- Zielgruppe: Spieler zwischen 1400 bis 1800 DWZ.
- Lernziel: Verständnis über die beiden strategischen Spielelemente „Kontrolle“ und „Freibauer“ gewinnen.
Um ein tiefgehendes Schachverständnis zu entwickeln, ist es von großer Bedeutung die Grundkonzepte des Spieles zu kennen und in jeder Spielsituationen anwenden zu können. In den Spielphasen der Eröffnung und Mittelspiel geht es um den strategischen Kampf um mehr „Kontrolle“. Einfluss gewinnen Sie, indem Sie ihre Figuren besser positionieren als die gegnerischen Kräfte. Doch da Sie nur ihre eigenen Figuren ziehen dürfen und dem Gegner das Zugrecht über seine Streitkräfte obliegt, benötigen Sie die Mithilfe ihres Gegners. Entweder indem er das Spielelement der Kontrolle nicht (ausreichend) versteht und planlose Züge macht. Oder aber indem Sie ihn unter Druck setzen und zu Fehlern verleiten. Das taktische Element den Gegner unter Druck zu setzen ist der „Angriff“.
Gewöhnlich ist der Kampf um Macht und Kontrolle so, dass Weiß mit seinem Anzugsvorteil bestrebt ist ein Mehr an Kontrolle und Einschränkung aufzubauen, Schwarz hingegen dem entgegen zu stehen und die gleiche Kontrolle zu entwickeln. Der Prozess zum Gewinn von Kontrolle verläuft schleichend, indem Sie taktische Fehler dazu ausnutzen punktuelle Einschränkungen der gegnerischen Kräfte zu erzielen.
Im Übergang von Mittelspiel zu Endspiel gewinnt das zweite große strategische Element der „Freibauer“ an Bedeutung (ein Bauer, der auf seinem Weg zum Umwandlungsfeld durch keinen gegnerischen Bauern mehr kontrolliert werden kann. Durch seine Verwandlung in eine höherwertige Figur (i.d.R die Dame) gewinnen Sie ebenfalls an Kontrolle – schließlich kontrolliert eine Dame bis zu 27 Felder auf dem Brett, der Bauer hingegen nur magere zwei. Neben dem taktischen Mittel des Angriffs bekommt das Mittel des Zugwangs an Gewicht.
Von entscheidender Bedeutung für die Stellungsbeurteilung ist die Bauernstruktur. Starke Spieler erkennen anhand der Bauernstruktur, welche Partie zu bevorzugen ist – zweifelsohne ist dabei auch die Anordnung der Figuren in dem Gebilde der Bauern von Bedeutung (man spricht von Mustererkennung). Großmeister bedenken bei jeder Veränderung der Bauernstruktur nicht nur die strategische Komponente der Kontrolle, sondern ebenso die strategische Komponente von entstehenden Freibauern. Selbst dann, wenn das Endspiel noch in weiter Ferne liegt. Schach erfordert Weitsicht.
- Beispiel: Ihr Springer steht auf f3 und der gegnerische Springer auf c6, in dieser Konstellation neutralisieren sich die beiden Figuren auf den zentralen Kontrollpunkten d4 und e5. Ihr Gegner zieht ohne Grund planlos seinen Springer von c6 nach e7. Daraufhin verliert er die Kontrolle über die beiden Zentralfelder und Sie können ihren Springer von f3 nach d4 oder e5 ziehen.
=> Mehr Kontrolle durch Unwissenheit des Gegners - Beispiel: Ein prominentes Beispiel ist eine Struktur mit einem isolierten Bauern, bei dem es für die Partei mit dem Isolani-Bauern von Vorteil ist möglichst viele Figuren auf dem Brett zu behalten. Folglich wäre ein taktischer Gegenplan der Abtausch von Figuren.
=> Mehr Kontrolle erlangen durch Möglichkeiten des Angriffs und Tauschs - Beispiel: Bauernwalze beim Königsangriff mit heterogene Rochaden. Der Bauernlauf dient einerseits dazu, Linien für die Türme zu öffnen, die sich danach über mehr Kontrollmöglichkeiten freuen und andererseits den Schutzwall aus Bauern des gegnerischen Königs zu berauben. Damit einher gehen taktische Möglichkeiten, die ebenfalls die Möglichkeiten ihres Gegners einschränken.
=> Mehr Kontrolle erlangen durch die Veränderung der Bauernstruktur - Beispiel: Die einfachste Zugzwangstellung entsteht im Endspiel mit König und Bauer gegen König (Weiß Kd6, Be7 und Schwarz mit Ke8)
=> Mehr Kontrolle durch Zugzwang - Beispiel: Weißer König auf g6, weißer Turm auf f6 und Schwarzer König auf g8. Schwarz steht im Zugzwang und muss seinen König auf das Eckfeld h8 ziehen, wobei er die Kontrolle über das Feld f8 verliert, auf dem ihn der weiße Turm Schachmatt setzt
=> Mehr Kontrolle durch Zugzwang