Matthias Blübaum hat sich selbst nicht vorstellen können, dass er sich in Samarkand für das WM-Kandidatenturnier des Schach-Weltverbandes FIDE qualifiziert. Spielte schon Vincent Keymer dort großartig, war das Resultat und Platz zwei des 28-jährigen Lemgoers eine Sensation. Für das neue Schach-Magazin 64 (November-Ausgabe), das am Wochenende bei den Abonnenten eintraf und demnächst an Bahnhofs-Kiosken zu erwerben ist, sprach Hartmut Metz mit Blübaum über seinen größten Erfolg. Der zweifache Einzel-Europameister nennt diesen noch immer „surreal“. Blübaum ließ im Interview mit dem Kuppenheimer FIDE-Meister nicht nur das Grand-Swiss-Turnier Revue passieren.
Europameister Matthias Blübaum spricht im Interview für das „Schach-Magazin 64“ mit dem Kuppenheimer Hartmut Metz über seinen „surrealen“ Erfolg in Samarkand.
Blübaum drückt Keymer die Daumen
Er bedauerte auch das Pech seines Nationalmannschaftskameraden Vincent Keymer in Samarkand und hofft, dass der zwischendurch bis auf Platz vier der Live-Weltrangliste gekletterte deutsche Topspieler beim Weltcup nachziehen kann und somit auch beim WM-Kandidatenturnier dabei ist. Zu den Chancen des nächsten Herausforderers bei der WM sagt Blübaum mit Blick auf den in Samarkand enttäuschenden Weltmeister: „Auf der anderen Seite ist Gukesh auch sehr jung und sicherlich extrem stark. Dennoch: Jeder, der das Kandidatenturnier gewinnt, besitzt eine sehr, sehr reelle Chance, Gukesh zu schlagen. Schließlich muss der Sieger im Kandidatenturnier eine Riesenleistung zeigen, um sich durchzusetzen. Deshalb behaupte ich, dass der Sieger mindestens eine Fifty-fifty-Chance besitzt gegen Gukesh. Kurzum: Der Herausforderer muss sich nicht vor dem Weltmeister verstecken!“
Das neue „Schach-Magazin 64“ widmet sich im November unter anderem dem Duell der beiden alten Schach-Riesen Garri Kasparow und Viswanathan Anand.
„Kein sehr starker Spieler“ besitzt viel Humor
Interessante Einblicke gewährte Blübaum in dem fünfseitigen Interview auch bezüglich der Hintergründe, warum er erst ein Mathematik-Studium absolvierte, ehe er jetzt als Vollprofi ans Brett geht. Dass der zurückhaltend wirkende Lemgoer auch sehr viel Humor besitzt, zeigt sich an seinem Twitch-Kanal, der unter „KeinSehrStarkerSpieler“ läuft. Damit bezieht sich der 28-Jährige auf eine Aussage von Arkadij Naiditsch. Vor rund fünf Jahren lag dieser bei seiner Einschätzung, Blübaum sei „kein sehr starker Spieler“ und sein Schachverständnis sei eine „Katastrophe“ im Nachhinein gewaltig daneben. Amüsiert griff der WM-Kandidat den Titel bei Twitch auf.
Naiditsch kein Mann für Blübaums Sekundanten-Team
Die Aussagen sieht der Lemgoer gelassen und ist deswegen nicht sauer auf den mittlerweile für Bulgarien spielenden Großmeister-Kollegen. Nur eines schließt Blübaum lachend aus: Dass er Naiditsch in sein Sekundanten-Team für das WM-Kandidatenturnier aufnimmt, obwohl dieser ihm sicher einiges beibringen könnte, habe er sich doch überlegen gefühlt, wie Metz im Interview mit dem amtierenden Europameister abschließend witzelt …
Kasparow noch immer ein ganz Großer
Abseits des Interviews bietet das neue Schach-Magazin 64 einen gewohnt breiten Themen-Mix. Besonders sticht dabei das auf dem Titel abgebildete „Duell der Legenden“ heraus: Viswanathan Anand und Garri Kasparow treffen 30 Jahre nach ihrem letzten Kampf wieder aufeinander. Kasparow beweist dabei, dass er trotz seiner langen Pause noch immer zu dem besten Schachspielern der Welt zählt! Das Duell in St. Louis nimmt ebenso wie die Mannschafts-Europameisterschaft, über die auch Stefan Liebig fundiert berichtet, einen breiten Raum ein.
Crowd Funding für Matthias Blübaum
Ergänzung: Mittlerweile wurde ein Crowd-Funding für Matthias Blübaum ins Leben gerufen, um ihm eine optimale Unterstützung beim Kandidatenturnier zu bieten. Details finden sich im Web unter anderem unter:
https://www.schachbund.de/news/crowdfunding-fuer-matthias-bluebaum-jetzt-fuer-das-kandidatenturnier-unterstuetzen.html

