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WM-Finale der Außenseiterinnen

Ukrainerin Maria Musitschuk gegen Russin Pogonina favorisiert
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Musitschuk – Koneru: Ein Damenopfer erzwingt die sofortige (schwarze) Kapitulation

Von Hartmut Metz
Anna Musitschuk umarmt ihre zwei Jahre jüngere Schwester vor Freude – was der Weltrang- listensechsten misslang, gelang Maria Musitschuk: Die Ukrainerin zog ins Endspiel der Frauen-WM ein. Die 22-Jährige trifft in Sotschi in maximal vier Partien auf Natalia Pogonina. Der Einzug der Russin kam noch überraschender: Schließlich steht die Juristin nur auf Platz 39 der Weltrangliste. Maria Musitschuk ist immerhin Zwölfte und somit im Finale klare Favoritin. Aber das will nicht viel heißen bei dieser Schach-WM. Favoritenstürze waren Alltag – und die beiden stärksten Damen spielten ohnehin nicht mit: Die jahrzehntelang herausragende Judit Polgar war 2014 zurückgetreten. Zudem hatte die 38-Jährige stets Frauen-Wettbewerbe mangels Herausforderung gemieden. Und die Weltranglistenerste und Titel- verteidigerin Hou Yifan war erst gar nicht bei dieser WM im K.o.-Modus angetreten. Die Chinesin hatte wegen einer schon lange zuvor eingegangenen Turnierverpflichtung auf Hawaii abgesagt, die mit der verschobenen WM kollidierte. Hou dürfte jedoch bei einem WM-Match gegen die neue Weltmeisterin die Gelegenheit erhalten, sich die Krone zurückzuholen. In ihrer Abwesenheit pflügte zunächst Humpy Koneru durchs Feld.
Während die Erfurterin Elisabeth Pähtz gleich zum Auftakt mit 1,5:2,5 an der Georgierin Meri Arabidse scheiterte, gewann die Inderin die ersten sechs Partien! Im Viertelfinale stoppte Maria Musitschuk die Weltranglistendritte im Schnellschach-Tiebreak mit 1,5:0,5. Dasselbe Schicksal in der Verlängerung erlitt Konerus Landsmännin Dronavalli Harika beim 1,5:2,5 gegen die Ukrainerin. Pogonina schaltete trotz eines 0:1-Rückstands im Halbfinale noch Pia Cramling aus. Die alte Schwedin hatte bis dahin am meisten neben Koneru überzeugt. Statt der 51-jährigen Legende kämpfen so nun die 22 Jahre jüngere Pogonina und Maria Musitschuk um den WM-Titel sowie 60 000 der 450 000 Dollar Preisgeld. Die Verliererin kassiert die Hälfte.
Nachstehend die erste Niederlage von Koneru im Viertelfinale. Maria Musitschuk musste zwar in der zweiten Turnierpartie den Ausgleich hinnehmen, bewahrte aber in der Schnellschach-Verlängerung die Nerven.

W: Musitschuk S: Koneru
1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d4 exd4 4.Sxd4 Lc5 5.Le3 Df6 6.c3 Sge7 7.g3 Der Hauptzug ist 7.Lc4. In der Partie Yu,Y (2668) – Eljanow,P (2723) geschah 2014 bei der Olympiade in Tromsö: 0–0 8.0–0 Lb6 9.Te1 d6 10.Sa3 Sxd4 11.Lxd4 Lxd4 12.Dxd4 Dxd4 13.cxd4 c6 14.Tac1 Le6 15.Lxe6 fxe6 16.Sc4 Tad8 17.Sa5 Td7 18.b4 g5 19.Tc3 Sg6 20.h3 Kg7 21.a4 h5 22.b5 c5 23.Td1 Sf4 24.Kf1 cxd4 25.Txd4 d5 26.exd5 exd5 27.Sb3 Se6 28.Sc5 Sxc5 29.Txc5 Tf5 30.Ke2 Kf6 31.f3 mit Remisschluss. d5 8.Lg2 dxe4 9.0–0 0–0 10.Sd2 Lb6 11.Te1 Sxd4 12.Sxe4 Df5 Dg6 führte in Morelia/Linares 2007 zur Punkteteilung zwischen Wassili Iwantschuk (2750) und Peter Leko (2749): 13.Lxd4 Sc6 14.Lxb6 axb6 15.Dd2 Df5 16.h3 h6 17.g4 Db5 18.a4 Txa4 19.Sf6+ gxf6 20.Txa4 Dxa4 21.Dxh6 Da5 22.Dxf6 Dc5 23.Le4 Se7 24.Td1 Sg6 25.Lxg6 fxg6 26.Dxg6+ Kh8 27.Dh6+ Kg8 remis. 13.Lxd4 Sc6 14.Lxb6 Interessant ist 14.Sc5! Lxc5 15.Le4 Sxd4 (Dg5 16.h4 und Schwarz kann den Läufer auf c5 nicht verteidigen) 16.cxd4 (16.Lxf5? Sxf5 gewinnt Schwarz mit drei Figuren für die Dame) Dd7 17.dxc5 Dxd1 18.Taxd1 c6 und Schwarz hält die Stellung im Gleichgewicht. axb6 15.f4 Le6 16.b3 h6 17.h3?! 17.Dc1 Tfe8 18.Db2 verhindert die Verdopplung der schwarzen Schwerfiguren auf der a-Linie. Ta3! 18.Dd2 Da5 19.b4 19.Kh2? lässt Lxb3 zu. 20.axb3? Txa1. Ebenso höchst unangenehm zu spielen ist für Weiß 19.c4 Dxd2 20.Sxd2 Sd4. Da4 20.g4 Td8 21.Df2 Txa2 22.Txa2 Lxa2 Dxa2 23.Dg3!= mit der Idee 24.g5 und Angriff, weil die schwarze Dame etwas im Abseits steht. 23.b5 23.Dg3 erlaubt Td1 24.Kh2 Txe1 25.Dxe1 Dc2 26.Sf2 Kf8 27.Le4 Db2 28.Kg3 Lc4 mit minimal besseren Chancen für Schwarz. Sa7?! Der Springer steht hier etwas deplatziert. Se7! ermöglicht 24.f5 Td1 25.f6 Sg6 26.fxg7 Lc4 mit leichtem Vorteil für die Nachziehende. Und 23…Sa5 versandet ebenfalls im Remis: 24.g5! hxg5 25.Sxg5 Td1 26.Lf3 Txe1+ 27.Dxe1 Dxb5 28.Dd2 Dc5+ 29.Kg2 Lc4 30.Dd8+ Df8 31.Dxc7=. 24.g5! hxg5 25.Sxg5 Nun droht Dh4 und Mattangriff auf h7 und anschließend auf h8. f6?? Ein Patzer. Allein Td1! bremst den Angriffselan von Dame und Springer. 26.Lf3 (26.Txd1? führt wohl eher in den Verlust: Dxd1+ 27.Kh2 Lb3 28.Dh4 Sxb5 29.Dh7+ Kf8 30.Dh8+ Ke7 31.Dxg7 Dd6 32.Kg3 Dd3+ 33.Kg4 Dxc3 34.De5+ Dxe5 35.fxe5 c5) Txe1+ 27.Dxe1 Da3 28.De8+ Df8 29.De4 Dc5+ 30.Kg2 Lc4 31.De8+ Df8 32.De4 Dc5 ergibt ein Remis durch Zugwiederholung.

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26.Dd2!! Nutzt die schwache schwarze Grundreihe aus. Tf8 Txd2 27.Te8 matt. 26…Tc8 ist noch am besten, ohne jedoch das Matt abwenden zu können. 27.Ld5+! Lxd5 28.Dxd5+ Kh8

Musitschuk-Koneru2 [3]

29.Df7!! 1:0. Das weitere Damenopfer erzwingt die Kapitulation wegen fxg5 (Txf7 30.Te8+ Tf8 31.Txf8 matt beziehungsweise 29…Da3 30.Dh5+ Kg8 31.Dh7 matt) 30.Dxf8+ Kh7 31.Df5+ Kh6 32.Te6+ g6 33.Dxg6 matt.

Partie online:

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