Die Rochade Kuppenheim hat in der Oberliga Baden einen klassischen Fehlstart hingelegt: Gleich zum Saisonstart unterlag die Schachgemeinschaft den Karlsruher SF II mit 3:5. Eine bittere, wenn auch verdiente Niederlage: Im Duell zweier Aufsteiger hatte die Rochade beim Aufstellungspoker etwas Pech. Weil die Oberliga Baden-Württemberg erst im Oktober startet, konnten die Karlsruher noch zwei Asse aus der ersten Mannschaft einsetzen, hatten die doch noch keinen Sperrvermerk durch eine frühere Runde. Das trug mit zur Entscheidung bei. Christoph Pfrommer blockte Topscorer Thilo Ehmann aus, auch weil der deutsche Vizepokalsieger schnell weg zu einem anderen Termin musste. Insofern war das Remis aus Kuppenheimer Sicht durchaus in Ordnung.

Markus Merkel kämpft wie ein Löwe – doch eine Qualität mehr reichte im Endspiel nicht.

Jean-Luc Roos wieder zu optimistisch

Eine gewisse Vorentscheidung brachte der überbordende Optimismus von Jean-Luc Roos. Der IM lehnte eine Remis-Offerte von Thomas Schlager in gewiss nicht besserer Position ab. Die Karlsruher Nummer zwei bot dann eine Qualität zum Fraße an – erhielt dafür aber mächtige Freibauern am Damenflügel. Die führten zur Entscheidung. Danach konnten die Gastgeber nicht das Ruder herumreißen: Joachim Kick und Markus Merklinger remisierten mit Lukas Koll und Michael Spieker. Hartmut Metz opferte zwar energisch eine Figur für drei Bauern und minimale Angriffschancen. Die parierte aber Hannes Metzinger mühelos, weshalb die Partie in ein Endspiel mit Läufer und fünf Bauern gegen Läufer, Springer und zwei Bauern mündete. Das konnte jedoch keine Seite gewinnen. Insofern teilten sich die beiden „Metz“ im Namen den Zähler zum 2:3. Jochen Klumpp unterschätzte den weißen Angriff. Alexander Wiesner konnte jedoch so mit einem Einschlag für ein schnelles Ende sorgen.

Tragischer Held: Marlon Meier opfert erst brillant die Dame – und scheitert dann im Gewinnsinne, als er nur noch einen ungedeckten gegnerischen Turm rausnehmen muss.

Beim 2:4 herrscht noch leichte Hoffnung

Beim 2:4 war der Sieg für Kuppenheim zwar dahin. Zumindest hofften die Hausherren, die im Alten Rathaus (50 Meter entfernt vom Alten Kindergarten) ihre Oberliga-Kämpfe austragen, aber noch auf ein 4:4. Marlon Meier hatte durch ein brillantes Damenopfer zwei Figuren für einen Turm herauskombiniert. Nach einem weiteren Fehler von Linus Koll wurde ein Endspiel mit Turm, Läufer und drei Bauern auf dem Königsflügel gegen Turm und drei Bauern erreicht. Das sollte doch einfach gewonnen sein?

Unglaublicher „Patt-Trick“ rettet Koll

Meier mühte sich zunächst vergebens ab, die richtige Idee zu finden. Danach ergab sich folgender unglaublicher „Patt-Trick“, nachdem Weiß mit dem Turm auf g7 genommen hatte, schlug Koll kurzerhand mit seinem Turm den Bauern auf g3!!! Die Stellung war damit wie folgt:

W: Marlon Meier S: Linus Koll

Tragischer Held: Marlon Meier opfert erst brillant die Dame – und scheitert dann im Gewinnsinne, als er nur noch einen ungedeckten gegnerischen Turm rausnehmen muss.

Schwarz hatte im letzten Zug mit Überzeugung auf g3 genommen. Im wahrsten Sinne des Wortes ein echter Patt-Trick! 1.Txg3 wäre einfach gegangen. Schließlich ist der f4–Bauer nicht mehr gedeckt. Doch Meier ließ sich irritieren, glaubte dem Gegner nach einigen Minuten des Nachdenkens den Bluff und spielte 1.Th7??Kxf4 2.Txh5 Kg4 3.Th6 Th3 4.Txf6 Txh4 und das Endspiel mit Turm gegen Turm und Läufer hielt Schwarz letztlich! Remis. Damit war auch die Chance fürs Team geschwunden, wenigstens einen Mannschaftszähler im Kampf um den Klassenerhalt zu gewinnen.

Markus Merkel kämpft wacker

Markus Merkel spielte nach eigener Meinung gegen Jonathan Rügert eine schlechte Partie und stand im Hemd. Doch er gewann eine Qualität und verteidigte sich in der beidseitigen Zeitnotphase sauber, obwohl seine Stellung immer noch schwierig war. Wacker versuchte er alles und opferte einen Bauern, um seinen Springer zu aktivieren. Letztlich gab es aber kein Eindringen in die gegnerische Stellung, war das weiße Läuferpaar doch zu stark im Verbund mit den nach e5 und f5 vorgerückten weißen Bauern. Somit blieb auch Merkel bei seinem Rochade-Debüt in der Oberliga ohne vollen Punkt. Das Remis besiegelte die 3:5-Schlappe.