Beruflich käme keiner der Rochade Kuppenheim gerne in Kontakt mit Markus Ehrlacher – schachlich und privat ist das dagegen eine diametrale Sache! Der Bewährungshelfer verstärkt jetzt als Spieler die Rochade Kuppenheim, nachdem er wie seine Mutter Ursula Ehrlacher schon länger Mitglied der Schachgemeinschaft ist. Das Iffezheimer Original prägte als Spieler, Funktionär und Schachenthusiast seit Jahrzehnten das mittelbadische Schach mit.
Der 56-Jährige wuchs im Rastatter Stadtteil Wintersdorf auf. Den Zugang zum königlichen Spiel fand er über eine einfache Spielesammlung – die Regeln brachte er sich selbst bei. Anfang der 80er trat er der Schach-AG von Heribert Urban an der Iffezheimer Realschule bei. Auch dort wirkte der Rochade-Gründungsvater als Lehrer, der leider Anfang September 2025 verstarb. Geprägt vom legendären WM-Match Karpow – Kasparow 1984 war er noch im selben Jahr mit 15 Jahren einer der 13 Gründungsmitglieder des Schachclubs Iffezheim. Die Gründung initiierte damals Hermann Merkel. Seinen Stammverein verließ Ehrlacher als Spieler jetzt nur schweren Herzens, weil er kein Team mehr in der Bereichsliga stellen konnte. Bis 2015 war Ehrlacher in verschiedenen Funktionen in der Iffezheimer Vorstandschaft aktiv. Besonders prägend war seine Arbeit als Jugendtrainer, wo er zahlreiche Kinder und Jugendliche förderte – darunter Talente wie den bisherigen Kuppenheimer Oberliga-Spieler Markus Merkel, Jonathan Clancy und Robert Elms, die später alle über seine eigene Spielstärke hinauswuchsen.
Der größte Erfolg in einer Partie: Im Mannschaftskampf hält Markus Ehrlacher (rechts) Großmeister Kiril Georgiev stand!
Rekordmann in Iffezheim mit positiver Bilanz
Zwischen 1985 und 2025 bestritt Ehrlacher unglaubliche 336 Pflichtspiele für den SCI! Darunter 67 Einsätze in der Landesliga und 19 in der Verbandsliga. Seine positive Bilanz dabei: 102 Siege, 69 Niederlagen und 165 Remis. Die akribische Auswertung zeigt schon, dass der Diplom-Sozialarbeiter sehr mit dem königlichen Spiel verbunden ist. So verbindet der Neu-Kuppenheimer sein Hobby gerne mit Reisen. Er spielte unter anderem in Sankt Petersburg 1992 und in Pardubice 2007. Das Jahr darauf nahm Ehrlacher an der Schacholympiade 2008 in Dresden teil. Zudem besuchte der Routinier zahlreiche Seminare bei Spitzentrainern wie Artur Jussupow, Karsten Müller, Michael Prusikin, Igor Khenkin, Matthias Wahls oder Niclas Huschenbeth.
Der junge Markus Ehrlacher 1995 im Duell mit Anatoli Karpow (links) beim Simultan 1995 in Baden-Baden.
Ein Duell mit seinem Schachidol, José Raúl Capablanca, bleibt ihm zwar verwehrt. Im Simultan hat er sich aber mit zwei anderen ganz Großen gemessen: 1995 unterlag Ehrlacher Anatoli Karpow in Baden-Baden nach langem Endspiel in 53 Zügen. 2019 glückte ihm jedoch in Bad Soden gegen Viswanathan Anand ein Remis.
Duell mit einem Kuppenheimer: Im Schnellschach trifft Markus Ehrlacher (links) auf Hartmut Metz, der sich jetzt freut, einen so sympathischen wie engagierten neuen Klubkameraden zu haben.
„Sternstunde“ beim Open 2012 in Bad Wildbad
Seine „Sternstunde“ erlebte Ehrlacher allerdings, wie er selbst meint, 2012. Beim Open in Bad Wildbad blieb der Neu-Kuppenheimer ungeschlagen, obwohl alle neun Gegner nominell stärker waren! Absoluter Höhepunkt: Ein Sieg in Runde sieben über den Internationalen Meister Maxim Chetverik (Elo 2284). Der dritte Platz mit 5,5/9 bescherte Ehrlacher ein unglaubliches Elo-Plus von 98! „Das war das Turnier meines Lebens“, schwärmt er noch heute. Das Traumergebnis bedeutete hinter Großmeister Karel Van der Weide und Chetverik den geteilten dritten Platz! Der erste Platz in seiner Ratinggruppe war dadurch dem Sechstletzten der Setzliste sicher. Sieben seiner neun Gegner waren hingegen unter den Top 9 der Setzliste zu finden. Noch einmal sorgte Ehrlacher für Aufsehen, als er im Mannschaftskampf 2016 ein Remis gegen Kiril Georgiev schaffte! Der bulgarische Großmeister hatte damals noch eine Elo-Zahl von 2613 und zählte einst gar zu den Top Ten der Welt! Viele Partien dieser genannten Erfolge können hier online nachgespielt werden.
Viele Duelle mit Kuppenheimern
Seit 1985 kreuzte Ehrlacher immer wieder die Klingen mit Kuppenheimer Spielern – erstmals gegen Ralf Gantner in der mittelbadischen Jugendmeisterschaft (Niederlage im Najdorf). Auch wenn die Bilanz durchwachsen ist, bleiben Achtungserfolge wie die Schwarz-Remis gegen Joachim Kick (2010) und den georgischen Toptrainer Giorgi Macharashwili (1998) in Erinnerung. Jetzt sitzt Ehrlacher auf der „richtigen“ Seite des Brettes und muss sich höchstens noch in Vereinsturnieren mit den ehemaligen Rivalen messen.
Fan des KSC und von AC/DC
Neben dem Schach schlägt Ehrlachers Herz für Fitness, den KSC, die Musik von AC/DC, Urlaube in Thailand, Kino und gute Bücher. Mit Markus Ehrlacher gewinnt die Rochade so nicht nur einen sympathischen wie erfahrenen Kämpfer am Brett, sondern auch einen leidenschaftlichen Schach-Enthusiasten, der seine Begeisterung seit über vier Jahrzehnten lebt und weitergibt.


