Der internationale Schachmeister Andreas Schenk erklärte mir vor einigen Jahren wie man im Schach stärker wird: Durch das Studium von Schachstrategieliteratur. Sehr starke Spieler stellen sich gegenseitig Probleme und versuchen diese zu lösen. Einen Einblick in diese Welt der “Schachprobleme” wird in der folgenden Schachpartie gegeben. (Patrick Karcher)
[Event "3 min, rated"]
[Site "Main Playing Hall"]
[Date "2012.06.07"]
[Round "?"]
[White "KovalenkoIgor"]
[Black "Semcesen2"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "D15"]
[WhiteElo "2783"]
[BlackElo "2702"]
[Annotator "Patrick,Karcher"]
[PlyCount "61"]
[EventDate "2012.06.07"]
[EventType "blitz"]
1. d4 d5 2. c4 c6 3. Nc3 Nf6 4. Nf3 a6 {in geschlossenen Stellungen sind
mehrere Bauernzüge statt Entwicklung möglich} 5. c5 Nbd7 {droht positionell 5..
. e5} 6. Bf4 {Entwicklung des Lc1 vor die Bauernkette, Prophylaxe gegen e5} Nh5
{Standardmotiv gegen einen derartigen Läufer} 7. e3 Nxf4 8. exf4 {nach dieser
Transformation ist ein massives Ungleichgewicht entstanden. Schwarz hat das
Läuferpaar, Weiß die halboffene e-Linie und Raumvorteil} Nf6 9. Bd3 Bg4 {
Fesselung (Angriff auf Sf3, Röntgenangriff auf Dd1 nebst Entwertung von Sf3)}
10. O-O e6 {Öffnet Diagonale für Lf8, versperrt aber auch dem Lg4 den Ruckzug
auf der Diagonalen h3-c8} 11. Re1 (11. h3 {Manch Spieler neigt dazu das
Fesselungsproblem direkt lösen zu wollen. Aber warum? Schwarz hat ja keine
weiteren konkreten Trümpfe in der Hand} Bh5 12. g4 Bg6 {mit leichtem weißen
Vorteil ist eine Alternative} (12... Nxg4 $2 13. hxg4 Bxg4 14. Be2 Qc7 15. Ne5
$18) 13. f5 $2 exf5 14. gxf5 Bh5 $17 {Fesselung}) 11... Be7 12. b4 {Spielt am
Damenflügel und nimmt die Fesselung des Sf3 hin} O-O 13. a4 Qc7 $1 {Angriff
auf f4 – der Zug ist stark, weil er den Gegner vor ein Problem stellt} 14. h3 {
Aktive Problemlösung – Angriff wird mit Gegenangriff beantwortet} (14. g3 $6) (
14. Qd2 $2 Bxf3) (14. Ne2 $2 Bxf3) 14... Bxf3 (14... Bh5 15. g4 $14) 15. Qxf3
g6 {Prophylaxe gegen f5} 16. g4 {bereitet f5 vor} Rfe8 {Prophylaxe gegen f5
und ermöglicht dem Le7 den Rückzug nach f8-g7} 17. Re2 (17. f5 exf5 18. gxf5
Nh5 $15 {sieht nur für Schwarz gut aus}) 17... b6 18. a5 bxa5 $2 19. Rxa5 $1 {
Weiß hat die Schwäche a6 im Visier} Qb7 {Gegenangriff auf Schwäche b4} 20. Rb2
{Deckung} Bf8 {ist möglich, da Weiß die ungedeckte Stellung des Sf6 nicht
ausnutzen kann} 21. Na4 {Verbesserung der Figurenposition} Nd7 {Überdeckt das
Einbruchsfeld b6} 22. Qe2 {Droht Materialgewinn auf a6} Nb8 {deckt} 23. Nb6 {
Verbessert die Figurenposition des Springers} Ra7 24. Rba2 {Erhöht erneut den
Druck auf a6} Bg7 {Gegenangriff} 25. Qe3 {deckt} Qe7 $5 {Gibt den Bauern a6
auf und setzt auf Gegenangriff, die Dame strebt auf die Idealposition h4 oder
f6} 26. Kg2 $2 {Verkennt die Wichtigkeit der Lage – eine Schlüsselposition ist
entstanden und nun sollte gut kalkuliert werden} (26. Bxa6 $1 Qf6 (26... Nxa6
27. Rxa6 Rxa6 28. Rxa6 Qf6 29. Nd7 Qxd4 30. Qxd4 Bxd4 31. Rb6 $18) 27. Be2 Rxa5
$2 28. bxa5 (28. Rxa5 Qxd4 $11) 28... Qxd4 29. a6 {Und der gefährliche
Freibauer läuft durch (die dritte Gewinnmethode im Schach!)}) (26. R5a4 $5 {
Ein hochinteressanter Computerzug der eine sehr spannende Lösung des
Angriffsproblems auf Bauer d4 findet} Qf6 27. b5 {deckt Bauer d4 und nutzt die
Fesselung des Bauern a6 aus} cxb5 28. Bxb5 $18) 26... Qf6 27. Qe5 {Verstellung}
Qh4 28. Qe3 Qf6 29. Qe5 (29. Bxa6 $5 Nxa6 30. Rxa6 Rxa6 31. Rxa6 Qxd4 32. Qxd4
Bxd4 33. Nd7 $13 {Diese Alternative ergibt ein unklares Endspiel (T+S, T+L)})
29... Qh4 30. Qe3 Qf6 {Remis durch dreimalige Stellungswiederholung, durch
einen Pendel. Eine sehr instruktive Schachpartie.} 1/2-1/2
Rubrik “DWZ-Plus”
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