Exakt 100 Schachspieler pilgern zur Premiere nach Hörden

Als „einen Sechser im Lotto“, priesen ihn bald seine Vereinskameraden beim Schachclub (SC) Rastatt, als Nikolaus Sentef 1999 zu dem kleinen Verein stieß und ihn wiederbelebte. Das galt rasch auch für den Schachbezirk Mittelbaden, den der Weisenbacher als erster Vorsitzender lange diente, bevor er Ehrenvorsitzender wurde – und noch mehr für den Schach-Nachwuchs. Mit seiner Schachschule führte er mit seiner Gattin Laura ab 2003 unzählige Kinder in Schulen und Vereinen und sogar in Kindergärten an das königliche Spiel heran. Der Trainerausbilder des Badischen Schachverbandes (BSV) erhielt als „Glücksgriff“ viele Ehrungen im Laufe der Jahre. Höhepunkt war aber zweifellos 2017 die Kür zum „Trainer des Jahres“.

Andrei Ioan Trifan (links) sichert in der letzten Runde mit seinem einzigen Remis den Turniersieg vor dem Hördener Jörg Eiler ab.

Bei der Deutschen Schachjugend (DSJ) würdigte die Jury damals die erfolgreiche Arbeit des engagierten wie freundlichen Lehrers: Sentef führte nicht nur einige Spieler zum Meister-Titel beim Schach-Weltverband FIDE, sondern wurde mit seinen Schützlingen von den Schachfreunden Sasbach erst deutscher Jugend-Mannschaftsmeister der U16, dann mit der U20! Eines seiner Talente von dort, Thilo Ehmann, wurde 2022 und aktuell 2025 auch deutscher Pokalsieger der Männer. Der Sasbacher Marco Riehle kam in der Bundesliga für den SK Ötigheim zum Einsatz.

Mehr als nur Lippenkenntnisse: 100 Schachspieler würdigen in Hörden das Gedenken an den Weisenbacher Nikolaus Sentef, der 2017 zum deutschen „Trainer des Jahres“ gekürt wurde.

Erfolgstrainer Sentef stirbt viel zu früh

Doch am 9. Oktober 2024 verstarb Sentef mit 57 Jahren viel zu früh. Sein Wirken wurde damals mit hehren Worten gepriesen. Dass es sich dabei nicht nur um Lippenbekenntnisse handelte, zeigte sich Mitte Juli: Die Schachfreunde (SF) Hörden und der SC Rastatt luden zum ersten „Nikolaus Sentef Gedächtnisturnier“ ein, um an ihren einstigen Jugendtrainer zu erinnern. Kommen bei Schnellschach-Turnieren mit Sachpreisen bei der Premiere höchstens zwei, drei Dutzend Spieler, pilgerten auf Anhieb exakt 100 Spieler in die Flößerhalle im Gaggenauer Stadtteil. „Die Teilnehmerzahl am Gedächtnisturnier zeigt, wie viele Menschen Nikolaus Sentef auf vielerlei Ebenen durch das Schachspiel und persönlich begeistern konnte“, zeigten sich Witwe Laura Sentef und Norbert Frühe gerührt. „Für die erfreuliche Anmeldezahl sorgten viele ehemalige Schachschüler, alte Freunde und Bekannte“, befand der Hördener Vereinsboss. Frühe verwies vor allem „auf die großen Gruppen aus Heitersheim, Oberkirch und Appenweier“, die besonders für einen würdigen Rahmen gesorgt haben. Auch vier Mitglieder der Rochade Kuppenheim traten an.

Marlon Meier teilte zwar den zweiten Platz mit 5,5 Zählern. Doch da er nur Sieger Andrei Ioan Trifan als einzigen Gegner aus den Top Ten hatte, reichte seine Buchholzwertung nur zu Rang sechs.

Ehemaliger Sentef-Schützling Trifan beherrscht das Feld

Einer der besten Schützlinge von Sentef dominierte das siebenrundige Turnier: Andrei Ioan Trifan (OSG Baden-Baden) gab nur ein Remis ab und siegte sechsmal! So distanzierte der ehemalige deutsche U14-Jugendmeister aus Sasbach die Verfolger um einen ganzen Zähler. Das einzige Remis nahm ihm Jörg Eiler in der Schlussrunde ab. Ebenso wie der Hördener kam Alexandre Divry (SC Neumühl) auf 5,5 Punkte und schaffte den Sprung aufs Siegertreppchen. Wegen schlechterer Buchholzwertung mussten sich die Oberliga-Spieler Tim Uhlmann (OSG Baden-Baden), Hannes Metzinger (SK Ottenau) und Marlon Meier (Rochade Kuppenheim) sowie Markus Oehler (SK Appenweier/alle 5,5) mit den Plätzen vier bis sechs zufriedengeben.

Markus Merklinger sammelte 3/5, ehe er das Turnier am Nachmittag wegen einer zeitgleichen Klaviervorstellung seiner Tochter abbrechen musste.

Schwester von Thilo Ehmann gewinnt Damenpreis

Die Top Ten ergänzten Rochade-Jugendtrainer Daniel Schmitt, Topfavorit Rolf Schlindwein (beide OSG Baden-Baden) und Uwe Rauch (SK Appenweier) mit jeweils fünf Zählern. Den Anschluss an das Trio hielten zwei weitere Murgtäler mit den Gernsbachern René Gaisbauer und Fabian Hornung auf den Plätzen 13 und 14. Als 15. mit im Bunde war die beste Frau: Johanna Ehmann (SK Oberkirch). Die Schwester von Thilo Ehmann gewann fünf Partien und landete so deutlich vor Maria Grining (Karlsruher SF) mit vier Punkten. Tim Uhlmann durfte sich über den ersten Platz in der U18 freuen. Sein Bruder Jonas Uhlmann (OSG Baden-Baden) war Bester der U16. Ivan Kateryniuk (4) sicherte dem SC Rastatt den Preis als bester U14-Spieler. Der erste U12-Platz ging an den Heitersheimer Philip Vilain (3,5). In der U10 war der Baden-Badener Ben Schubert (3) ganz vorne. Als jüngster Spieler erhielt zudem der Ladenburger Frits Kruijssen (2,5) in der U8 einen Pokal.

Merklinger und Beckert einträchtig platziert

Weitere Kuppenheimer im Feld waren Markus Merklinger und Max Beckert. Beide belegten einträchtig die Plätze 61 und 62 mit drei Punkten. Beckert verlor gleich zum Auftakt das Duell mit seinen Kuppenheimer Vereinskameraden Meier. Merklinger holte die drei Siege binnen fünf Runden. Doch der langjährige Oberliga-Spieler hatte keine Zeit mehr und gab die zwei letzten Runden kampflos ab. Merklinger wollte eine Klaviervorstellung seiner Tochter nicht verpassen. „Ich kündigte meinen vorzeitigen Rückzug schon bei der Anmeldung an“, erläuterte der Rastatter. Merklinger wollte es aber auch nicht versäumen, Sentef zu würdigen. Letztlich schraubte er die Teilnehmerzahl so auf exakt 100 Teilnehmer.

2026 dürfte es erneut ein Gedächtnisturnier geben

Den Abschiedsgrüßen vieler Teilnehmer, die mit dem fordernden Satz „bis nächstes Jahr beim Nikolaus Sentef Gedächtnisturnier“ gingen, will Norbert Frühe wohl nachgeben. „Eine Wiederholung ist angedacht“, sagt der Hördener Vorsitzende und ergänzt, „erst einmal müssen wir aber das aktuelle Turnier bewerten und weitere Ideen überlegen.

2025_Endstand
2025_Frauen
2025_SeniorenÜ65
2025_U18
2025_U16
2025_U14
2025_U12
2025_U10
2025_U8