In der Presse ist Hartmut Metz als „Schwabenpfeil“ gefeiert worden – was die Berichterstatter nicht wussten: Der Schachspieler aus dem badischen Kuppenheim ist tatsächlich in Aalen geboren. Genauer: in Ebnat, damals einem 2000-Seelen-Dorf oberhalb der Ostalb-Metropole, das in den 70er Jahren eingemeindet wurde. Deshalb spielte der FM auch überhaupt nur mit bei einem der sieben Qualifikationsturniere der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DASM). Nach Besuch bei Tante, Cousin und Cousine ging er auch ans Brett.
In der höchsten Kategorie, der A-Gruppe, in der Spieler von 2100 bis 2300 Rating antreten konnten, setzte sich Metz mit 4/5 durch. Knapp dahinter folgte der Ettlinger Oberligaspieler Marcus Friedel, der die schlechtere Buchholz aufwies. Die Ränge drei und vier nahmen die Biberacher Andreas Schulze und Holger Namyslo (beide 3,5), der das Turnier der DSAM in Niedernhausen gewonnen hatte, ein. In der A-Gruppe waren nur elf Spieler am Start, zudem zog Stephan Brem zurück, nachdem sein Handy gegen Namyslo kurz nach Partiebeginn klingelte und er dadurch verlor. Das führte zur kuriosen Situation, dass die sieben Qualifikanten für das DSAM-Finale am 31. Mai bis 2. Juni in Leipzig schon vorher feststanden! Schließlich waren auch noch vier Spieler dabei, die sich bereits ihren Platz in Magdeburg beziehungsweise Niedernhausen gesichert hatten. Metz wird allerdings nicht mitspielen, weil dort gleichzeitig die Endrunde des deutschen Pokals stattfindet, für die er ebenfalls als badischer Pokal-Finalist qualifiziert ist. Allerdings scherzte auch schon der umtriebige DSAM-Pressechef Ralf Mulde, der Kuppenheimer könne ja auch in beiden Turnieren gleichzeitig mitspielen … Ein unterhaltsames Novum wäre es wohl, über das Mulde sicher humorvoll zu berichten wüsste.
In Aalen war der Andrang wieder enorm. Die 252 Plätze in den sieben Rating-Gruppen (bis Gruppe G für Spieler unter 1200 DWZ) waren bereits im Oktober vergeben! Zahlreiche Interessenten musste abgesagt werden – selbst Dauerteilnehmer Hanno Dürr, langjähriger Präsident des württembergischen Verbandes und schon immer der Turnierserie verbunden, durfte nicht mehr nachrücken!
Metz startete mit zwei Siegen über Alexander Wurm (2156 Elo) und Bernd Wronn (2145). Nach einem gescheiterten Sizilianisch-Eröffnungs-Experiment gegen Namyslo (2258) bot der Kuppenheimer lieber rasch ein Remis an, was der Biberacher trotz Entwicklungsvorteils annahm. In seiner zweiten Weiß-Partie sorgte Metz dann für eine Duplizität der Ereignisse: Wie in Runde zwei bekam er gegen Schulze (2200) einen weißen Freibauern auf h7, der dank der schwarzfeldrigen Läufer den Sieg verbürgte. In der Schlussrunde kannte sich Friedel in der Eröffnung besser aus. Der Ettlinger konnte aber dem Remisangebot des Widersachers nicht widerstehen und nahm an. Den knappen Buchholz-Vorsprung baute Metz hernach noch deutlich aus und lag letztlich mit 13,5:11 in der Zweitwertung klar vorne. Neben einem Plus von mehr als 20 Elo erhielt der Sieger auch noch einen mehrere hundert Euro wertvollen Hotel-Gutschein der H-Hotels, in denen die Turnierserie stattfindet.
Vorteil der beliebten Turnierserie, die unter der Ägide des Dresdners Dirk Jordan in die 17. Saison geht, ist nach Ansicht vieler Teilnehmer: Jeder spielt gegen ähnlich starke Spieler und hat eine Chance. Die Sieger in den unteren Kategorien freuten sich besonders – und für jeden war die Quali für Leipzig wichtig. Dauerbrenner Holger Namyslo gefällt außerdem: „Es werden keine Partien veröffentlicht, so dass man seine Eröffnungs-Geheimnisse bewahren kann.“