-Weltmeister von 2004 die beiden Turniere, die ihm mehr als 6 000 Euro einbrachten.
In Zürich bezwang Wojtaszek in der siebten und letzten Runde den Russen Iwan Popow dank einer feinen positionellen Leistung.

W: Wojtaszek S: Popow
1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.e3 Lg4 5.Db3 Db6 In Betracht kommt überdies Dc7. 6.Sc3 6.Dxb6 axb6 ist für Schwarz bereits etwas besser. Die halboffene a-Linie macht Weiß zuweilen Sorgen. e6 7.Sh4! 7.Se5 wirkt stärker – doch nach Lf5 8.h3 h6 9.Le2 Sbd7 nimmt Schwarz den Springer auf e5 aufs Korn. Und vor allem schafft es Weiß nicht, den weißfeldrigen Läufer abzutauschen, was sein Hauptziel nach 7.Sh4 ist. Lh5 8.h3 Dxb3 9.axb3 Sa6 10.g4 Sb4 11.Ke2 g5 Lg6 12.Sxg6 hxg6 13.Lg2 verspricht Weiß langfristig das bessere Spiel. Wenn Linien aufgehen, macht sich das Läuferpaar bemerkbar. Zudem kann der Anziehende auf der a-Linie operieren. 12.gxh5 gxh4 13.Lg2 Sxh5 Der Abtausch hat Wojtaszek zwar einen Bauern gekostet. Dieser zählt jedoch kaum, weil es sich um einen isolierten Doppelbauern auf der h-Linie handelt. 14.Lf3 Sf6 15.Ld2 Sd7 16.Ta5 Sb6 b6 17.Taa1 a5 18.cxd5 cxd5 19.Sb5 Tc8 20.Thc1 Txc1 21.Txc1 Ke7 halten Programme für nahezu ausgeglichen – Schwarz muss jedoch aufpassen, dass er nicht in der unscheinbaren Stellung in die Bredouille gerät. 17.c5 Sc8 18.Tha1! Sa6? Kd8 dürfte genauer sein. 19.T5a4 Sa6 und das Qualitätsopfer wie in der Partie ist weniger tückisch. 20.Txa6 (20.e4 Sc7 21.Tg1 dxe4 22.Sxe4 Sd5 23.Sg5 Ke7) bxa6 21.Txa6 Kc7 22.Lh5 Kb7 23.Ta1 f5 24.Lf7 Se7 25.Lxe6 Lh6 26.Lf7 Thf8 27.Lh5 f4 28.e4 f3+ 29.Kd3 Lxd2 30.Kxd2 dxe4 31.Sxe4 Sd5 32.Sd6+ Kc7 mit Ausgleich.

19.Txa6! Ein feines Qualitätsopfer, das Weiß besseres Spiel sichert. bxa6 20.Txa6 Die schwarzen Figuren stehen passiv. Die Türme können zwar rasch auf die offene b- und g-Linie, reißen dort aber auch nicht viel. Kd7 Tb8 bringt nicht viel: 21.b4! und Txb4?! kontert Wojtaszek mit 22.Sxd5! Txb2 23.Sb4 Die Position ist ziemlich ungemütlich für Schwarz. Als unerfreulich erweist sich ebenso Se7 21.b4 Tg8 22.b5 cxb5 23.Sxb5 Kd7 24.e4 dxe4 25.Lxe4 Sd5 26.c6+ Ke7 27.Lxd5 exd5 28.Lb4+ Kd8 29.La5+ Ke7 30.Sc7 Tc8 31.Sxd5+ Ke6 (Kd6 32.Sf6 Tg6 33.c7+ Ke7 34.Lb4 matt) 32.Sc7+ Kf5 33.Sb5 Tg6 34.Sxa7 Ta8 35.b4 Txc6 36.Txc6 Txa7 37.Kd3+–. 21.b4 Tb8 22.b5! cxb5 23.Lh5! Ke7?! Zäher ist f5 24.Lf7 Ld6 25.cxd6 h5 (Tb7 26.Sa2 Sxd6 27.Lh5 Ta8 28.Sb4 Tb6 29.Ta1 Se4 30.Sd3 Sxd2 31.Kxd2 Tbb8±) 26.Sxd5!? exd5 27.Lb4 Tb6 28.Ta5 Tc6 29.Lc5 Sxd6 30.Txa7+ Tc7 31.Le6+ Kxe6 32.Txc7 Se4 33.Te7+ Kf6 34.Tb7 Tc8 35.Tb6+ Kf7 36.Txb5 f4±. 24.e4! b4 25.Lg5+ Ke8 f6?? scheitert an dem Konter 26.Sxd5+! exd5 27.Lxf6+ Kd7 28.Lxh8. 26.Sa4 Le7 27.Lf4! Noch stärker als 27.Txe6 Kd7 28.Te5 Lxg5 29.Txd5+ Ke8 30.Txg5, was jedoch genauso leicht gewinnen sollte. Tb5 Tb7 rettet auch nichts mehr. 28.exd5 exd5 29.Lg4 Kd8 30.Tc6 Td7 31.Txc8+ Kxc8 32.c6. 28.Txe6 28.Tc6 vollstreckt etwas schneller. Kd8 29.Lxf7 Lf6 30.Lxe6 Se7 31.Td6+ Ke8 32.Ld7+ Kf7 33.e5 Lg7 34.Lxb5. dxe4 29.Tc6+– Kd7 30.Tc7+ Ke6 31.Ke3 Td8 32.Kxe4 f5+ 33.Kd3 Ta5 34.b3 Popow wollte Ta6 35.Kc4 Kf6 36.d5 Kg7 37.d6 nicht mehr sehen. 1:0.


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