Meister SG Solingen beendet zehnjährige Erfolgsserie der Kurstädter
Nikolic – Heinemann: Schwarz (in Verluststellung) erlaubt – mit Absicht – ein hübsches Matt in Zwei

Von Hartmut Metz
Das darf doch nicht wahr sein, dass mir die Jungs heute so einen Stress machen“, plagten Herbert Scheidt im letzten Spiel der Bundesliga-Saison arge Zweifel. Seine Mannen der SG Solingen mühten sich ausgerechnet gegen den Absteiger SV Griesheim wie gegen kaum einen anderen Gegner. Doch wie erklärte Großmeister Alexander Naumann gegenüber dem „Solinger Tageblatt“: „Gegen schwache Mannschaften flippen wir manchmal aus.“ Doch diesmal flippte der deutsche Rekordmeister nicht komplett aus und rettete sich mit einem 5:3-Sieg und 28:2 Punkten über die Ziellinie. Der zwölfte Titel ist der erste seit 1997! Vor allem die OSG Baden-Baden ließ die Klingenstädter nach der Jahrtausendwende dauernd über die Klinge springen. Zuvor hatte Solingen zusammen mit der SG Köln-Porz und Bayern München die Szene jahrzehntelang beherrscht. Diesmal kam die OSG jedoch gegen das Gründungsmitglied der Bundesliga nicht über ein 4:4 hinaus und patzte vor allen Dingen gegen Werder Bremen. Die erst zehnte Niederlage in 13 Bundesliga-Jahren erwies sich als eine zu viel!
Mit 27:3 Punkten blieb damit „nur“ Platz zwei vor den Werderanern (25:5) und Schwäbisch Hall (20:10).


Deutscher Mannschaftsmeister 2016: SG Solingen

„Ich gehe davon aus, dass Baden-Baden das sehr ärgern wird – und sie in der nächsten Saison ganz stark antreten werden, um uns den Titel wieder abzunehmen“, ahnt Solingens Vorsitzender Oliver Kniest und blickt auch gleich voraus, „es wäre vermessen zu sagen, wir würden nächstes Jahr wieder deutscher Meister – aber wir wollen Baden-Baden selbstverständlich erneut ärgern.“
Herausragende Spieler des neuen Champions waren an den Spitzenbrettern der Inder Pentala Harikrishna (7,5:1,5 Punkte) und der Ungar Richard Rapport (9:2). Den Ausschlag im Titelkampf gab sicher, dass die Solinger mehr feste Stammkräfte als Baden-Baden hatten, die regelmäßig aufliefen – und auch zuverlässig punkteten wie die Holländer Robin van Kampen (10:3) und Jan Smeets oder Predrag Nikolic (beide 10:4).
Dem Senioren-Weltmeister gelang die schönste Solinger Matt-Hatz der Saison gegen Thies Heinemann. Der Bosnier Nikolic sorgte so für das wichtige 4,5:3,5 über den Hamburger SK, der als zweiter „Bundesliga-Dino“ ebenfalls seit 1980 durchgehend im Oberhaus spielt.

W: Nikolic S: Heinemann
1.d4 Sf6 2.Sf3 e6 3.g3 b5 4.Lg2 Lb7 5.0–0 c5 6.c3 Sc6 7.Lg5 d5 8.Sbd2 Le7 9.Lxf6!? Ein interessanter Zug. gxf6 Lxf6 ist nicht besser. Wenn Schwarz versucht, den Bauern zurückzuholen, steht er schlechter: 10.dxc5 a5 Ansonsten befestigt Weiß den Bauern nach Deckung von c3 mit b4. 11.e4 0–0 12.exd5 Dxd5 (exd5 13.Sb3 a4 14.Sbd4 De7 15.Sxc6 Lxc6 16.Sd4 Tac8 17.a3 Dxc5 18.Sxc6 Txc6 19.Dxd5±) 13.Sd4 Dxc5 14.Se4 Db6 (De7 kostet eine Figur nach 15.Sxc6 Lxc6 16.Sxf6+ Dxf6 17.Lxc6) 15.Sxf6+ gxf6 16.Dg4+ Kh8 17.Dh4 Sxd4 18.Dxf6+ Kg8 19.cxd4 Lxg2 20.Kxg2 Tad8 21.Tfd1±. 10.dxc5 Lxc5 11.e4 Se7?! dxe4 empfiehlt sich eher. 12.Sxe4 Dxd1 13.Tfxd1 Le7 14.Sd4 Sxd4 15.Txd4 f5 16.Sd6+ Lxd6 17.Lxb7 Tb8 18.Txd6 Txb7 19.Tad1 Ke7 kann Schwarz sicher halten. 12.De2 a6 13.a4 bxa4 14.exd5 Sxd5 15.Txa4 0–0 16.Sb3± Le7? Lb6 ist Pflicht, um den folgenden Springerzug zu unterbinden. 17.Sa5! Lc8?! Dc7 18.Sxb7 Dxb7 19.Tg4+ Kh8 20.c4 Weiß gewinnt Material. f5 (Sb4 21.Se5 Dc7 22.Sxf7+ Txf7 23.Lxa8) 21.Th4!! Lxh4 (Sf6 22.Se5) 22.Sxh4 Tab8 23.Tb1 Sc3 24.De5+ f6 25.Dxc3 Mit zwei Figuren für den Turm steht Weiß haushoch auf Gewinn. 18.Sd4 18.Sc6 überzeugt genauso. Dd7 Dc7 19.Sdc6 Ld6 20.Dh5 f5 21.Lxd5 exd5 22.Dg5+ Kh8 23.Df6+ Kg8 24.Th4 Le6 (Ld7 25.Dh6 Tfe8 26.Dxh7+ Kf8 27.Dh8 matt) 25.Th5 und gegen das Matt auf g5 gibt es keine ausreichende Verteidigung mehr. 19.Sdc6 Ld8 20.Th4 20.Tg4+ gewinnt noch einfacher: Kh8 21.Th4 Tg8 22.c4 Sb6 23.Td1 Dc7 24.Dh5 Tg7 25.Txd8+. f5 21.Sxd8 Txd8 22.c4 Dc7 23.Dh5 Dxa5 24.Dxh7+ Kf8 25.Dh6+ Ke8 26.cxd5 Schwarz ist hilflos. Die Stellung liegt in Trümmern, und der König wird übers Feld gehetzt. Tb8 27.Df6 exd5 28.Th8+ Kd7 29.Dxf7+ Kc6 30.Tc1+ Kb5

31.De7 31.Df6 garantiert auch ein langzügiges Matt. Txh8 Heinemann beweist Sinn für Ästhetik und gestattet seinem Kontrahenten ein hübsches Finale. 32.Lf1+ Ka4 33.Da3 matt. Eine schöne Schlussstellung.

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